Titelthema

Mut gewinnen, Fragen zu stellen

Abschlussbetrachtungen zum Titelthema dieses Hefts.
Photo

Während die Interviews für diese Ausgabe entstanden, pflegten die daran Beteiligten einen regen Austausch. Schnell waren wir nach den ersten Eindrücken bei der Frage angekommen, wie wir damit umgehen sollten, wenn uns einzelne Aussagen in den Interviews irritierten. Wie kann ich konstruktiv darauf reagieren, dass sich an manchen Stellen in mir  deutlicher Widerspruch regt?
In dieser Ausgabe, so erschien es uns angemessen, kann alles ungefiltert und unwidersprochen gesagt ­werden – wir wollten die Wirklichkeit einfangen, so, wie wir sie erlebt haben. Die Übung, die ich mir beim Lesen der Interviews aufgab, lautete deshalb: die eigene Meinung zurückstellen – und überlegen, wie Brücken in ganz ­andere als mir vertraute Gedankenwelten gebaut werden können. Wie hätte ich reagiert, wenn ich eine bestimmte Antwort erhalten hätte? Mit welchem Gedanken hätte ich die angesprochene Thematik vielleicht vertiefen können?

Lara Mallien moderierte mit Matthias Fellner den ­gemeinschaftlichen Entstehungsprozess dieser Ausgabe.


Seit dem Interview-Projekt habe ich in meinem Umkreis mehr Gespräche über die verschiedenen Sichtweisen auf die Welt, das Leben, die Nachhaltigkeit, die eigenen Wider­sprüche geführt und auch mehr Mut gewonnen, Fragen zu stellen. Je mehr Fragen ich stelle und gestellt bekomme, desto tiefer und klarer werden das gegenseiti­ge Verstehen, das Verständnis für die Denkweisen und die Schlussfolgerungen aufgrund der je eigenen Erfahrungen und der eigenen Lebenswelt. Missverständnisse, die auf der unterschiedlichen Verwendung von Wörtern beruhen, können sich auflösen, eine Hinbewegung findet statt, Offenheit und Staunen entstehen. Die Begegnung führt zu tieferer Verbundenheit und gegenseitiger Akzeptanz der Unterschiedlichkeiten. Das berührt mich tief.

Kerstin Schulze Dieckhoff, Leserin, wirkte an der Konzeption der Fragen als Ausgangsbasis für die Interviews mit.


 

weitere Artikel aus Ausgabe #52

Photo
von Ute Scheub

Marktwirtschaft reparieren (Buchbesprechung)

Kann man die Marktwirtschaft reparieren? Oliver Richters und Andreas Siemoneit bejahen diese Frage in ihrem gleichnamigen Buch. Sie outen sich als Anhänger des »Ordolibe­ralismus« und der »sozialen Utopie der Markwirtschaft«, wie sie Walter Eucken (1891–1950)

Photo
von Julia Fuchte

Politik der Gabe (Buchbesprechung)

»Die Geschichte der Menschheit ist keine Geschichte des Tausches, sondern eine der Gabe!« Das zeigt der Soziologe Frank Adloff in seinem Buch »Politik der Gabe«, womit er die Debatte über alternatives Leben und Wirtschaften um eine interessante Denkfigur bereichert. Mit

Photo
von Lara Mallien

Von Anfang an selbstgemacht

Seit bald 22 Jahren wohne ich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Städtchen Lassan, aber ich war dort noch nie bei jemandem zu Hause zu Besuch – das geht mir durch den Kopf, als ich mich zu Gudrun Gransow auf den Weg mache. Sie lebt seit 1999 in dem kleinen vorpommerschen Städtchen.

Ausgabe #52
Menschen wie du und ich

Cover OYA-Ausgabe 52
Neuigkeiten aus der Redaktion