Buchtipps

Gärten und Politik (Buchbesprechung)

Photo

Wer einen Garten gestaltet, entwirft ein Wunschbild der Welt. Brita Reimers ist Herausgeberin des Buchs »Gärten und Politik«, das im oekom Verlag erschienen ist. Sie fasst darin eine Vortragsreihe der Landeszen- trale für politische Bildung in Hamburg zusammen, in der Experten ihre Sicht auf Gärten und deren soziokulturelle Bedeutung erläutern. Neben professi- onellen Gartengestaltern und Landschaftsarchitekten kommen dabei auch Kunsthistoriker, Philosophen, Architekturkritiker und Dramaturgen zu Wort.
Die Autoren nehmen die Leserinnen und Leser auf eine Reise durch die Garten- und Zeitgeschichte von der Renaissance bis in die Gegenwart mit. Gärten und Parkanlagen sind lebendige Räume der Erinne- rung, die das Natur- und Menschenbild ihrer Entste- hungszeit widerspiegeln. So wurden die strengen geometrischen Formen und schnurgeraden Alleen des Barocks im 18. Jahrhundert von naturnahen Landschaftsgärten abgelöst. Im Rahmen der französischen Revolution entstanden aus den Parkanlagen von Königen und Adel neue Stadt- und Volksgärten. Mit zunehmender Industrialisierung bildeten sich Kleingartenkolonien als Freiraum in der großstädti- schen Arbeits- und Lebenswelt. Die vielen Facetten historischer und gegenwärtiger Gärten bieten sich für die Frage an, welches Verhältnis wir künftig zur Natur und zu uns selbst haben wollen.
Die politische Dimension von Gärten ist vielfältig. Sie reicht von alternativen Gartenkulturen, die sich in Großstädten zu Orten menschlicher Begegnung ent- wickeln, über Migranten, die in ihren Gärten und den darin kultivierten Pflanzen ein Stück Heimat finden, bis zu den Menschen, die in Gefangenschaft aus dem Gärtnern Hoffnung schöpfen – Beispiele sind hier Nelson Mandela und Rosa Luxemburg. Ein Beitrag über »Die Tomate in menschlicher Gesellschaft« verdeutlicht die Problematik von Ferntransporten, Gentechnik und eingeschränkter Sortenzulassung. Und wie können Brachflächen in schrumpfenden ostdeutschen Städten neu gestaltet werden? Neue Formen von Landschaft innerhalb der Stadt verlangen hier nach einem anderen Denken und einer neuen Dimension von Phantasie.
Die alte Geschichte vom Paradies wird in diesem Buch als politische Geschichte neu erzählt.
Für geschichtlich und kulturell interessierte Gartenfreunde bietet es überraschende Erkenntnisse und schafft einen ungewöhnlichen Zugang zum Thema Garten und Gärtnern.


Gärten und Politik
Vom Kultivieren der Erde.
Brita Reimers (Hrsg.)
oekom verlag, 2010
317 Seiten
ISBN 978-3865811585
29,90 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #7

Kunstvon Gandalf Lipinski

Gandalf denkt …

Vieles haben wir schon geschaffen und selbstgemacht und uns doch wie Exilanten in der eigenen Gesellschaft gefühlt. Wo es ums große Ganze geht, sind die Kulturkreativen seltsam sprachlos geblieben. Heute werden Klimawandel, Zerstörung von Umwelt und Gemeinwohl, der absehbar

(Basis-)Demokratievon Günter Sölken

S21, Kairo, Berlin

Die Schlichtung bei Stuttgart 21 war ein Versuchsfeld für eine andere politische Kultur, der Berliner Wassertisch feiert mit seinem Bürgerbegehren einen großen Erfolg. Sind das mögliche Vorlagen für die Politik der Zukunft?

Photo
von Beate Küppers

Monsanto auf Deutsch (Buchbesprechung)

Wenn es in Deutschland um Agro-Gentechnik geht, wird vor allem über den US-Konzern Monsanto geredet. Blicke hinter die Kulissen der deutschen Akteure fehlen bislang – ein Loch, das ein im Dezember 2010 erschienenes Buch füllen möchte. Seine 230 Seiten sind eng bedruckt mit

Ausgabe #7
(R)evolution

Cover OYA-Ausgabe 7Neuigkeiten aus der Redaktion