Schenken ist ein radikaler Schritt
Lara Mallien und Johannes Heimrath sprachen mit Antje Tönnis über ihre Arbeit in der GLS Treuhand, die sich für eine »Schenkungskultur« engagiert.
Die Biene lässt sich ohne großen Aufwand als Element mit wunderbar systemstützenden, integrierenden Eigenschaften in einen Permakulturgarten einfügen. Meiner Faszination für die Bienen folgend, habe ich versucht, Gründe zu finden und Möglichkeiten zu suchen, eine einfache, zeitlich überschaubare und lohnende Bienenhaltung in ein Permakultursystem zu integrieren.
Bienen vernetzen
Bienen sind durch ihre Bestäubungsleistung, ihre Honig-, Wachs- und Propolisproduktion eine wichtige Komponente in funktionierenden Permakultursystemen. Bienen sind echte Netzwerker, sie schaffen Beziehungen zwischen den Pflanzen und dienen selbst als Nahrung für viele Tiere. Das grundlegende Geheimnis der Imkerei ist es, Bienen nicht als Individuen zu betrachten, sondern jedes Volk als einen Organismus zu verstehen. Die Bienen leben auf einem selbstgebauten »Knochengerüst«, den Wachswaben. Durch die Weitergabe von Futter, Gerüchen und Informationen schaffen die einzelnen Bienen ein Suprasystem bzw. einen Superorganismus. Bis heute sind die tieferen Details der Bienenkommunikation noch ungeklärt. In jüngster Zeit entdeckt man immer mehr Funktionen, die das Suprasystem der Bienen hervorbringt: Neben den »klassischen« Aufgaben einer Arbeitsbiene, Brutpflege, Wächterin, Pollen- und Nektarsammlerin bauen die Bienen, heizen oder nehmen vielfältige Kommunikationsaufgaben wahr. Durch das Jahr sind Bienen ein unbeirrbarer Indikator für die Entwicklungen in der Natur. Je besser wir das Treiben der Bienen im Jahreslauf verstehen, desto enger kommen wir mit der uns umgebenden Natur in Verbindung.
Bienen sind, evolutionär betrachtet, um ein vielfaches älter als wir Menschen, es gibt sie bereits seit gut 50 Millionen Jahren. Das spricht für ihre exzellente Anpassungsfähigkeit an die Natur – und ist ein Hinweis, dass wir Bienen so halten sollten, dass sie bis auf wenige Eingriffe sich selbst überlassen bleiben können.
Arbeitsintensive Hochertragsimkerei
Vielen Menschen sind Insekten zunächst sehr fremd. Bienen verhalten sich eben nicht wie Säugetiere. Sie lassen sich nicht so einfach streicheln und sind auf den ersten Blick nicht mit dem menschlichen Verhaltensrepertoire erschließbar. Und nicht zu vergessen: Sie haben diesen unangenehmen Stachel, der hin und wieder in Aktion tritt.
In der klassischen Imkerei steht der Honigertrag im Vordergrund. Mit den verschiedensten Methoden, einer unüberschaubaren Anzahl von Beutesystemen (Bienenwohnungen) und dem aufwendigen Wandern der Bienen in die Monokulturblüten werden Erträge von bis zu 50 kg Honig pro Bienenvolk im Jahr erzielt. Dahinter steht ein sehr arbeitsintensives Handwerk, oft künstliche Königinnenzucht und der Einsatz von vorgegebenen Rahmen und Wachsplatten. Am Ende des Bienenjahrs dürfen die Bienen dann mit zugekauftem Zuckerwasser überwintern.
Die meisten angehenden Imker versuchen sich irgendwann im Nebenerwerb und stellen fest, dass der Preis, den sie mit ihrem Honig erzielen, den Aufwand kaum deckt und in schwierigen Jahren draufgezahlt werden muss. Viele Imker geben die Bienen dann wieder auf, das Bienensterben geht weiter, und damit geht überall die so wertvolle Bestäubungsleistung zurück.
Die Hochertrags-Bienenhaltung ergibt in einer Permakultur keinen Sinn! Bienen sind Wildtiere, sie verfügen über verschiedenste Möglichkeiten, sich selbst zu erhalten und als Kollektiv – im »Bien« – mit nur wenig Unterstützung des Menschen in unserer Nähe friedlich zu leben. Und neben der unersetzlichen Bestäubungsleistung geben sie uns sogar noch ein wenig überschüssigen Honig ab!
Geschöpfe der Überfülle
Es hat eine Zeit gegeben, wo Bienenhaltung selbstverständlich zur Landwirtschaft dazugehörte, hauptsächlich für den eigenen Bedarf und im Einzelfall als kleines Zusatzeinkommen. Die Bestäubung hat sich gewissermaßen »von selbst« erledigt und war kein explizites Thema, weil es ja überall genug Bienen gab. Mit dem Sterben der Bauernhöfe gerieten traditionelle, einfachere Betriebsweisen zunehmend in Vergessenheit. Bienenhaltung wurde mehr und mehr eine Sache von Spezialisten, die bereit waren, sich die notwendigen Kenntnisse effizienter Honigproduktion anzueignen. Mit der Verarmung der Landschaft durch intensive Agrarproduktion begannen die Imker, den blühenden Flächen mit ihren Bienenvölkern hinterherzuwandern.
Die Fixierung auf den Honigertrag und die Logik der intensiven Agrarproduktion treiben seltsame Blüten: Die natürlichen Lebensäußerungen der Bienen, die im wunderbaren Schwarmgeschehen ihren Höhepunkt finden, werden als Probleme angesehen und unterdrückt. Schwärme, und genauso Drohnen (männliche Bienen), gelten als unerwünscht. Die Tatsache, dass Bienen ihre Waben selbst bauen und ihren Lebensraum gestalten wollen, wird ignoriert. Stattdessen gibt man ihnen vorgeprägte, standardisierte Wachsplatten für künstliche Waben in den Stock. Die Bienen sind Geschöpfe der Überfülle: Sie produzieren Honig, Wachs und andere Heilmittel, ohne Ressourcen zu verbrauchen! Sie bestäuben die Blüten »gratis« und haben einen großen Willen zur Reproduktion. Bienen sind »paradiesische« Wesen: Das »Land, wo Milch und Honig fließen« kann in jedem Bienenkasten beobachtet werden. Es ist nicht verwunderlich, dass die Vitalität der Bienen heute in einem so desolaten Zustand ist, wenn dauerhaft versucht wird, diese wesenhafte Überfülle des Bienenvolks zu kastrieren und alleine den Honigertrag arbeitswirtschaftlich zu optimieren.
Es geht auch einfach
Mit der »Bienenkiste« stellen wir ein neues Konzept vor, das die Möglichkeit bietet, mit viel größerer Gelassenheit am umfassenden Reichtum zu partizipieren, den die Bienen uns bieten – eine Betriebsweise, die die natürlichen Lebensäußerungen der Bienen nicht als Problem wahrnehmen muss, sondern sich darauf einlassen kann. Ausgehend vom traditionellen »Krainer Bauernstock« hat der Mellifera e. V. eine Betriebsweise entwickelt, die die Bienenhaltung mit einem Minimum an Eingriffen, Aufwand und Kosten ermöglicht. Die Bienenkiste ist ein einfach konstruierter Holzkasten, in dem die Bienen weitestgehend natürlichen Wabenbau, den sogenannten Stabilbau, errichten. Sie können ihren Gestaltungswillen also ungehindert ausleben. Es fällt ein Honigüberschuss an, der als Tropf- oder Presshonig gewonnen wird. Der Honigertrag kann je nach Standortbedingungen durchaus bei 15 bis 20 kg pro Jahr liegen. Die Vermehrung und Verjüngung der Völker geschieht über den natürlichen Schwarmtrieb.
Bei einem Bienenvolk muss man mit einem Betreuungsaufwand von etwa zwölf Stunden im Jahr rechnen. Es ist nahezu keine Ausrüstung erforderlich. Außer der Kiste selbst wird nur eine minimale Grundausstattung (Smoker, Schleier, Stockmeißel) benötigt; die Kiste lässt sich mit geringen Heimwerkerkenntnissen aus ein paar Holzbrettern selbst zusammenzimmern.
Wenn dieses »Bienenhaus« gebaut ist, steht dem Einzug eines Bienenschwarms nichts im Wege. Das erste eigene Volk bekommt man über z. B. über www.schwarmboerse.de oder einen örtlichen Imkerverein. Auf ihrer sehr ausführlichen Bienenkisten-Webseite beantwortet die Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung Mellifera e. V. Fragen zur Bienenhaltung in der Kiste und vermittelt Imkerlotsen, die persönlich für Fragen zur Verfügung stehen.
Auch wenn dies für die Bewirtschaftung einer Bienenkiste nicht unbedingt nötig ist, kann ein erster Einblick in die Bienenhaltung bei einem Wochenendkurs nicht schaden. Ansonsten hilft das wachsende Netzwerk von Naturimkern weiter.
Edouard van Diem (32) ist Vorsitzender des Permakultur Instituts und des TifU e. V. Er ist als permakultureller Umweltgestalter im Bereich urbane Permakultur, Teilhabegestaltung und -Projektentwicklung tätig.
So finden auch Sie zum »Bien«
www.bienenkiste.de, www.mellifera.de
Literatur:
Michael Weiler: Der Mensch und die Bienen. Verlag Lebendige Erde, Darmstadt, 2000
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Obwohl schon in jungen Jahren auf der Karriereleiter erfolgreich, hält es der Betriebswirt Thomas Heuser nicht im Büro eines großen Konzerns aus. Seit ein paar Jahren träumt er den Traum vom Leben in Gemeinschaft. Er hat sich auf die Suche gemacht und glaubt, im brandenburgischen ZEGG seine neue Heimat gefunden zu haben. Was gibt ihm diese Zuversicht?