In eigener Sache

Gemeinsam für Oya sorgen…

Bisher wurde die Arbeit des 13-köpfigen Oya-Redaktionskreises mit 20 737 Euro ­ermöglicht. 6038 Euro davon sind seit der letzten Ausgabe eingegangen. – Herzlichen Dank für das gemeinsame Sorgetragen für Oya!von Oya – Redaktion, erschienen in Ausgabe #44/2017
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Noch haben wir keine passende Bezeichnung für unser fortdauerndes Experiment in solidarischem Wirtschaften gefunden. Vielleicht trifft es das: gemeinsames Sorgetragen für »materielle Grundgeborgenheit« – diesen Begriff haben wir kürzlich von Friederike Haber­mann in einem Gespräch zur Ökonomie der Gabe gelernt (siehe Seite 32).
Solidarisches Wirtschaften – das lässt deutlicher erkennen, was unsere Arbeit an Oya von Anfang an war: keine lukrative »Geschäfts­idee«, sondern Antwort auf eine gemeinsam empfundene Notwendigkeit. Die Verkaufserlöse decken die materiellen Kosten der Herstellung und Verbreitung des Hefts. Zusätzlich ermöglicht nun ein wachsender Kreis unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Fortsetzung unserer ideellen Arbeit durch bedingungslose Geldzuwendungen. Das Sorgetragen für das Fortbestehen unseres gemeinsamen Kommunikationsmediums Oya verbindet uns.

Was für ein Auskommen ermöglicht ein Tätig-Sein?
Was heißt »Sorgetragen« konkret für den Redaktionskreis? Bei jeder neuen Ausgabe fragen wir uns: Welcher nächste Schritt ergibt sich aus dem bisher Geschriebenen und dem sich wandelnden Zeitgeist? Welche Visualisierung verlangen die Inhalte? Sobald sich die ­Themen abzeichnen, steht handwerkliche Arbeit an: das gemeinsame Verfassen und das kritische Lektorat von Texten, die Abstimmung mit den Grafikmenschen im Team, der Austausch mit unserem Leserkreis, Redaktions-, E-Mail- und Telefonrunden, Faktenrecherche, Interviews und so fort. In den Tagen vor Drucklegung wird noch intensiv gefeilt, um das Gesamtgefüge der Ausgabe rund zu machen; das Ganze wird mehrmals korrekturgelesen, bevor der Andruck mit letzten kritischen Blicken geprüft wird.
Wöchentlich kommt der Redaktionskreis zur Telefonkonferenz zusammen. Kürzlich sprachen wir über unser Solidarmodell:
Nachdem wir die von unseren Buchhalterinnen zusammgestellten Zahlen durchgegangen waren, eröffnet Matthias Fersterer das Thema: »Mein überwiegendes Gefühl ist große Dankbarkeit für die Ermöglichung unserer Arbeit an Oya!«
Matthias gehört zum Gründungsteam von Oya. In den vergangenen Monaten entnahm er je 200 Euro aus dem Solidartopf. Die monatlichen Ausgaben seiner dreiköpfigen Familie kann er davon nicht bestreiten. Das ist auch nicht nötig, da er ein kleines Gehalt im Drachen Verlag erwirtschaftet und seine Partnerin Einkünfte durch Tanzpädagogik und Buchhaltung erzielt.
Unsere Hintergründe sind vielfältig. Manche haben Oya von Anfang an begleitet, andere kamen später dazu. Manche haben mehr, manche weniger Erfahrung mit Wirtschaften aus einem Topf. Jede und jeder hat ein eigenes Verhältnis zum Geld. So trägt das Solidarmodell nicht nur zum monetären Auskommen der Redak­tionsmitglieder bei, sondern bewirkt auch individuelle Erkenntnisprozesse, indem einerseits Muster und Prägungen sichtbar, andererseits Denk- und Lebensweisen jenseits der Tauschlogik erprobt werden können.
Maria König erzählt: »An Tagen, an denen ich viel für Oya recherchiert oder geschrieben habe, ertappte ich mich bei dem Gedanken: ›Hach, jetzt habe ich mir das Geld, das ich aus dem gemeinsamen Topf erhalte, wirklich verdient.‹ Neuerdings setzt dar­auf eine zweite Stimme ein: ›Halt! Das hat nichts miteinander zu tun! Alles, was du einbringst, entsteht aus freiwilliger, leidenschaftlicher Entscheidung für Oya. Ich kann meine Bedürfnisse an anderer Stelle frei äußern und darauf vertrauen, dass sie erfüllt werden.‹ Langsam wird der erstere Reflex kleiner, und ich freue mich über die Geborgenheit, die aus zweiterem erwächst.«
Matthias Fellner, der seine selbständige Beratungstätigkeit aufgegeben hat und seit anderthalb Jahren für Oya die Bereiche Kommunikation und Soziale Medien betreut, erzählt von innerem Ringen: »Früher habe ich an manchen Tagen mehr verdient als die 800 Euro, die ich mir monatlich aus dem Topf nehme. Ich schaffe es nicht immer, die alten Vergleichsmuster abzuschalten: ›Studium, Berufserfahrung, Spezialisierungsgrad – das muss doch entgolten werden!‹, grummelt es manchmal in mir. Obwohl ich weiß, dass eine Bepreisung meiner Arbeit bedürfnisorientiertem Sorgetragen, selbstbestimmtem Tun und sinnhafter Widmung abträglich ist, denke ich oft noch in Zahlen – so wurde ich sozialisiert. Nur langsam finde ich zu dem Urvertrauen zurück, dass ich vom Leben mit dem beschenkt werde, was ich gerade brauche.«

Erkundungen in Bedingungslosigkeit
Aus einer Haltung der Bedingungslosigkeit heraus erscheint es absurd, in Gehaltskategorien zu denken. Diese entspringen der marktwirtschaftlichen Tausch- und Verwertungslogik. Oya folgte von Beginn an einem anderen Wert: Ob als Mitglied der Redaktion, als Autorin und Mitdenkerin, als Leser, Ermöglicherin oder Genossenschaftsmitglied – wir alle schaffen es gemeinsam, dass Oya in Form des gedruckten Hefts und in Form lebendiger Begegnung stattfinden kann (siehe Seiten 6–9). Deshalb ist es nur folgerichtig, dass wir damit angefangen haben, Leistung und Entlohnung durch Beitrag und Ermöglichung zu ersetzen (siehe Seiten 31–34).
Diesmal ist Hilde Wiegele bei der Telefonkonferenz dabei. Die Münchnerin engagiert sich seit einem Jahr zusammen mit Detlev Ebert und Lara Mallien im Vorstand der Oya Medien eG. Derzeit verwaltet die Oya Medien eG treuhänderisch die Ermöglichungsbeiträge, über die der Redaktionskreis frei verfügen kann. Steuerlich ist das derzeit der einfachste Umgang mit den Solidarbeiträgen. Ihr Interesse an solidarischem Wirtschaften hat Hilde – gelernte Bankkauffrau – in den Oya-Vorstand geführt: »Schön, dass es nun zwei Möglichkeiten gibt, Oya zu unterstützen«, merkt sie an. »Ich kann freie Beiträge überweisen, um die Redaktionsarbeit zu ermöglichen, oder Anteile an der Genossenschaft erwerben, um Mitunternehmerin zu sein« (siehe auch Seite 17).
Wie in der vergangenen Ausgabe angekündigt, hat es der Solidartopf dem Oya-Grafiker Robert Volkmer erlaubt, für 250 Euro eine gebrauchte Feldschmiede zu erstehen. Wenn er nicht an Oya oder seiner Comic-Reihe arbeitet oder sich seiner kleinen Familie widmet, steht er nun an Esse und Amboss und schmiedet Nägel, Garderobenhaken, Messerklingen. »Ich freue mich immer, wenn ich das helle Klingen aus deiner Schmiede höre!«, bestärkt ihn Lara Mallien. Auch die Kinder im Dorf schauen eifrig beim Schmieden zu.
Herausgeber Johannes Heimrath hat persönlich noch nie einen Euro für seine Arbeit an Oya erhalten. Sollte im Topf etwas für ihn übrigbleiben, meint er, würde er einen gebrauchten Schälpflug erwerben, der auf den Äckern des »Allmendhofs Klein Jasedow« und benachbarten Höfen zur Entwicklung einer bäuerlichen Subsistenzper­spektive für den Lassaner Winkel gebraucht wird.
Andrea Vetter betont, dass es ihr darum geht, ein Auskommen im Sinn materieller Grundgeborgenheit zu haben – das umfasse nicht nur Geld: »Wenn jemand aus der Berliner Leserschaft Zeit und Lust hätte, mir die Haare zu schneiden, Essen vorbeizubringen – weil im Garten gerade viel wächst oder zu viel aus dem Supermarkt ›gerettet‹ wurde –, beim Möbelbau zu helfen, ab und zu abends meine Tochter zu hüten oder Kleidung an mich weiterzu­geben – dann wäre das für mich genauso wertvoll wie Geld!«

Für Kontinuität sorgen
Freilich ist klar: In absehbarer Zeit werden wir kaum von der Geldwelt unabhängig werden. In der Zeit des langwierigen Übergangs zwischen bestehenden und neu entstehenden Strukturen wollen wir daher zu weiterer finanzieller Rückenstärkung einladen: Um den Redaktionskreis zu tragen – das wissen wir nun nach der Erfahrung der ersten Monate –, sind monatlich 4500 bis 5000 Euro, pro Ausgabe also etwa 9000 bis 10 000 Euro notwendig.
»Das Geld zeigt unsere Einbindung in die Sachzwänge des Hier und Jetzt«, sagt Anja Humburg. »Solidarisches Wirtschaften aus einem Topf heraus ermöglicht es uns, einen anderen Weg einzuschlagen. Was in diesem keimhaften Stadium eine tragende Basis schafft, sind weitere Daueraufträge.« Unter den seit der letzten Ausgabe eingegangenen Ermöglichungsbeiträgen in Höhe von 6038 Euro – bestehend aus Einzelüberweisungen zwischen 3,33 Euro und 2000 Euro –, waren erste Daueraufträge in Höhe von insgesamt 541 Euro, die sich wiederum aus Beträgen zwischen 12 Euro und 100 Euro zusammensetzen. Mit weiteren Daueraufträgen kann unser anfäng­liches Solidarmodell festeren Grund erreichen.
Die bisherige Entwicklung gibt uns Kraft, weiterhin an das Mögliche zu glauben: Ja, freiwilliges, gemeinsames Sorgetragen für Oya kann gelingen! \ \ \


Gemeinsam Oya ermöglichen
Oya Medien eG
GLS Gemeinschaftsbank
IBAN: DE96 4306 0967 1112 9897 00
Verwendungszweck: »Wir ermöglichen Oya«

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