Was gibt’s denn da vorauszulieben?
»Unser Schmerz über den Zustand der Welt und unsere Liebe zur Welt sind zwei Seiten einer Medaille.« – Joanna Macyvon der Oya-Redaktion, erschienen in Ausgabe #83/2025

Angesichts massiver Aufrüstung können sich Zukunftsaussichten düster färben. Aber während 99 Prozent unserer Geschichte gab es kein organisiertes Töten. Krieg ist eine Anomalie des Patriarchats, wie Harald Meller und Kollegen in dem Buch Die Evolution der Gewalt zeigen. Solches Zurückschauen wirkt auf unser Vorausahnen und Herbeilieben. Auch das Andenken Joanna Macys (1929 – 2025) zeigt, dass Licht und Schatten gerade in krisenhaften Zeiten nah beieinander liegen (siehe Nachruf).
Während wir mit der Zeitschrift Contraste, dem Netzwerk NOW-NET und dem Kollektiv Zukunfts*Archiv einen Lesepavillon auf dem Kollapscamp in der Prignitz gestalten, geht dieser Commoniebrief in den Druck; und während er in den Briefkästen landet, arbeiten wir am Oya-Almanach 2026 zum Thema »vorauslieben«.
Das heißt keineswegs auf bessere Zeiten harren, sondern einen Funken dessen, was noch nicht ist, in uns lebendig halten und hier und jetzt wirklich werden lassen. Dabei nähern sich Mittel und Wege an und verändern sich Alltage. Mag sein, dass das immer wieder zu Erfahrungen des Scheiterns führt – wie sollte es in patriarchalen, der Marktlogik unterworfenen Zeiten auch anders sein? Dennoch sind diese Funken es wert, in die Welt gebracht zu werden, ganz gleich, was kommt.
Der nächste Almanach, der Ende des Jahres erscheinen soll, erzählt von der Kartierung von Allmendeland, von Flussbündnissen, von der soeben stattgefundenen internationalen Zusammenkunft der Zapatistas im lakandonischen Urwald, von einem Heilkräutergarten, einem Netzwerk von Bauhandwerksleuten, von Back- und Theaterwerkstätten und vielem anderen mehr. Kurzgeschichten, Alltagsportraits und Essays erzählen von der Vielfalt des guten Lebens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukünften.
Und unsere Verteilstruktur soll gemeinschaffender werden: Commoniebriefe künftig beim Abholen von Gemüse in der SoLaWi gleich mitnehmen? Den Almanach im Stadtteilcafé abholen und dabei andere Lesende treffen? Ab Anfang 2026 soll es – zunächst ein gutes Dutzend – Verteilstationen geben. Dort können Lesende und Interessierte Almanache und Commoniebriefe direkt erhalten. Wer den nächsten Almanach nicht nach Hause geliefert, sondern an einer der Stationen bekommen möchte, kann uns bis 1. November schreiben. Weitere Details und einen Überblick über die ersten Verteilstationen gibt es online.