Permakulturbegeisterte Gärtner treffen sich, um gemeinsam in kürzester Zeit viel zu schaffen.
Ein Bericht aus dem »Permablitz«-Netzwerk Australien.von Hermann Paulenz, erschienen in Ausgabe #23/2013
Unter einem Blitz stellt man sich in Deutschland etwas anderes vor als in Australien, wo mit »Blitz« (tatsächlich abgeleitet von »Blitzkrieg«) generell eine fokussierte Energieaufwendung gemeint ist. Bei einem Permablitz geht es darum, dass mindestens zwei Leute für einen Tag zusammenkommen, um einen essbaren Hausgarten aufzubauen oder zu erweitern, permakulturelle Fähigkeiten zu teilen, gemeinschaftliche Netzwerke aufzubauen und dabei Spaß zu haben. Seit »Permablitz Melbourne« 2006 von dem Permakulturdesign-Lehrer Dan Palmer und anderen ins Leben gerufen wurde, haben in der Stadt über 150 Blitze stattgefunden – und es gibt Ableger in über 32 Städten auf mehreren Kontinenten.
Wer seinen Garten »geblitzt« haben möchte, muss an mindestens drei Aktionen teilgenommen haben. Dann kommt zunächst ein Team aus freiwilligen Designern und plant den Garten neu. Wenige Wochen später kommt dann der »Blitztag«, an dem die Freiwilligen zusammen den Garten umgestalten. Mit kleinen Workshops, gemeinschaftlichem Essen und viel Spaß wird Arbeit zum Vergnügen.
Viele Hände, schnelles Ende Ich selbst war an einem ziemlich großen Blitz beteiligt, wo unter anderem ein Hühnerhaus, eine Grauwasser-Mulchgrube mit Bananen und Bambus sowie mehrere Schlüssellochbeete gebaut wurden. In der Regel trifft man sich morgens um zehn und arbeitet dann inklusive einer Mittags- sowie einer Kaffeepause bis fünf Uhr am Nachmittag, wenn hoffentlich alles fertig ist. An jenem Tag haben wir auch alle Wege neu angelegt, was sehr anstrengend war. Erst wurde der Rasen rund 15 Zentimeter tief ausgehoben und dann mit Mulch neu aufgefüllt, was die Fähigkeit des Gartens verbessern soll, Wasser zurückzuhalten. Insgesamt wirkten gut 50 Leute mit. Es war beeindruckend, zu sehen, mit welchem Eifer hier geholfen wurde. Eine Woche später fand dann ein Blitz statt, den ich selbst mitgestaltet hatte. Wir hatten uns zwei Monate zuvor getroffen, um ein Design für den kleinen Hinterhof zu entwerfen. Es folgten ein weiteres Treffen, um finale Schritte abzuklären, und dann noch das Besorgen von Materialien. Die Besitzer eines zu blitzenden Geländes sind generell für die Verpflegung und alle Ausgaben für Baustoffe und Pflanzen zuständig. Oft bringen Helfer auch Sämlinge mit. Die Designer übernehmen meist auch die Gestaltung des Blitztags. In unserem Fall kamen um die 20 Helfer – mehr als wir erwartet hatten –, und so wurde es ziemlich eng. Dennoch haben wir erfolgreich ein großes Gemüsebeet angelegt, eine Regenwassersammlung eingebaut, die direkt ins Beet geleitet wird, einen Weg komplett umgestaltet, eine Wurmbox aus Styroporkisten gebaut, ein paar Bäume und Hecken gepflanzt und ein Kräuterbeet eingerichtet, wo vorher nur Beton war. Die Stimmung war ausgezeichnet, und alle fanden, dass es ein sehr produktiver Blitz war, denn es war ja zu sehen, wie viel wir geschafft hatten. Nach diesen Erfahrungen kann ich sagen: Ein Permablitz ist wahrscheinlich die beste Methode, den eigenen Garten umzugestalten, ohne sich dabei zu Tode zu schuften. In Arbeit artet es nur dann aus, wenn nicht genug Leute da sind, um Spaß aufkommen zu lassen. Es ist relativ einfach, so ein Permablitz-Netzwerk auch bei sich in der Gegend zu etablieren. Die notwendigen Dokumente sind (auf Englisch) frei verfügbar, und die Mitglieder des australischen Netzwerks sind sehr offen und freundlich. Wenn man die generelle Reihenfolge des Blitzes – permakulturelle Gestaltung, Vorbereitung, Blitz und Nachbereitung – einhält und einfach anfängt, kann sich rasch ein größeres Netzwerk entwickeln. •
Hermann Paulenz (25) lebt als Umweltingenieur in Melbourne. Neben seiner Tätigkeit für CERES, ein Zentrum für Bildung und die Erforschung von Umweltstrategien, blitzt er im Kollektiv anderer Leute Gärten.
Tolle Sache, oder nicht? Selber blitzen? Kontakt zu Hermann Paulenz kann über die Oya-Redaktion hergestellt werden. www.permablitz.net