Buchtipps

Feuerfrau und Windgesang (Buchbesprechung)

Photo

»Es fällt mir nach langen Aufenthalten im Schama- nismus lebenden Völkern immer schwerer, mit dem Begriff der Schamanin in unserer Kultur umzugehen – einerseits aus Respekt vor denjenigen, die in ihren Gemeinschaften diese schwere Arbeit ausüben und in ihrer Sprache eine eigene Bezeichnung dafür haben. Andererseits empfinde ich die zunehmende Esoterik- Schamenen-Modeströmung als vorwiegend unerträg- lich eitel in Selbstbezeichnung und Gebaren.« Diese Sätze schreibt Nana Nauwald aus gutem Grund. Sie hat sich in das Feld des Schamanismus begeben, das hierzulande zwei gegensätzliche Reaktionen hervor- ruft: Die einen verachten es als abwegig, unseriös und esoterisch, die anderen wissen vor lauter »Spirits« nicht mehr, wie sie heißen. Kaum ein westlicher »Mind« macht sich jedoch die Mühe, den langen Er- fahrungsweg auf sich zu nehmen, der beginnt, wenn man aus der europäischen Denkwelt in eine – auch im modernsten Menschen vorhandene – archaische Schicht des Bewusstseins einzusteigen versucht. Seit vielen Jahren reist Nana Nauwald nach Peru, wo sie zur »Familie« einer Reihe traditioneller Schamanen gehört. Dort hat sie ebenso wie in Nepal oder Nigeria an der Arbeit von Menschen teil, die in ihrer Kultur auf traditionelle Weise gelernt haben, ihren Geist mit den Kräften der Natur zu verbinden und aus dieser Ver- bundenheit heraus als Heilerinnen und Heiler wirken zu können. In spannenden Büchern wie »Das Lachen der Geister« oder »Der Gesang des Jaguars« hat sie ihren persönlichen Weg nachgezeichnet.
Nana Nauwalds neues Buch »Feuerfrau und Wind- gesang« ist ein wiederum mit biografischen Passagen angereichertes Übungsbuch zur Erweiterung der eigenen Wahrnehmung. Wer meint, hier ginge es ums »Geistersehen« ist auf dem Holzweg. Wahrnehmung beginnt immer mit dem eigenen Körper und seinen Sinnen: »Jedes Sinnesorgan hat eine spürbare Aus- wirkung auf ein anderes – versuche durch Erfahrung herauszufinden, welche Wechselwirkungen entstehen können«, schlägt Nana Nauwald als eine der Übungen vor, die zu mehr Empfindsamkeit hinführen. »Lausche den Geräuschen deiner Füße auf dem Boden, während du gehst. Gibt es einen Ort in dir, der in Resonanz mit den Klängen von außen geht?« Solche Dinge können zur alltäglichen Lebenspraxis werden. Sie sind nichts Besonderes, aber sie können etwas äußerst Wichtiges bewirken: Sie können das Feuer der eigenen Lebenskraft anfachen, das allzu oft verloren geht, wenn wir im Alltag verges- sen, uns mit dem Wesentlichen zu verbinden.


Feuerfrau und Windgesang
Nana Nauwald
AT Verlag, 2010
224 Seiten
ISBN 978-3038004653

19,90 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #2

Lebenswegevon Johannes Heimrath

Einblicke – Ausblicke

An einem geschichtsträchtigen Ort, dem ehemaligen Kurhaus von Hohenbüssow im vorpommerschen Tollensetal – zu DDR-Zeiten ein Treffpunkt kreativer Dissidenten –, traf sich Oya-Herausgeber Johannes Heimrath mit drei ganz unterschiedlichen Akteuren aus dem weiten Netzwerk von Menschen, die den von Abwanderung geprägten ­ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns auf ungewöhnliche Weise beleben.

Regional- & Stadtentwicklungvon Matthias Fersterer

Stadt, Land, Flucht

Längst ist es nicht mehr nur die Stadtluft, die frei macht. Immer mehr Prominente und andere Großstadtpflanzen entdecken das Landleben für sich – und schreiben ­darüber. Matthias Fersterer hat die jüngste Welle von Aussteiger­berichten unter die Lupe genommen.

Photo
Globale Perspektivenvon Johannes Heimrath

Auf in die Post-Kollaps- Gesellschaft

Erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird über einen Brunnendeckel nachgedacht. Der Mensch lernt aus Fehlern. Der letzte kapitale Fehler führt gegenwärtig dazu, dass sich das planetare Gleichgewicht in Richtung einer neuen Balance verschiebt. Das gefährdet den

Ausgabe #2
Aussteigen & Einsteigen

Cover OYA-Ausgabe 2Neuigkeiten aus der Redaktion