Buchtipps

Wachstumswahn (Buchbesprechung)

von Carina Hoffmann, erschienen in Ausgabe #29/2014
Photo

Christine Ax und Friedrich Hinterberger stellen in ihrem Buch »Wachstumswahn« auf anschauliche und detaillierte Weise dar, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland seine Grenze erreicht hat. Im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten können heute keine höheren Zuwachsraten mehr verzeichnet werden. Der Versuch, ein höheres Brutto­inlandsprodukt, geringere Staatsschulden und eine verminderte Arbeitslosenrate durch Wachstum – sprich: durch mehr Konsum, höhere Investitionen und verstärkten Export – zu erzielen, ist keine Lösung. Die dafür benötigten Ressourcen sind endlich, und die daraus resultierenden Umweltzerstörungen entreißen den Menschen jegliche Lebensgrundlage. Auch eine exorbitante Exportpolitik könne das Wachstum nicht ins Unendliche ausweiten, ohne eine erhöhte Arbeitslosigkeit im Inland zu provozieren oder mittels Rettungspaketen die Länder finanziell zu unterstützen, die Güter aus Deutschland importieren – wodurch die Exporte selbst finanziert würden …
Wie unverhältnismäßig das Wirtschaften der Industriestaaten ist, zeigt ein Blick auf die weltweite Ressourcen­nutzung: Die 15 wirtschaftlich stärksten Länder verbrauchen 75 Prozent der weltweit zur Verfügung stehenden Ressourcen, wobei die 100 Länder, die am wenigsten verbrauchen, zusammen lediglich auf 1,5 Prozent kommen.
Exportweltmeister Deutschland kann kaum auf natürliche Rohstoffe aus dem eigenen Territorium zurückgreifen, sondern ist auf Importe angewiesen, um seine Waren zu produzieren. Damit Deutschlands Wirtschaft angesichts kletternder Rohstoffpreise wettbewerbsfähig bleiben kann, muss sie in Ressourceneffizienz, wie etwa erneuerbare Energien, investieren. Da die hierbei erzielten Einspar­effekte jedoch gemäß dem Rebound-Effekt zu einem leichtfertigeren Konsumieren und letztlich zu erhöhtem Verbrauch führen, plädieren Ax und Hinterberger für einen gedrosselten Konsum sowie für mehr Tauschen, Teilen und Recyceln.
Das Buch ist allen zu empfehlen, die neue Perspektiven darüber gewinnen wollen, wie sich ein gesundes und glückliches Leben in Wohlstand durch gerechtere Umverteilung von Einkommen sowie durch Arbeitsteilung über Generationen und Geschlechter hinweg unabhängig vom quantitativen Wachstumsgedanken gestalten lässt. ◆ 

 

Wachstumswahn
Was uns in die Krise führt – und wie wir wieder herauskommen.
Christine Ax, Friedrich Hinterberger
Ludwig Buchverlag, 2013
368 Seiten
17,99 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #29

Photo
von Christina Stange

Der geplünderte Planet (Buchbesprechung)

Der mit »Der geplünderte Planet« betitelte 33. Bericht an den »Club of Rome« setzt sich ausführlich mit den Rohstoffen unserer Erde auseinander und zielt auf einen umfassenden Wertewandel. Die Grundlagenarbeit von Ugo Bardi, die durch viele aufschlussreiche

Photo
von Astrid Emmert

Ackergifte? Nein danke! (Buchbesprechung)

Ute Scheubs Buch zur gleichnamigen Kampagne »Ackergifte? Nein Danke!« (siehe Oya 26) liest sich wie ein Krimi: Es gibt ein schier unglaubliches Verbrechen, es gibt Täter, unzählige Opfer – aber niemanden, der von Amts wegen um die Aufklärung des Falls bemüht

Photo
Globale Perspektivenvon Julia Herz-el Hanbli

Mein Teller, ­unser Teller

Die Eltern-Kind-Cafés in deutschen Städten gleichen oft Knigge-Kursen für die Kleinsten. Schon früh werden sie in die Kunst des Essens mit Besteck eingeführt.Ohne Besteck isst man in Europa nicht. Ein Mädchen, kaum drei Jahre alt, hat sich offenbar fest vorgenommen,

Ausgabe #29
Satt und glücklich

Cover OYA-Ausgabe 29
Neuigkeiten aus der Redaktion