Naturschutz und Allmenden gehören zusammen
Beim ersten Besuch von Michael Succow in der Oya-Redaktion entstand spontan ein Gespräch mit Johannes Heimrath über traditionelle und moderne Allmenden.
Rosa Wolff, Food-Journalistin und Kochbuchautorin, ist es gewöhnt, in Top-Restaurants zu speisen und beim Einkauf nicht aufs Geld zu achten. Dann plötzlich steht sie ohne Job da und hat die Idee zu einem Selbstversuch: Sie will sich einen Monat lang von 132 Euro (das entspricht dem Hartz-IV-Regelsatz) ernähren, und zwar ausschließlich mit Bio-Lebensmitteln. Keinesfalls, und das ist wichtig, will sie den Verfechtern der Hartz-IV-Regelsätze weitere Argumente für diesen kargen Betrag liefern, sondern ausprobieren, ob trotzdem eine gesunde und nachhaltige Ernährung möglich ist.
Von da an dreht sich in ihrem Leben eine ganze Menge ums Essen, Einkaufen, Rechnen und Planen. Wie kommt sie auf die empfohlenen fünf Einheiten Obst und Gemüse, wenn im Mai nur wenig regionales Obst zu haben ist? Woher die nötigen 2000 Kalorien holen, da das Experiment ja nicht zur Diät werden soll?
Mit dem Fortschreiten des Experiments wird sie zwar routinierter, muss allerdings sehr viel Zeit auf die Suche, die Zubereitung und kreative Lösungen verwenden – und trotz aller Bemühungen scheitert Rosa Wol immer wieder, wie etwa an der Scham, nach Sonderangeboten zu fragen.
Lobenswert ist, dass sich die Autorin mit vielen Themen auseinandersetzt: vom Energiesparen über Verschwendung bis zur Klassengesellschaft bei Biosiegeln. Nicht überall mag ich ihr zustimmen, aber das ist nicht wichtig. Jedenfalls begründet sie alle ihre Entscheidungen nachvollziehbar; ob man den Bananenkauf billigt oder nicht – sie verzichtet dafür völlig auf Kaffee, was selbst nicht jeder Verfechter regionaler Ernährung von sich sagen kann. Schon mit viel Geld muss man Kompromisse machen, mit fast keinem Geld erst recht. Und das wird (über)deutlich. Hier wird ein Selbstversuch beschrieben. Es ist keine Anleitung, es genau so nachzumachen. Rosa Wol lebt alleine, in der teuersten Stadt Deutschlands, aber auch umgeben von Bioläden. Wer Familie hat, kann Großpackungen kaufen, wer auf dem Land lebt, bekommt vielleicht mal Obst geschenkt, hat dafür keinen Bioladen um die Ecke. Sie wirft immer wieder den Blick auf das, was kostenlos ist: die Natur, die Geselligkeit mit Freunden, der Sport im Park. Lesenswert ist das Buch allemal, auch wenn ich das Urteil der »Abendzeitung«, es sei »amüsant«, nicht teilen kann. Amüsant ist das Ganze nur für jemanden, für den es unvorstellbar ist, jemals in die Lage zu kommen, seine Einkäufe centgenau berechnen und trotzdem manchmal hungrig ins Bett gehen zu müssen. Für alle anderen gibt es von der Autorin zusätzlich ein Kochbuch. Allerdings dürfte es schwierig sein, vom Hartz-IV-Regelsatz beide Bücher zu erwerben. Der dort veranschlagte monatliche Betrag für Bücher und Zeitungen wird bereits durch eines überschritten.
Arm aber bio
Mit wenig Geld gesund, ökologisch und genussvoll speisen
Rosa Wolff
Edition Butterbrot, 2010, 208 Seiten
ISBN 978-3981346909
11,95 Euro
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Dieter Halbach Wir sitzen im Projektraum von M29, einem neuen gemeinschaftlichen Wohnprojekt im Berliner Kiez Prenzlauer Berg, und mit dabei ist die Spreefeld–Genossenschaft, die am Spreeufer neue kreative Räume entstehen lässt. Bei aller Verschiedenheit habt ihr eines