Buchtipps

Terra Preta (Buchbesprechung)

von Manuela Pusker, erschienen in Ausgabe #20/2013
Photo

… das kann jeder! Mit einem Topf voll Erde sind Sie dabei! Schwarzerde, wohlgemerkt. Auch »Terra Preta do Indio« genannt. Dieser vom Menschen hergestellte Boden soll laut den Autoren Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt das Potenzial besitzen, Hungerkrisen und Klimawandel entgegenzuwirken. Die Neuverö entlichung des oekom-Verlags »Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald« ist dem speziellen Humus und seiner Herstellung gewidmet.

Äußerst nährsto reich und große Mengen an Kohlensto speichernd, hat diese Erde schon die Hochkulturen Amazoniens mit einem Überfl uss an Nahrung versorgt und kann nun dank einiger Forschungsarbeit auch bei uns zum Einsatz kommen. Ob auf dem heimischen Fensterbrett, im Schrebergarten oder auf dem Acker – die Terra Preta kann und soll überall zum Einsatz kommen. Ihr Geheimnis liegt in der Pfl anzenkohle verborgen, welche wichtigster Bestandteil des speziellen Dauerhumus ist. Sie wird durch Pyrolyse organischer Abfälle gewonnen – also durch klimaneutrale Verkohlung unter Ausschluss von Sauersto . Die »Biokohle« besteht zu 95 Prozent aus Kohlensto und ist mikrobiell nur schwer abbaubar, will heißen: Statt CO2 in die Atmosphäre abzugeben, wird bei der Schwarzerde Kohlensto dauerhaft im Boden gespeichert. Äußerst klimafreundlich also. Mischt man das Pfl anzenkohlepulver unter Küchenabfälle und Biomasse aller Art (auch Exkremente können auf diese Weise verwertet werden) und presst alles zusammen, so dass möglichst wenig Sauersto hinzukommt, so setzt Milchsäurevergärung ein. Der Fermentationsprozess kann mit Hilfe E ektiver Mikroorganismen unterstützt werden. Als letzte Zutat braucht es nur noch Geduld. Sobald die Masse vererdet ist, kann man seine Beete und Blumentöpfe damit füllen, auf dass prächtige Pfl anzen darin gedeihen. Das Autorentrio um Ute Scheub scha t es, die Terra-Preta-Methode sowohl anschaulich und leicht verständlich als auch wissenschaftlich fundiert und plausibel zu vermitteln. In einem gut recherchierten Theorieteil kann man sich davon überzeugen, dass eine Revolution in unserem Umgang mit der Humusschicht der Erde dringend notwendig ist; zudem werden natürlich die Grundlagen von Terra Preta vorgestellt. Das daran anschließende Handbuch ist praxis orientiert und erklärt auf sympathische und lockere Weise die Herstellung der Schwarzerde. Eingestreut sind Berichte zahlreicher gärtnerischer Projekte, in denen die Terra-Preta-Methode bereits erfolgreich angewendet wird. Ein jeder Leser sei gewarnt: Der Enthusiasmus der Autoren wirkt so ansteckend, dass man nach der Lektüre am liebsten selbst mit der Herstellung des Dauerhumus beginnen möchte. 

 

Terra Preta
Die schwarze Revolution aus dem Regenwald.
Ute Scheub, Haiko Pieplow, Hans-Peter Schmidt
oekom, 2013
206 Seiten
ISBN 978-3865814074

19,95 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #20

Photo
Gemeingütervon Lara Mallien

Der Weg der Lübecker Wolke

Holger Eggerichs war einer jener Familienväter, den die Sorge umtrieb, sich irgendwann zu Hause nur noch wie zu Besuch zu fühlen. Seine siebenköpfige ­Familie lebt in Lübeck, und er war für den Software-Riesen SAP ständig in der Welt unterwegs. Das musste anders werden!

Photo
Literaturvon Sylvia Buttler

Die Wand (Buchbesprechung)

Marlen Haushofers 1963 veröffentlichtes Buch »Die Wand« avancierte in den 70er Jahren zum Kultbuch der Ökobewegung, wurde von Feministinnen als Gegenentwurf zum Patriarchat gelesen und gelangt nun durch die Verfilmung mit Martina Gedeck zu neuer Popularität. Dem Roman

Photo
Permakulturvon Ulrike Meißner

Hoch-Kultur

Vor gut 30 Jahren wurde auf der Schweibenalp im Kanton Bern bei Brienz ein Zentrum für interreligiöse Arbeit gegründet. Die hier aktiven Menschen wollten und wollen »das Gemeinsame im Respekt für das Verschiedene, Vielfältige feiern und austauschen«. Es sollte

Ausgabe #20
Commoning

Cover OYA-Ausgabe 20
Neuigkeiten aus der Redaktion