Buchtipps

Grüne Erziehung (Buchbesprechung)

von Bastian Barucker, erschienen in Ausgabe #23/2013
Photo

Heike Freire ermutigt in ihrem Buch dazu, »grün zu erziehen«. Darunter versteht sie einerseits, unseren Kindern den so wichtigen Naturkontakt zu ermöglichen. Doch sie geht noch weiter.

Ähnlich wie in den Titeln »Das letzte Kind im Wald« von Richard Louv und »Mehr Matsch!« von Andreas Weber beschreibt Freire zunächst, wie eine technisierte Umgebung in Kombination mit strukturierten Bildungsangeboten und verschiedenartigen Ängsten eine naturabgewandte Kultur entstehen lassen. Die Folgen der Naturentfremdung unter anderem für das Wohlbefi nden unserer Kinder werden hier schnell deutlich – aber auch, wie heilsam und wirkungsvoll eine Rückbesinnung sein kann.

Neben dem Fokus auf das »Natur-Defi zit- Syndrom« (Louv) geht Freire nämlich auch auf die Möglichkeiten einer liebevollen und kindgerechten Begleitung in der Natur ein. Dazu erläutert sie die Bedeutung des kindlichen freien Spiels sowie die Kunst, als Erwachsener die Naturerfahrung von Kindern auf respektvolle Art und Weise zu begleiten. Die Autorin betont, wie wichtig es hierbei sei, die sinnliche und sinnvolle Erfahrung in den Mittelpunkt zu rücken und die kognitive Wissensvermittlung hintanzustellen. Sie beschreibt, wie wir die Natur auch in die eigenen vier Wände bringen können, und scha t es anhand zahlreicher Praxistipps, ihre Vorschläge und Ansichten konkret und anwendbar zu machen.

Die von Heike Freire vorgestellten Beispielprojekte vor allem aus ihrer spanischen Heimat und aus anderen europäischen Ländern machen Mut. Sie inspirieren dazu, selbst im Sinn des Buchs aktiv zu werden, und verdeutlichen, dass die Hinwendung zur Natur eine weltweit wachsende Bewegung ist.

Die Rückverbindung mit der Natur sollte Freire zufolge auch eine spirituelle Dimension aufweisen, in der Kinder die Rhythmen von Leben und Tod sowie die eigene Zugehörigkeit zum Kosmos erspüren können. In den Worten der Autorin ist »die Umweltkrise, die wir derzeit erleben, im Grund genommen eine spirituelle Krise«.

Es ist wohltuend, in der aktuellen Debatte über »Kinder und Natur« die Perspektive einer Frau zu hören, die eng mit dem emotionalen Aspekt von Naturerfahrung verbunden zu sein scheint und aufgrund eigener praktischer Erfahrungen ganz o enbar ein Gespür für das Begleiten von Kindern in der Natur hat. Das Buch ist eine Bereicherung und ein praktischer Ratgeber für eine grünere Erziehung!

 

Grüne Erziehung
Das Kind wachsen lassen mit der Natur.
Heike Freire
Verlag Neue Erde, 2013
160 Seiten
ISBN 978-3890606316
14,90 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #23

Photo
Permakulturvon Hermann Paulenz

Viele Hände – schönes Gelände

Nicht nur in der australischen ­Permakulturszene etabliert sich momentan ein gemeinschaftsstiftendes Kooperationsmodell zur Überwindung des Einsam-vor-sich-hin-Schuftens. Die »Blitz«-Aktionen ­haben ihre Wurzeln in der Tradition der gegenseitigen landwirtschaftlichen Hilfe in vielen Regionen.

Photo
Gemeinschaftvon Sarah Kemkes

Gemeinschaft ist heilsam

Kaum etwas ist so quälend wie Einsamkeit. Viele trauernde Menschen machen diese Erfahrung. Für manche entsteht in Selbsthilfegruppen eine neue Wahlfamilie.

Photo
von Leonie Sontheimer

Endlichkeit (Buchbesprechung)

Der Mensch kann die Frage, die er nach sich selbst stellt, nicht beantworten. Er nähert sich ihr mit Hilfe der Poesie. Einblicke in diese Annäherung, die den Menschen in seiner Geschichte begleitet, gewährt Rainer Marten in seinem Buch »Endlichkeit.Zum Drama von Tod und

Ausgabe #23
Endlich leben

Cover OYA-Ausgabe 23
Neuigkeiten aus der Redaktion