Gemeinsam mehr erreichen
Je mehr die gewinnorientierte Wirtschaftsweise an Legitimation verliert, desto stärker rücken Genossenschaften ins öffentliche Bewusstsein.
»Schon mal was von Premium Cola gehört?« Diese E-Mail-Anfrage flattert mit einer Probeheft-Bestellung von Hannes Domke Anfang April in die Oya-Redaktion. Eine Weile starre ich auf das schicke, schwarze Design von www.premium-cola.de – und kapiere erstmal gar nichts. »Premium produziert eine koffeinstarke Cola und ein leckeres Bioland-Pils. Prost!«, steht da zu lesen. Bier und Cola kann ich nur mäßig leiden. Was soll das hier?
»Es war nicht so, dass da jemand eine coole Designer-Cola entwickeln und Erfolg haben wollte«, erklärt mir Hannes die Geschichte des Projekts am Telefon. »Die Cola ist aus Protest entstanden.« Es gab tatsächlich eine Cola-Protestbewegung. Nachdem die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG die Marke Afri-Cola gekauft, die Rezeptur geändert und aus dem Kultgetränk eine lasche Plörre gemacht hatte, bestürmten mehr als 800 Afri-Cola-Fans den neuen Markeneigner, wieder zum alten Rezept zurückzukehren. Vergebens. Wer dann die Idee hatte, dass man sich die Lieblings-Cola auch einfach selbermachen könnte, lässt sich nicht nachvollziehen. Jedenfalls war der ursprüngliche Hersteller von Afri-Cola bereit, noch einmal 1000 Flaschen »richtige« Cola herzustellen. Die sollten getrunken und genossen werden, nicht gehandelt.
Geburt eines Produkts
»Das Ganze entwickelte eine Eigendynamik, als einer aus der Gruppe in der Hamburger Imbissstube Harrys Lütt’n Grill die Cola auf die Theke stellte und Harry fragte, ob er das verkaufen wolle«, erzählt Hannes. Da war Premium Cola als Handelsmarke geboren. Aber das Lieblingsgetränk sollte eben keine typische Ware werden. »Nicht möglichst viel davon möglichst lukrativ verkaufen.« Es sollte um die Sache gehen, um eine ideale Cola inklusive veganem Etikettenleim und nicht ums Geschäft. Das sollte keinem gehören, sondern von einem »Internet-Kollektiv« konsensdemokratisch organisiert werden.
»Ich bin 2004 dazugestoßen«, erzählt Hannes. Damals wohnte er als Schüler in Eckernförde. »Cola trinken und die Welt verbessern, da war ich sofort dabei.« Hannes wurde zum »Sprecher« für Premium Cola und fühlte sich wie ein Held, als er zum ersten Mal die Leute in einem kleinen Kulturzentrum in einer alten Räucherei davon überzeugen konnte, nicht billige Aldi-Cola auszuschenken, sondern ein richig gutes Produkt, das zwar teurer, aber besser ist und für eine gute Sache steht. »Damals war die Belieferung noch abenteuerlich. Wir haben uns nachts auf einer Autobahn-Raststätte getroffen und die Cola verladen.«
Kollektives Vergnügen
Die Sprecher überzeugen Läden, Kneipen und Cafés, die vom Gefühl her zu Premium passen, Verkaufsstelle zu werden. »Die sind korrekt drauf« heißt es, wenn das Gefühl stimmt. Neben den Sprechern gibt es noch sogenannte Regler. Die kümmern sich zum Beispiel um Buchhaltung oder Unterstützung der Sprecher mit Visitenkarten und Infomaterial. Uwe Lübbemann hat als Regler die Aufgabe eines Moderators und behält den Überblick. »Uwe kann in Diskussionen gut einen Konsens mischen«, sagt Hannes. Diese Qualität ist für das Projekt offensichtlich zentral.
Zum Kollektiv gehören auf jeden Fall der Getränkehersteller, ebenso die Großhändler und die kleinen Läden. Selbst der Copyshop, der die Etiketten druckt, auch die Fahrer der Speditionen – alle dürfen die elektronische Kommunikation des Kollektivs einsehen und mitreden. Natürlich tun das nicht alle. Die Premium-Leute müssen einen guten Kommunikationsstil entwickelt haben, schließlich ist das Projekt über die Jahre stabil gewachsen.
Vom Verkauf einer Cola braucht man 6,6 Cent für die Materialkosten. Der Rest wird an alle, die mit ihrer Arbeit zu Premium Cola beitragen, verteilt. Profit wird keiner gemacht. Schließlich will man alle Beteiligten so gut wie möglich behandeln. Deshalb gibt es auch einen Anti-Mengenrabatt für Händler, die nur wenig verkaufen. Ein Umweltcent wird an Ökoprojekte gestiftet. Für die Konsumenten wird alles transparent aufgeschlüsselt.
Die Premium-Leute wirken stolz auf den Freiraum, den sie sich eingerichtet haben. Sie schreiben Wörter wie Geschichte, Kraft, Geschmack, Aufrichtigkeit, Konsequenz und Leben auf ihre Flaschen. Derzeit wird diskutiert, ob sie sich in eine Genossenschaft umwandeln sollen. Aber so richtig passt diese Rechtsform auch nicht. Für einen lockeren Haufen konsensfähiger Leute hat der deutsche Staat keine Rechtsform vorgesehen. Vielleicht wird sie erfunden, wenn sich viele weitere am »Premium-Betriebssystem« ein Beispiel genommen haben. Der Bauplan, nach dem das Kollektiv funktioniert, ist zuoberst auf der Internetseite des Projekts einsehbar. Hannes lacht: »Ein Zahnbürsten-Hersteller hat kürzlich Interesse angemeldet.«
Je mehr die gewinnorientierte Wirtschaftsweise an Legitimation verliert, desto stärker rücken Genossenschaften ins öffentliche Bewusstsein.
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