von Christina Stange, erschienen in Ausgabe #26/2014
In dieser Sammlung von zwölf Beiträgen verschiede- ner Autoren, die alle in Netzwerken für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) ak- tiv sind, findet eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema »Grundeinkommen« statt. Die Auto- rinnen greifen unter anderen die Argumente aus dem 2012 veröffentlichten Buch »Irrweg Grundeinkom- men« von Heiner Flassbeck und anderen auf und wid- men sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten der Widerlegung der einzelnen Argumentationsstränge. Wissenschaftlich fundiert und nie populistisch antworten sie auf Thesen, die sich mit dem Funktio- nieren des Wirtschaftssystems befassen (»Agieren wir tatsächlich als rein rationaler Homo oeconomicus?«). Ebenso wird auf verschiedene Ängste eingegangen: Wäre Konsumreduktion ein Nachteil für Gesellschaft und System, und wäre Nachfragesenkung tatsächlich eine befürchtete Konsequenz? Wirkt eine Einkom- mensumverteilung nicht gar nachfragesichernd, wenn Reich weniger spart und Arm nun ausgeben kann? Die Autorinnen und Autoren arbeiten detaillierte Bilder heraus, bei denen sich nach und nach die Kontur ei- ner realisierbaren Utopie zeigt. Fügt man die Puzzlestücke zusammen, die sich von philosophischer, ökonomischer, historischer und moralischer Seite dem »Teil der Lösung« nähern, so ergibt sich ein Gesamtpaket zu Sinn und realer Umsetzbarkeit der Einführung eines BGEs, das uns nicht in Verzicht, Armut und ungerechte Umverteilung stürzen würde, sondern einen wesentlichen Beitrag zu einem lebenswerteren und gerechteren Leben leisten könnte. Ins Feld geführt werden außerdem Größen wie Marx, Fromm oder Keynes mit ihrem Einfluss auf unser heutiges Denken sowie ihre Sichtweisen und Visionen, in denen sie nicht bereit waren, den Men- schen als reinen Faktor neben Geld und Arbeit in einer künstlichen Ökonomieformel zu betrachten und soziale oder persönliche Entwicklungsziele beiseite zu lassen. Das Buch konfrontiert mit dem in der internatio- nalen Erklärung der Menschenrechte verankerten Recht auf soziale Sicherheit, das bisher lediglich auf dem Papier besteht und mit dem BGE eine Chance auf Implementierung hätte. Es stimmt auch nach- denklich ob der angenommenen Prioritätenwahl zur Bedürfnisbefriedigung (Was z. B. macht den Leistungsanreiz für den riesigen unbezahlten Sek- tor von Ehrenamt, Pflege oder Haushalt aus?). Die Finanzkrise wird ebenso berücksichtigt wie die spezi- fische Rolle der Frau und Themen wie Arbeitszeiten, Gewerkschaften, Solidarität oder Steuern. Die wissenschaftlichen Beiträge fordern zum Teil hohe Konzentration beim Lesen. Folgt man aber den Auslegungen, erschließt sich eine Welt, die spannender ist als jeder Roman – und erstrebenswert noch dazu!
Teil der Lösung Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ronald Blaschke, Werner Rätz (Hg.) Rotpunktverlag 2013, 204 Seiten ISBN 978-3858695642 17,90 Euro