Eine Welt ohne Geld?
Peer-Economy ist eine Wirtschaftsweise, in der weder Chefs, Angestellte noch Geld vorkommen müssen. Ein Zukunftsmodell – nur für den elektronischen Bereich oder auch für handfeste Produktion?
Das »Manifest der Vielen« versteht sich als Gegenentwurf zu Thilo Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab«. Dreißig namhafte Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Herkunft schreiben über ihr Leben in Deutschland. Persönlichen Geschichten, gesellschaftsanalytische Texte und humorvolle Beiträge zeigen, dass die Hintergründe von Menschen mit muslimischen Wurzeln mindestens ebenso heterogen und vielfältig sind wie die verschiedenartigen Lebensentwürfe der alteingesessenen Deutschen.
Erst die polarisierende öffentliche Diskussion und wachsender Islamhass führen dazu, dass sich tatsächlich eine spezifisch muslimische Identität entwickelt. Zahlreiche Beispiele dafür, welcher Skepsis und welch stereotypen Vorurteilen sich geborene Deutsche muslimischer Abstammung im Alltag ausgesetzt sehen, machen deutlich, wie schwer sich Deutschland damit tut, ein Land der Vielen zu sein, und wie es sich stattdessen durch Ab- und Ausgrenzung definiert. Zahlreiche Medien haben den Thesen Sarrazins einen erschreckend großen, kritiklosen Raum geboten und damit seine islamfeindlichen Äußerungen, die manche an rassenhygienische Gedankenmuster denken lassen, salonfähig gemacht.
Der Druck, dem Muslime in Deutschland und Europa ausgesetzt sind, wächst dadurch weiter. Er wird in den Beiträgen zu diesem Buch spürbar. Die sogenannte Integrationsdebatte ist aber zu großen Teilen eine verdeckte Sozialdebatte, und es sind bildungspolitische Weichenstellungen, die die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern mit Migrationshintergrund fördern oder einschränken. Das Verhalten von Menschen in sozial benachteiligten Milieus ähnelt sich unabhängig von Ethnie und Religion. Dennoch stimmten in einer Umfrage im Jahr 2009 fast 40 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die meisten Muslime intolerant und gewalttätig seien. 60 Prozent gaben aber gleichzeitig an, keinen Kontakt zu den »Ausländern« zu haben.
Die Autorinnen und Autoren setzen diesem zunehmenden Fremdenhass die Vision einer freien Gesellschaft entgegen, in der Religion als individuelles Angebot verstanden wird, um den eigenen Lebensfäden nachzugehen. Sie rufen dazu auf, das Land, das sie als ihre Heimat empfinden, mitzugestalten. Eine pluralistische Gesellschaft, in der verschiedene Kulturen lebendig sind, existiert längst auch in Deutschland. Das Manifest der Vielen zeichnet davon ein positives Bild und stellt die Bereicherung und die Chancen dieser Vielfalt in den Vordergrund. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich in die Lebensrealität von Deutschen mit muslimischen Wurzeln einfühlen möchten. »Sarrazin kommt und geht. Wir bleiben.« Deutschland erfindet sich neu.
Manifest der Vielen
Deutschland erfindet sich neu.
Hilal Sezgin (Hrsg.)
Blumenbar Verlag, 2011, 232 Seiten
ISBN 978-3936738742
12,90 Euro
Peer-Economy ist eine Wirtschaftsweise, in der weder Chefs, Angestellte noch Geld vorkommen müssen. Ein Zukunftsmodell – nur für den elektronischen Bereich oder auch für handfeste Produktion?
Während die Menschheit jahrtausendelang mehr oder weniger nachhaltig lebte, setzte ab etwa 1750 eine verheerende Dynamik ein – mit exponentiellem Wachstum der Bevölkerung, des Verbrauchs und der Zerstörung. Was ist eigentlich mit uns geschehen?
Jean Feyder ist ständiger Vertreter Luxemburgs bei der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf und Vorsitzender des Komitees für die am wenigsten entwickelten Länder der Welt. In seinem Buch »Mordshunger« beschreibt er die Ursachen der weltweiten Ernährungskrise und