Abschlussbetrachtungen zum Titelthema dieses Hefts.
Während die Interviews für diese Ausgabe entstanden, pflegten die daran Beteiligten einen regen Austausch. Schnell waren wir nach den ersten Eindrücken bei der Frage angekommen, wie wir damit umgehen sollten, wenn uns einzelne Aussagen in den Interviews irritierten. Wie kann ich konstruktiv darauf reagieren, dass sich an manchen Stellen in mir deutlicher Widerspruch regt? In dieser Ausgabe, so erschien es uns angemessen, kann alles ungefiltert und unwidersprochen gesagt werden – wir wollten die Wirklichkeit einfangen, so, wie wir sie erlebt haben. Die Übung, die ich mir beim Lesen der Interviews aufgab, lautete deshalb: die eigene Meinung zurückstellen – und überlegen, wie Brücken in ganz andere als mir vertraute Gedankenwelten gebaut werden können. Wie hätte ich reagiert, wenn ich eine bestimmte Antwort erhalten hätte? Mit welchem Gedanken hätte ich die angesprochene Thematik vielleicht vertiefen können?
Lara Mallien moderierte mit Matthias Fellner den gemeinschaftlichen Entstehungsprozess dieser Ausgabe.
Seit dem Interview-Projekt habe ich in meinem Umkreis mehr Gespräche über die verschiedenen Sichtweisen auf die Welt, das Leben, die Nachhaltigkeit, die eigenen Widersprüche geführt und auch mehr Mut gewonnen, Fragen zu stellen. Je mehr Fragen ich stelle und gestellt bekomme, desto tiefer und klarer werden das gegenseitige Verstehen, das Verständnis für die Denkweisen und die Schlussfolgerungen aufgrund der je eigenen Erfahrungen und der eigenen Lebenswelt. Missverständnisse, die auf der unterschiedlichen Verwendung von Wörtern beruhen, können sich auflösen, eine Hinbewegung findet statt, Offenheit und Staunen entstehen. Die Begegnung führt zu tieferer Verbundenheit und gegenseitiger Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten. Das berührt mich tief.
Kerstin Schulze Dieckhoff, Leserin, wirkte an der Konzeption der Fragen als Ausgangsbasis für die Interviews mit.