»Denkanstöße zur Zukunft unserer Gesellschaft« möchte die Oekom-Reihe »Politische Ökologie« geben. Deren neuer Band versammelt in diesem Sinn Aufsätze von namhaften Wissenschaftlern einschlägiger Institute sowie von »Pionieren des Wandels«, die skizzieren, wo sich gegenwärtig Wandel abzeichnet und wer ihn vorantreibt. Dabei wird deutlich: Die »Große Transformation« (nach dem Sozialwissenschaftler Karl Polanyi) bedeutet eine völlige Neuformulierung unseres Welt- und Selbstverständnisses. Das geht weit über den »neuen globalen Gesellschaftsvertrag« hinaus, den der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) propagiert – das herrschende Wirtschaftssystem mit seiner Wachstumslogik selbst steht in der Kritik. Die Aufsätze geben einen Einblick in die Vielzahl der Fragen, die in einer »Postwachstumsökonomie « neu zu stellen sind.
Von Arbeitsmarkt, Investitionskapital und Energiewende bis Denk- und Forschungskultur werden hier Felder beleuchtet, in denen ein Wandel auf grundsätzlicher Ebene stattfinden muss. Auch einzelne gesellschaftliche Akteure und ihre Aufgaben stehen im Fokus: Von der Politik werden ein verlässlicher Rahmen für eine grüne Wirtschaftsordnung und eine »Emotional Leadership« gefordert, die an Kooperation appelliert. Die zukünftige Agrarwirtschaft soll von Regionalität, der Nutzung erneuerbarer Energien, geschlossenen Rohstoffkreisläufen und von veränderten Konsumstilen geprägt sein. Eine Schlüsselfunktion auf dem Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Ressourcen wird Städten und Gemeinden zugeschrieben.
In den Blick genommen wird auch, was die Transformation und die gewünschte Gleichstellung von Sorge- und Erwerbsarbeit für das Rollenverständnis der Geschlechter bedeutet. Damit sich überhaupt etwas ändern kann – so die Plädoyers –, bedarf es einer weltweiten Vernetzung verschiedenster Initiativen, eines breitenwirksamen »Transformationsjournalismus « und neuer Aufbegehrens- und Protestformen. Der Band gibt einen Überblick über den Stand der Diskussion und bringt teilweise auch neue Erkenntnisse für Leser mit Vorwissen. Dabei bleiben die einzelnen Diskurse jedoch an der Oberfläche, einige Grundthesen wiederholen sich. Im Sinn transdisziplinärer Zusammenarbeit wären noch mehr Beiträge von Autoren konkreter gesellschaftlicher Initiativen interessant gewesen. Auch wenn die bildreichen Titel im Inhaltsverzeichnis zunächst verwirren, skizziert der Band insgesamt recht gut, wohin die Reise gehen könnte.
Baustelle Zukunft Die Große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. oekom e.V. (Hg.) oekom, 2013, 162 Seiten ISBN 978-3865814241 16,95 Euro