Die Käfighaltung wird verboten. Wie sehen aber artgerechte Lebensbedingungen für Menschen aus? Diese Frage stellte sich der Architekt Johannes Liess und zog mit seiner Familie 2003 in ein heruntergekommenes Bauernhaus in Lüchow, am nördlichen Rand der Mecklenburger Schweiz, ein Dorf, das da gerade noch vier Einwohner zählte. Um weitere Menschen anzuziehen und den eigenen Kindern ein artgerechtes Lernen zu ermöglichen, entstand die Idee, eine Schule zu gründen. Bis heute ist diese Schule Kernstück des gemeinsamen Lebens. Zwei Jahre nach ihrer Gründung waren alle Häuser in Lüchow renoviert und bewohnt – und das durchschnittliche Alter der Bevölkerung von 70 auf unter 40 Jahre gesunken. Johannes Liess lässt uns an den Erfahrungen teilhaben, die er beim Aufbau von Schule und Dorfgemeinschaft machen durfte. Mit liebevollem Humor schildert er die Konfrontation der Träume der Städter mit der Realität auf dem Land Die Dorfschule wurde 2006 eröffnet, doch bis heute haben die Auseinandersetzungen mit den Bildungsbehörden kein Ende gefunden. Ihren Höhepunkt erfuhren sie im Herbst 2010, als die geplante Schließung der Schule für Schlagzeilen sorgte, die Betreiber selbst aber von den Behörden nicht darüber informiert wurden. Neben der persönlichen Geschichte stellt das Buch ein umfassendes Konzept für ein »starkes Dorf« vor, das sich selbst versorgen kann, in dem Arbeitsplätze auch Lebensplätze sind und das allen Generationen gerecht wird. Dieses Dorf muss nicht Lüchow heißen, ja, es muss nicht einmal ein Dorf sein. Das Buch ermutigt wie kaum ein zweites, eigene Träume zu entwickeln und umzusetzen.
Artgerecht Leben Von einem, der auszog, ein Dorf zu retten. Johannes Liess Irisiana Verlag 2011, 308 Seiten ISBN 978-3424150827 17,99 Euro