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Spiel-Zeuge (Buchbesprechung)

von Peter Krause-Keusemann, erschienen in Ausgabe #36/2016
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Ist die Zeit des Spielens vorbei, folgt der Ernst des ­Lebens – glauben viele Menschen. Albert Vinzens öffnet mit seinem Buch »Spiel-Zeuge« demgegenüber Herz und Sinn für eine dem Leben zugewandte Sicht.
»Spiel ist eine Krankheit – nicht zum Tode, sondern eine Krankheit zum Leben.« Das Buch ist anders als erwartet. Kein ausführliches Inhaltsverzeichnis (lediglich drei »Kapitel«) und nur eine einzige Abbildung (die hat es in sich!).
»Ich war kürzlich […] unterwegs zu den Quellen meiner Kindheit.« So ein gutes Buch zum Thema »Spiel« spricht die Erinnerungen an das eigene Kinderspielen an. Albert Vinzens macht es leicht, denn er berichtet lebendig von seinen eigenen Kinderspielen. Gehört man auch zu jener Generation, die noch natürlich spielen durfte, belebt sich das magische Verhältnis zur Welt neu. »Spiel ist der hoffende Blick eines Kindes, in dessen Augen eine Idee Wirklichkeit wird.«
Immer wieder geht es darum, dass es sich nicht gut sagen lässt, was Spiel ist (»wir können Spiel nicht einmal denken«) – Arbeit jedenfalls nicht, auch nicht Gelegenheit für den Transport von Belehrungen. ­Lernen kann aber durchaus spielerisch sein (Flow-Learning), und spielerisch kommt auch manch komplexe Fähigkeit daher: etwa wenn es um den ­Mechaniker geht, der das Spiel der Kugeln im Rad­lager einzustellen versteht. Sogar »der Tod gehört zum Spiel dazu wie das Schlafen und Wachen«. Von Erwachsenen erdachte Spielzeuge und -plätze sind in unserer Welt allgegenwärtig, sie drängen zur Frage, »wieviel Leben im Leben erlaubt sei«.
Herrlich, von den Erfahrungen des Autors zu erfahren, etwa wie er mit einem Kind Schach spielt, das eigene Regeln dafür erfindet. Aus solchen Erfahrungen destilliert der studierte Philosoph seine Sätze, die eine Freude sind: »Das Spiel macht die Gebärde, über den Rand des Sprachlochs ins Unergründliche zu gehen […]«. Aber er positioniert sich auch, indem er hinterfragt, was Wildnis- und Erlebnispädagogik »­ihrer denkfaulen Kundschaft« noch zu vermitteln vermögen und was nicht. Weder Wettkampfsport »noch irgendein anderer Wettbewerb« hat mit Spiel zu tun. Das ist nachvollziehbar, weil das Buch eine Ahnung vom wirklichen Spiel vermittelt. Der Autor führt dahin, indem er den Weg aus der Kindheit ins Erwachsensein beschreibt, aber auch, indem er ganz praktisch zum konkreten Nachdenken auf »drei Wegen zum Spiel« einlädt. Der Bogen wird von einem »Vorwort aus dem Neolithikum« bis zum Schlusskapitel geschlagen, in dem Albert Vinzens spannend von seinen Erfahrungen als Extrembergsteiger berichtet. Das Buch ist kein simpler Ratgeber, sondern ein Weggefährte zum ­guten, spielerischen Verhältnis zum Leben! 

Spiel-Zeuge
Hommage an das Spiel.
Albert Vinzens
thinkOya, 2015
160 Seiten
ISBN 978-3927369948
22,80 Euro

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