Titelthema

Wer füttert die Welt?

Hat die Bewegung für Ernährungssouveränität das Zeug dazu, die Planetin und mit ihr die Menschheit vor dem endgültigen sozialen wie ökologischen Kollaps zu bewahren?von Jochen Schilk, erschienen in Ausgabe #29/2014
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© www.globalexchange.org

Wenn der Indianerjunge Jeguaká Mirim bei der Eröffnungsfeier der diesjährigen Fußball-WM vor den Augen der Welt zunächst im Rahmen der FIFA-Choreographie eine Friedenstaube fliegen lässt, dann jedoch mit einem Banner für die Landrechte seines Volks – den nicht nur in Brasilien beheimateten Guarani – protestiert; wenn Hertha Machulke aus Remscheid vor dem Supermarkt in ihrer Straße eine Petition der Organisation Foodwatch für verständliche Lebensmittelverpackungen unterschreibt; wenn bayerische Imker aus der Umgebung von Kaisheim, wo 2010 versuchsweise Gen-Mais angebaut wird, ihre Bienenstöcke ins Asyl vor den Landtag nach München bringen, um ihre Völker öffentlichkeitswirksam davor zu bewahren, kontaminierte Pollen einzutragen; wenn die Physikerin Vandana Shiva sich für den Erhalt traditionellen Saatguts engagiert; wenn auf Kuba innerhalb weniger Jahre »agrarökologische« Methoden die industrielle Landwirtschaft ablösen oder wenn die Menschen der kleinen Guarani-Gemeinde Apy Ka’y trotz Morddrohungen schon zum vierten Mal auf ihr angestammtes Land zurückkehren, das Farmer in eine Zuckerrohr-Plantage umgewandelt haben, angeführt von Damiana Cavanha, die bereits den gewaltsamen Tod ihres Mannes und dreier ihrer Kinder sowie die Pestizid-Vergiftung des Dorfschamanen erleben musste – gibt es dann in all dem irgendeinen Zusammenhang?
Es sind scheinbar unterschiedliche Kämpfe, die in diesen Beispielen ausgetragen werden, und dennoch lassen sie sich als Facetten einer heterogenen Bewegung für »Ernährungssouveränität« deuten. Die zusehends besser vernetzte Allianz aus bäuer­lichen Kleinproduzentinnen und Konsumenten ist eine Antwort auf den seit Jahren in fast allen Winkeln der Erde mit ungleichen Kräfteverhältnissen geführten Agrar-Machtkampf. Der begann spätestens nach dem ersten Weltkrieg, als die Erschließung fossiler Energiequellen es einem Teil der Menschheit erlaubte, den aufmerksamen agrarischen Austausch mit der Natur durch den Einsatz von Maschinen und Chemie zu ersetzen. Kolonialismus hat es freilich schon vorher gegeben, doch nahm er mit den technischen Möglichkeiten der »grünen Revolution« eine neue Dimension an: Mächtige Netzwerke aus Wirtschaft und Politik setzten sich in den letzten Jahrzehnten kein geringeres Ziel, als die totale Kon­trolle über die Welternährung zu gewinnen!
Die Kleinproduzenten bekamen die Folgen dieses Machtkampfs am eigenen Leib, auf der eigenen Scholle oder im eigenen Fischernetz zuerst zu spüren. So haben seit Mitte der 1990er Jahre durch Landgrabbing weltweit 30 Millionen Höfe den Zugang zu Land und Wasser verloren. 80 Prozent der hungernden Menschen weltweit wären als Kleinbäuerinnen und -bauern durchaus in der Lage, sich selbst zu ernähren – doch wird ihnen der Zugang zu Produktionsmitteln verwehrt. Anders als bei der »Ernährungssicherheit«, einer politischen Idee, die mehr auf Aspekte des Handels mit Nahrungsmitteln zur Fremdversorgung von Konsumenten ausgerichtet ist, geht es bei Ernährungssouveränität insbesondere um das Recht, die eigene Nahrung selbst produzieren zu können. Statt Hilfslieferungen mit Kuchen – um ein Zitat aufzugreifen, das gemeinhin Marie Antoinette untergeschoben wird – brauchen Menschen wieder Zugang zu ihren Gemeingütern, um souverän zu werden und den Hunger vor Ort zu beenden. So war in Ausgabe 20 von Oya ausführlich vom Landarbeiter-Kollektiv im andalusischen Dorf Marinaleda zu lesen, dessen Mitglieder als Gelegenheitsarbeiter auf einem gräflichen Gut noch bis in die 1980er Jahre hinein in Hunger und Elend lebten. Nach über einem Jahrzehnt zäher und schließlich erfolgreicher Bemühungen um eigenes Land, erfreut sich das stolze 3000-Einwohner-Dorf heute eines bescheidenen Wohlstands.
Das »Menschenrecht auf Nahrung«, so erklärt die Soziologin Hannah Wittman aus Vancouver eine der Hauptforderungen von Ernährungssouveränität, sei eigentlich bereits seit rund 50 Jahren in internationalen Abkommen verankert. Die Staaten hätten jedoch wenig für seine Umsetzung oder auch nur für das Finden einer guten Strategie getan; ja, Institutionen wie die Welthandelsorganisation WTO hätten diesem Menschenrecht sogar durch unfaire Handelsregelungen und Kreditauflagen aktiv entgegengearbeitet.
Noch immer hungern auf der Erde mehr als 800 Millionen Menschen, rund 2 Milliarden sind mangelernährt. Dass die neoliberalen Rezepte dagegen – etwa die Exportförderung unter anderem durch Agrarsubventionen in den reichen Ländern, der Abbau von Handelsschranken, der die lokalen Märkte in armen Staaten zerstört, und die Verbreitung der Gentechnik – offensichtlich gescheitert sind, erklärt auch ein Papier des entwicklungspolitischen Inkota-Netzwerks. Wer Hunger und Unterernährung ernsthaft bekämpfen will, müsse auf die wichtigsten Nahrungsmittelproduzenten überhaupt setzen: die Kleinbauern der Welt! Rückenwind erhält diese Argumentation durch das Ergebnis des Weltagrarberichts.

Rückenwind durch den Weltagrarbericht
Gut 40 Prozent aller Treibhausgasemissionen werden ­direkt oder indirekt durch die derzeitige Agrar- und Lebensmittelproduktion, deren Verarbeitung, Transport, Verbrauch und Entsorgung verursacht. Landwirtschaft ist die Erwerbs- und Existenzgrundlage von über einem Drittel der Menschheit, Ernährung der wichtigste Wirtschaftszweig – und damit das Maß aller nachhaltigen Entwicklung. Vor diesem Hintergrund initiierten die Weltbank und die Vereinten Nationen im Jahr 2003 einen bisher einmaligen internationalen wissenschaftlichen Prozess, der als »Weltagrarbericht« bekannt wurde. Über 400 meist wissenschaftliche Expertinnen und Experten aus allen Kontinenten und Fachrichtungen – zum Teil aber auch aus NGOs wie Greenpeace und Konzernen wie dem Agrochemie-Riesen Syngenta sowie auch Vertreter traditionell-lokalen Wissens – arbeiteten vier Jahre lang intensiv daran, gemeinsam die Frage zu beantworten: »Wie können wir durch die Schaffung, Verbreitung und Nutzung von landwirtschaft­lichem Wissen, Forschung und Technik Hunger und Armut verringern, ländliche Existenzen verbessern und eine gerechte, ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung fördern?«

Das einfache Fazit der Autorinnen lautet: »Weiter wie bisher ist keine Option!« Der 2008 publizierte Bericht liefert allerdings bewusst keine Patentrezepte, stattdessen eine umfassende Analyse sowie eine Fülle an großen und kleinen Lösungsmöglichkeiten. Mit deutlichen Worten fordert er immerhin eine Ausdehnung der ökologischen Landwirtschaft sowie die Förderung von kleinbäuerlichen Strukturen. Die grüne Gentechnik, Agrochemie und geistiges Eigentum an Saatgut werden hingegen kritisch hinterfragt. Dass deswegen einige Vertreterinnen der Agrarindustrie sowie mehrere Regierungen den Bericht am Ende doch nicht unterschreiben wollten, dürfte Wert und Wirkung der Studie kaum geschmälert haben.
Indessen belegen weitere Studien, dass agroindustrielle Methoden völlig ungeeignet sind, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. So stellt die Universität von Minnesota fest, dass die Produktivität beim konventionellen Anbau von Mais, Reis, Weizen und Soya bis 2050 um maximal 38 (für Weizen) bis 67 Prozent (für Mais) gesteigert werden könne. Um den wachsenden Bedarf aufgrund der Bevölkerungszunahme, sich ändernder Ernährungsgewohnheiten sowie des Umstiegs auf Biotreibstoffe zu befriedigen, müsste sich die Produktivität im selben Zeitraum aber verdoppeln.

Kleinbäuerinnen aller Länder …
Dass die Menschheit in diesem Jahr eine Rekordernte einfährt, ist vor allem ein Verdienst der Abermillionen Kleinsthöfe in Asien, die ihre Produktivität über die letzten Dekaden in ganz erstaunlicher Weise mit agarökologischen Methoden steigern konnten. Die durchschnittliche asiatische Betriebsgröße von nur etwas mehr als einem Hektar könnte somit ein Modell der globalen Landwirtschaft werden, das Gärten statt großer Monokulturen nahelegt.
1993, bereits zehn Jahre vor Beginn der Arbeit am Weltagrarbericht, hatte es Ansätze gegeben, die bis dahin politisch marginalisierten agrarischen Kleinakteure der Welt zu einer Stimme zusammenzuschließen. Heute repräsentiert die internationale Organisation »La Via Campesina« (»Der bäuerliche Weg«) etwa 200 Millionen kleine und mittelgroße Bäuerinnen und Bauern, Landlose, Kleinfischer und Landarbeiter. Für ihre klare ­Position gegen die zerstörerische Ausbeutung von Mensch und ­Natur bezahlen die Mitglieder bisweilen mit Gefängnisstrafen – oder mit dem ­Leben, wie der jüngste Mord an der Bauernführerin Margarita ­Murillo in Honduras Ende August zeigt.
La Via Campesina umfasst mehr als 160 lokale und nationale Organisationen in 73 Ländern; deutsches Mitglied ist die »Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landbau«, für die Schweiz sind »Uniterre« und »L’autre syndicat«, für Österreich die »Berg- und KleinbäuerInnen Vereinigung« beteiligt. Nach zwei Jahrzehnten wird die Organisation mittlerweile als einflussreiche Stimme wahrgenommen: Wenn etwa der Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), José Graziano da Silva, noch im September 2012 den privaten Agrobusiness-Sektor gegen alle Realitäten als Garanten für Ernährungssicherheit hinstellt und Investoren auffordert, weitere Unsummen in den Boden zu stecken – auf Deutsch: in Landgrabbing –, dann wird der Aufschrei von La Via Campesina gehört. 2013 unterzeichnete da Silva ein Kooperationsabkommen mit der Organisation, um im derzeit laufenden »Jahr der Familienlandwirtschaft« gemeinsame Detailkonzepte von Ernährungssouveränität zu entwickeln.
Laut der FAO produzieren Frauen 70 Prozent der weltweiten Ernte und werden doch von neoliberalen und patriarchalen Strukturen geringgeschätzt, übergangen und unterdrückt. In der Arbeit von La Via Campesina spielen sie jedoch eine wesentliche Rolle.
Die Organisation wirkt aus dem Gefühl von Zusammengehörigkeit und Solidarität zwischen Akteuren im globalen Süden wie im Norden. Zum Ziel der Bewegung, der Verwirklichung von weltweiter Ernährungssouveränität, gehört die Beendigung sämtlicher zerstörerischer neoliberaler Prozesse. Diese Agenda gründet in der Überzeugung, dass die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern – und hier sind auch kleine Fischer, Viehhalterinnen sowie Jäger-Sammler gemeint, die zusammen fast die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen – nicht nur ihre eigenen Gemeinschaften, sondern die ganze Welt auf eine gesunde, enkeltaugliche Weise ernähren können.

Ernährungssouveränität steht für Menschenwürde
Es war auf dem »World Food Summit« von 1996, als La Via Campesina der Welt erstmals das Konzept der Ernährungssouveränität vorstellte. In den folgenden Jahren schlossen sich den »Campesinas« des Südens verschiedenste soziale Sektoren aus dem globalen Norden an, darunter städtische Arme, Umwelt- und Verbrauchergruppen, Frauenverbände und landwirtschaftliche Akteure. Ernährungssouveränität verstehen sie im Kern als ein neues agrarpolitisches Paradigma, als ein global einzusetzendes Regelwerk für den wichtigsten Wirtschaftszweig überhaupt, der eine Welt der Würde, Gerechtigkeit und Fülle schaffen soll.
Im Sinn der Ernährungssouveränität wird den Menschen das Recht auf nachhaltig produzierte und kulturell angepasste Nahrung zugesprochen. Bei der Umsetzung dieses Anspruchs misstraut das Konzept jedoch allen Großstrukturen wie Staaten und Konzernen. Allgemein steht es deshalb für das grundsätzliche Recht einer Bevölkerung, über ihre Ernährung und Landwirtschaft soweit wie irgend möglich selbst zu bestimmen, also über ihre »Gemeintümer« wie Äcker, Weideland, Wald, Wasser, Samen, Nutztiere sowie die örtliche Biodiversität. Es zielt zwar auch auf die Verbesserung der Rechte etwa von lohnabhängigen Landarbeiterinnen oder fremdversorgten Verbrauchern, gibt jedoch prinzipiell der lokalen Produktion und dem lokalen Verzehr von Nahrungsmitteln den Vorzug. Konsequent umgesetzt, verhilft Ernährungssouveränität einem Land dazu, die eigene lokale Produktion vor hochsubventionierten Billigimporten zu schützen.
Ganz oben auf der Prioritätenliste der Bewegung steht die Umsetzung wirksamer Agrar- und Bodenreformen. – Selbst in Deutschland ist der Boden ungerecht verteilt. In Ausgabe 26 hat Oya über junge Biobauern berichtet, die heute kaum Chancen haben, an erschwingliches Land zu kommen. Ernährungssouveränität stellt das sakrosankte deutsche Eigentumsrecht in Frage. – Ein weiterer programmatischer Tabubruch betrifft die Forderung nach Entschuldung von Staaten.
Die ernährungssouveräne Perspektive deckt sich mit dem Weltagrarbericht darin, dass die Menschheit dringend auf naturnahe Anbaumethoden setzen muss. »Agrarökologie« ist hier das zunehmend verbreitete Schlüsselwort. »Agrarökologische Konzepte gründen auf traditionellem und lokalem Wissen sowie seinen Kulturen und verbinden es mit Erkenntnissen und Methoden moderner Wissenschaft«, schreibt die Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Gemeint ist hier aber wiederum kein starres System, sondern eine forschende, mehr oder weniger permakulturelle Herangehensweise.
Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist die vor 15 Jahren in Äthio­pien eingeführte »Push-Pull-Methode«. Die dortigen Kleinbäuerinnen hatten auf ihren ohnehin recht ausgelaugten Feldern lange mit zwei Schädlingen zu kämpfen: mit der Stängelbohrer-Motte, die ihre Eier in Mais und Hirse legt und deren Larven dann die Pflanzenhalme aushöhlen; und mit Striga, einem parasitischen Unkraut, das die Maiswurzeln anzapft und der Pflanze Nährstoffe und Wasser entzieht. Push-Pull (»wegschieben und ziehen«) hilft gegen beides: Zwischen den etwas gelockerten Reihen von Mais oder Hirse wird die Hülsenfrucht Desmodium gepflanzt, deren Geruch den Stängelbohrer vertreibt (»push«). Um die Felder herum pflanzen die Bauern Napiergras, das eine unwiderstehliche Anziehung auf Stängelbohrerweibchen ausübt (»pull«). Die Larven, die aus den ins süße Napiergras gelegten Eiern schlüpfen, verenden bei dem Versuch, sich in das Gras hineinzufressen, in dessen klebrigem Pflanzensaft. Als Leguminose fixiert Desmodium zudem mit Knöllchenbakterien im Boden Stickstoff aus der Luft. Sie verdrängt Beikräuter und ihr Pflanzenkompost erhöht die Bodenfruchtbarkeit. Das Napiergras dient als wertvolles Viehfutter.
Die Push-Pull-Mischkultur wurde am internationalen Insektenforschungsinstitut Icipe in Kenia gemeinsam mit Bauern entwickelt und wird heute in Ostafrika von etwa 90 000 Höfen angewandt. Auch in anderen Ländern wird intensiv an agrarökologischen Methoden und Anbauhilfsmitteln gearbeitet.
Olivier De Schutter ist seit 2008 UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf angemessene Ernährung. Ihm zufolge hat eine Analyse von 289 agrarökologischen Projekten durchschnittliche Ertragszuwächse von fast 80 Prozent ­ergeben – hier wird ein enormes Potenzial sichtbar.

Menschen vor Profiten
Ernährungssouveränität stellt die Menschen, die Lebensmittel erzeugen, verteilen und essen, ins Zentrum der Nahrungsmittelsysteme – nicht die Interessen der Märkte und der transnationalen Konzerne. Karin Okonkwo-Klampfer von »AgrarAttac Österreich« bringt es auf eine griffige Formel: Ernährungssouveränität, das sei die überfällige »Demokratisierung des Agrar- und Lebensmittelsystems«. Auch für unsere Lebenswirklichkeit im globalen Norden ist dies hochrelevant: Wie kann es angehen, dass lange schon eine Mehrheit der Bevölkerung die grüne Gentechnik ablehnt, ohne dass sich dies in konsequenter Gesetzgebung niederschlägt?
Für Benedikt Haerlin, der als Aufsichtsratsmitglied selbst am Entstehen des Weltagrarberichts mitgewirkt hat, wirkt der Ruf nach den bislang fehlenden demokratischen Verhältnissen im Bereich der Lebensmittel wie »Hefe«, deren Kraft »jeden Supermarkt sprengen« könne.
Diese Hefe ist heftig an der Arbeit. Im Februar 2007 fand in Mali das erste Weltforum für Ernährungssouveränität statt, bei dem über 500 Vertreterinnen und Vertreter die Kontinente und Interessensgruppen paritätisch repräsentierten. Die gerade geborene globale Bewegung taufte sich dort nach einer malischen Kleinbäuerin »Nyéléni«. Diese war wegen ihrer gärtnerischen Fähigkeiten und emanzipatorischen Wirksamkeit zur Legende geworden. Im Jahr 2011 folgte schließlich ein erstes gesamteuropäisches Nyéléni-Forum in Österreich.
Auf die Frage, wie Menschen die sich auch hierzulande etablierende Bewegung am besten unterstützen können, antwortet die Nyéléni-Aktivistin Dona Barirani: »Durch den bewussten Nahrungsmittelbezug, optimalerweise im Rahmen von solidarischer Landwirtschaft. Die Herausforderung liegt in der Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit.« Nyéléni möchte etwa erreichen, dass Ernährungssouveränität fester Bestandteil von Umweltbildungsmaßnahmen wird und auch in akademischen Kreisen mehr Beachtung erfährt. So konnte Dona Barirani gerade einen Artikel im Journal für Außen- und Sicherheitspolitik unterbringen. Selbstverständlich würde auch die Mitarbeit im großen Nyéléni-Netzwerk dankbar begrüßt. Zur Zeit bereiten Regionalgruppen ein deutsches Forum für 2016 vor – das dann hoffentlich nur unwesentlich schlechter besucht sein wird als der »Eine-Millionen-Marsch« nach Delhi, den die indische Landrechtbewegung »Ekta Parishad« im Jahr 2020 unternehmen will. In der Schweiz arbeitet die Organisation Uniterre derzeit daran, ein Plebiszit zu ermöglichen, bei dem darüber abgestimmt werden soll, was die Länder Venezuela, Nepal, Senegal, Mali und Bolivien bereits umgesetzt haben: die Verankerung von Ernährungssouveränität in der Verfassung! •

 

Die Bewegung für Ernährungssouveränität stärken
www.viacampesina.org
www.nyelenieurope.net
www.nyeleni.de
www.ernährungssouveränität.at
www.weltagrarbericht.de

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