Buchtipps

Der Futurzwei-Zukunftsakmanach 2013 (Buchbesprechung)

von Timo Kuhn, erschienen in Ausgabe #20/2013
Photo

Der »Futurzwei-Zukunftsalmanach« erscheint 2013 das erste Mal und danach jährlich jeweils mit einem anderen Schwerpunkt. Die diesjährige Ausgabe befasst sich mit Mobilität. Die Herausgeber Stephan Rammler und Harald Welzer lassen darin Geschichten erzählen, Fakten erklären, Bilder veranschaulichen und machen im Rahmen dieses 464-Seiten- »Nachschlagewerks« bzw. »Jahrbuchs« (so die Bedeutungen des Worts »Almanach«) deutlich, dass es viel mehr Spaß machen kann, die Welt zu verändern, als bisweilen angenommen wird.

In der Einführung beschreibt Harald Welzer im Essay »Wiedergewinnung der Zukunft« den Prozess vom Wandel einer unachtsamen hin zu einer durch die Zivilgesellschaft sinnvoll gesteuerten Politik. Ö entliche Interessen in der heutigen Gesellschaft seien zukunftsfeindlich, und für Welzer ist der Punkt längst erreicht, an dem die Zivilgesellschaft wieder eigenverantwortlich handeln sollte.

Das Buchkapitel »Geschichten des Gelingens« erzählt von bereits realisierten Visionen, so von Reinigungsmitteln aus Roter Bete und Fasern aus Milch. Darin zeigen sich vermeintliche Utopien als bereits erfolgreiche Geschäftsmodelle. Als Leser dachte ich zuweilen kopfschüttelnd und erheitert: »Das wollte ich selbst auch schon einmal machen!«

Marcel Hänggi befasst sich hierauf in seinem Essay mit der Frage: »Warum die Welt sich ändern muss«. Er plädiert für Su zienz und deren Verankerung in einer Vielfalt von alternativen Wirtschaftsweisen, wie etwa einer Gemeingüterwirtschaft. Diese Diversität ermögliche es, fl exibel und resilient mit Wirtschaftsschwankungen umzugehen.

Dem Thema Zukunft widmen sich die Kapitel »Futurpedia – die Enzyklopädie von 2030« und »Szenarische Collage 2030–2050«. Beide bieten eine Veranschaulichung möglicher Zukünfte aus Sicht mehrerer Autoren, eingebettet in utopische Alltagsgeschichten. Diese Kapitel des Buchs vermitteln ein Gefühl, als wäre die enkeltaugliche Zukunft bereits Realität. Der Zukunftsalmanach beinhaltet ganz klar eine Vision und zugleich eine Bestandsaufnahme der Gegenwart. Auch ist er ein opportunes Inspirationswerkzeug und zuletzt auch als Appell zu verstehen, die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand zu nehmen (und vielleicht gleich beim Thema Mobilität anzufangen). Innovationen bedingen technischen Fortschritt, und auch wenn die Ausblicke im Zukunftsteil des Almanachs sehr futuristisch sind, wirkt der Teil, der sich mit der Gegenwart befasst, interessanter.

Die Moral von der Geschichte? Eine Kombination aus Einsteins »Eine gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erschien« und Gandhis »Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst«. 

 

Der Futurzwei-Zukunftsalmanach 2013
Geschichten vom guten Umgang mit der Welt.
Harald Welzer, Stephan Rammler (Hg.)
Fischer Verlag, 2012, 464 Seiten
ISBN 978-3596194209
16,99 Euro


 

weitere Artikel aus Ausgabe #20

Photo
Gemeinschaftvon Felix Wagner

Vom Lebensdorf zur Lebenswelt

Die Kolumne in Oya Ausgabe 18 mit der provokanten Überschrift »Dafür braucht es kein Ökodorf – Gemeinschaft gibt’s in allen Zusammenhängen« hat den Gemeinschaftsforscher Felix Wagner angeregt, die Rolle von Ökodörfern als Pioniere des Wandels zu betonen. Ihre Erfahrungen sollen mit Hilfe der Wissenschaft in einen gesellschaft­lichen Transformationsprozess eingehen.

Photo
Bildungvon Stefanie Breme-Breilmann

Kinder als ­Gestalter der Welt

Mit ambitionierten Idealen ging das freie Schulprojekt an den Start. Nach der anfänglichen Leichtigkeit bedrohen nun politischer Gegenwind und ein finanzieller Engpass die Kontinuität der guten Erfahrungen.

Photo
Bildungvon Anke Caspar-Jürgens

In aller Ruhe lernen

Der kalifornische Hedgefonds-­Analyst Salman Khan entwickelte 2004 für seine junge Cousine, die sich in der Schule schwertat, 15-minütige Lernvideos und stellte sie ins Netz. Bald darauf überrollten ihn die Wünsche nach mehr solchen Filmen.

Ausgabe #20
Commoning

Cover OYA-Ausgabe 20
Neuigkeiten aus der Redaktion