»Wie können wir ›Ja‹ und ›Nein‹ zugleich sagen, Widerstand leisten und Alternativen leben?«
– Isabelle Fremeaux und Jay Jordanvon Oya – Redaktion, erschienen in Ausgabe #73/2023
Ist das also das neue Gewand von Oya? – Ja und nein: Es ist ein Gewand. In den vergangenen Monaten haben wir diverse neue Kleider für Oya gefunden. Eines ist dieser Brief, ein weiteres folgt Ende des Jahres als dickes Buch, das mit Gesprächen, Reportagen, Geschichten und Bildern durchs Jahr führt – ein Almanach.
Die Commoniebriefe sollen künftig regelmäßig verschickt werden. Sie bieten Raum für Rückblicke, Neuigkeiten und Einladungen von Orten und Bewegungen, die Oya prägen: von Menschen, die sich für gemeinschaffendes und fürsorgendes Miteinander einsetzen – für regenerative Landwirtschaft, freie Bildung, Klimagerechtigkeit, Permakultur, Bewegungsfreiheit, solidarisches Wirtschaften und ein gleichwürdiges Leben aller. Wir wollen uns gemeinsam in Vielfalt ausrichten und zeigen: Wir sind zahlreich, und wir sind verschieden. Auch der Titelschriftzug, eine Hommage an Silke Helfrichs Standardwerk »Commons«, drückt das aus. Diese Briefe sind weder vollständig noch tagesaktuell – das können digitale Formate viel besser! Aber sie öffnen auf einem gemeinsamen Bogen mannigfaltige Fenster in die Welt des Gemeinschaffens.
»Commonie« bezeichnet dabei eine Organisationsweise egalitären Miteinanders wie auch eine langjährige Rubrik der Zeitschrift Oya, die nun »Flügel« bekommen hat – die leichte, flatterige Form bietet sich zum Schmökern, Auslegen und Weitergeben an. Dieser Brief konnte nur entstehen, weil Menschen, die sich in unterschiedlichen Bereichen für das gute Leben einsetzen, mit uns gemeinsam Wissen, Erfahrungen und vielfältige Perspektiven zusammengetragen haben. Herzlichen Dank an alle aus dem neu entstandenen Beitragendenkreis!
Freiräume schaffen und schützen
Ein roter Faden unserer Arbeit war dabei, Freiräume zu visionieren, zu ermöglichen und zu erhalten. Davon erzählen auch Isabelle Fremeaux und Jay Jordan in dem Buch »We Are ›Nature‹ Defending Itself«. Ihnen verdanken wir das obige Zitat. Mehrere Jahre lebte, liebte und kämpfte das Paar im Zad, einer besetzten Landschaft in der Nähe der bretonischen Stadt Nantes, um sie davor zu bewahren, zum Flughafen umgebaut zu werden:
»Dort zeigte sich die ›DNA revolutionärer Praktik‹: Durch ein und dieselbe Geste ›Ja‹ und ›Nein‹ zugleich sagen zu können; hier und jetzt zugleich Alternativen vorausleben und Widerstand leisten zu können. Sich nicht mit einem ›Nein‹ zufriedenzugeben, mit dem Widerstand, der Konfrontation, die dazu führen können, dass du verbittert, verletzlich und verzweifelt wirst, weil du nie die Welt und die Freude erlebst, für die du dich einsetzt. Und sich nicht mit einem ›Ja‹ zufriedenzugeben, mit den Alternativen. Wenn du nämlich die Infrastrukturen, die unser Klima und unsere Ökosysteme zerstören, nicht sichtbar machst und Stück für Stück auseinandernimmst, dann werden all die schönen Gemeinschaftsgärten bald überschwemmt oder verödet sein.«
Mehr von Isabelle Fremeaux und Jay Jordan wird es im Oya-Almanach zum Thema »Hoffen« zu lesen geben.
Eine gute Nachricht obendrein: Die Mitgliederversammlung der Oya Medien e G, Herausgeberin von Oya, hat im Sommer beschlossen, dass die Genossenschaft gemeinnützig werden soll. Ab 2024 können Spenden an Oya somit steuerlich begünstigt werden. Wir hoffen, so die finanzielle Zukunft von Oya stabilisieren zu können. Ein großes Dankeschön an alle Hütekreismitglieder, Abonnierenden und Genossenschaftsmitglieder für euren Wagemut und euer Vertrauen, mit dem ihr unsere Formwandlung begleitet und so dazu beigetragen habt, dass es Oya auch weiter gedruckt geben kann!
Wir freuen uns über Anregungen und Rückmeldungen zu diesem Commoniebrief: