enkeltauglich leben
Buchtipps

Beuys Platanen und Basalte (Buchbesprechung)

von Matthias Fersterer, erschienen in Ausgabe #25/2014
Photo

Als Joseph Beuys 1982 im Rahmen der Documenta 7 begann, in Kassel Bäume zu pflanzen, stieß er auf nicht wenig Unverständnis. Heute gilt »7000 Eichen« als bekannteste und ambitionierteste Soziale Plastik des Künstlers. Diesem Ausnahmewerk, das sich beständig wandelt und in kein Museum sperren lässt, nähert sich Albert Vinzens in dem bibliophilen Bildband »Beuys Platanen und Basalte«. In Textvignetten, Zitatsplittern und persönlichen Betrachtungen, die Bernhard Rüfferts Fotos ähnlich durchziehen, überlagern und unterwandern wie Beuys’ Bäume die städtische Betondecke, umkreist Vinzens diesen andauernden Akt der Stadtverwaldung. Immer wieder akzentuiert er dabei einen Aspekt, der seinerzeit von vielen Kritikern wie Befürwortern unverstanden blieb: Indem Beuys die Bäume als wesenhafte Subjekte behandelte, rührte er an den Grundfesten des anthropozentrischen Welt- und Rechtsverständnisses. Nicht etwa, weil er Gärtner sei, pflanze er Bäume, betonte Beuys, sondern weil sie »entrechtet« seien, und erklärte: »Ich möchte diese Bäume rechtsfähig machen.« Einmal mehr zeigt sich hier die enorme Vielseitigkeit und Visionskraft von Beuys’ Wirken. Die poetische Tiefe der Texte, die eindrucksvolle fotografische Bildsprache und die sorgfältige Gestaltung machen dieses ausnehmend schöne Buch nicht nur für an Sozialer Plastik interessierte Leser zu einem ästhetischen und intellektuellen Hochgenuss.


Beuys Platanen und Basalte
Albert Vinzens
Aquinarte, 2013
228 Seiten
ISBN 978-3933332745
49,00 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #25

Gesundheitvon Christine Simon

Gemeinschaftsbildende Musiktherapie

Community Music Therapy, eine neue und zugleich alte Form der Musiktherapie – wo auf der Erde findet dies statt: Gemeinschaft, Musik, Impulse der Heilung? Was sind die heilsamen Kräfte von Musik und Gemeinschaft? Fünf Beispiele aus Tausenden.

Photo
Gemeinschaftvon Lara Mallien

Komplementäre Kräfte

Am Anfang ist da dieser seltsame »Ruf«. Du kannst nicht anders, als das, was du innerlich hörst, zu realisieren. Du müsstest dich verraten, um es nicht zu tun – selbst wenn dich die ganze Welt um dich herum für wahnsinnig erklärte, wirst du anfangen. Es ist

Photo
Permakulturvon Jochen Schilk

Es geht!

Die Welt sollte den Blick auf Kuba richten, denn hier sieht sie gewissermaßen in die Zukunft: Seit 1991 haben die ­Bewohner der Karibikinsel dank zahlreicher sozialer und technischer Innovationen ein – in diesem Fall vorgezogenes – Peak-Oil-Szenario überstanden, mit dem alle erdölabhängigen Staaten früher oder später konfrontiert sein ­werden. Wegweisend erscheint insbesondere die landesweite Tendenz zu einer de-industrialisierten Landwirtschaft – ein weltweit einzigartiges Beispiel.

Ausgabe #25
Gemeinschaft

Cover OYA-Ausgabe 25
ProbeheftNeuigkeiten aus der Redaktion