Einfach ist das Beste
Während eines Seminars auf dem Hof »La Pervincasa« erfuhr Yasmin Masri von Birgit Schardin, der Hüterin des Orts, wie dieses Permakultur-Eiland entstand.
Paradoxerweise sind weite Teile Lateinamerikas von Armut geplagt, obwohl der Kontinent über schier unendliche Ressourcen verfügt. Lässt sich aus dieser Kluft heraus politisch ein »gutes Leben« möglich ma- chen? Mit dieser Kernfrage richtet das Buch seinen Blick auf den Widerspruch zwischen Verteilungs- und Umweltfrage. In 15 kurzen Texten, etwa zur Öl- oder Lithiumförderung, zum Anbau von Genmais oder »Bio«-Treibstoffen, zeigen lateinamerikanische wie deutsche Intellektuelle, inwiefern Ressourcenreich- tum ökonomisch arm macht. Die Bestandsaufnah- men beleuchten hauptsächlich wirtschaftspolitische Praktiken, die dem »guten Leben« entgegenstehen. Sie machen deutlich, wie durch die Ausrichtung auf den Export eine Abhängigkeit vom Weltmarkt ge- schaffen und zu wenig in heimische Industriezweige investiert wird, was eine Loslösung von (neo-)kolonia- len Abhängigkeiten erschwert.
»Wie süß sind sie wirklich?«, fragt ein Text über den Export von Südfrüchten und erklärt beispielhaft, wie sich Reichtum in Händen weniger Konzerne kon- zentriert, soziale Interessen missachtet, Naturräume mit Agrarwirtschaft ökonomisch »in Wert gesetzt« und damit zerstört werden. In vielen Ländern Latein- amerikas haben linke Regierungen die Führung über- nommen mit dem Versprechen, Einnahmen aus dem Rohstoffexport zur Armutsbekämpfung zu nutzen. Doch die Ausbeutung der Natur hat noch kein Ende gefunden, auch wenn einige Regierungen sie inzwi- schen qua Verfassung als Rechtsträgerin anerkennen. Hier kristallisieren sich auch die Kerngedanken der Autoren zur Frage nach dem »guten Leben«: Der So- ziologe und Ökonom Elmar Altvater warnt z. B., dass jenes »nicht als Schlaraffenland missinterpretiert werden« dürfe. Wir müssten lernen, mit der Knappheit natürlicher Ressourcen umzugehen. Als Ausblick und Impuls werden am Schluss sinnvolle Projekte genannt, die zum Teil von Bürgerinnen und Bürgern initiiert wurden.
Auch wenn der Titel ein Gleichgewicht zwischen den Fragen der Ressourcenausbeutung und dem »guten Leben« vermuten lässt, so konzentrieren sich viele Beiträge eher mit kritischem Grundtonus auf den ersten Aspekt. Dabei beschreibt das Buch vor allem die Strukturen derer, die »die Fäden ziehen«. Interessant wäre, als Gegengewicht noch mehr über das »gesell- schaftliche Laboratorium« zu erfahren, und Stimmen aus dem Volk zu hören. Wie formulieren etwa Indigene selbst ihre Konzepte des »guten Lebens«? Wie und wo werden sie gelebt?
Dessen ungeachtet vermittelt das Buch in angenehm kurzen und prägnanten Beiträgen ein Grund- verständnis für die ökonomischen Probleme des Kontinents. Ein guter Tipp auch für Leser, die sich bisher wenig mit Lateinamerika beschäftigt haben.
Lateinamerika
Zwischen Ressourcenreichtum und »gutem Leben«.
Oekom e.V. (Hg.)
oekom Verlag, 2013, 144 Seiten
ISBN 978-3865814258
16,95 Euro
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Hier in der Wüste ist es wunderbar still. Auch wenn der Nordwind im Februar noch ziemlich kühl ist, genieße ich die Sonne, die hier jeden Tag scheint. »Hier« – das ist der Kibbuz Lotan im Süden der Wüste Negev, 50 Kilometer nördlich des Roten Meers.