Vielfalt zu schaffen, ist ein Ziel der Permakultur. Wiesen bieten ein großes Potenzial, Vielfalt aktiv zu gestalten.von Markus Gastl, erschienen in Ausgabe #15/2012
Bücher zur Pflanzenbestimmung gibt es in großer Auswahl. Jedoch ist nicht jedes Buch für alle Zwecke gleich gut geeignet. Der Klassiker »Was blüht denn da?« teilt die Pflanzen nach Blütenfarbe und untergeordnet nach Anzahl der Blütenblätter ein, ein einfaches und sehr häufiges System, um interessierten Laien schnell das Erfolgserlebnis des richtigen Namens der am häufigsten vorkommenden Pflanzen zu liefern. Bücher dieser Kategorie sind handlich und gut geeignet für den Feldeinsatz. Nachschlagewerke, die nah verwandte Arten in eine Gruppe stellen, z. B. alle Storchschnabelgewächse oder alle Veilchen auf einer oder mehreren Seiten, ermöglichen einen Gesamtüberblick. Nach diesem Prinzip ist der Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands aufgebaut. Dort ist eine Vielfalt von 4200 Pflanzen abgebildet. Mit dem Atlas lassen sich verwandte Arten bestimmen und sicher auseinanderhalten. Die nach Pflanzenfamilien geordneten Bücher sind allerdings schwer, oft mehrbändig und für ein intensives Studium zu Hause ausgelegt. Für das ökologische Verständnis oder die Bewertung von Standorten sind jedoch Bestimmungsbücher der dritten Kategorie, die »Lebensraumführer«, am besten geeignet. Hier stehen alle Pflanzen, gleich, zu welcher Familie sie gehören oder in welchen Farben sie blühen, nach Lebensräumen geordnet in einem Kapitel, so zum Beispiel im großen »BLV Pflanzenführer«. In sieben Kategorien sind insgesamt 1500 Blütenpflanzen aufgeführt: 78 Buchseiten gibt es für Pflanzen, die auf Wegen, Schutt- und Kiesplätzen wachsen, 70 Seiten für Trockenrasen, Magerrasen, steinige Hänge und Mauern, 18 Seiten für Fettwiesen und -weiden, 66 für Gewässer, Moore und Sümpfe, 120 für Wälder, Waldränder, Gebüsche und Auen, 24 für die Alpen und 10 für Meeresstrand und -küste. Eindrucksvoll ist eine Analyse dieser Zahlen. Unser häufigster Lebensraum, die Fettwiesen und -weiden in der hochgedüngten Flur (identisch dazu sind die Zustände in unseren Gärten), ist durch ein geringes Sortiment von rund 90 verschiedenen Pflanzen auf nur 18 Seiten dargestellt – ein niederschmetterndes Ergebnis für die Vielfalt auf Fettwiesen.
Nährstoffarmut schafft Vielfalt Auffallend sind die 148 Buchseiten einnehmenden ersten beiden Lebensräume mit zusammen rund 740 Arten. Das sind die Zonen der Vielfalt, hier kreucht und fleucht es sicht- und hörbar! Wenn wir Vielfalt in den Garten holen wollen, müssen wir uns neben der Gestaltung also verstärkt auf diese wertvollen Lebensraumkomplexe aus Schutt- und Kiesplätzen sowie Trockenrasen, Magerrasen, steinigen Hängen und Mauern konzentrieren. Der entscheidende Ansatz für eine artenreiche Wiese heißt demnach »Nährstoffarmut schafft Vielfalt«. Wenn wir den Energiegehalt einer Fettwiese durch den Abtrag des Humus reduzieren und diesen vormals artenarmen Bereich durch eine Magerwiese ersetzen, so gibt es achtmal mehr Pflanzenarten, die sich für die magere Umgebung interessieren als für die fette. Gestalten wir zudem eine reichhaltige Hecke, summiert sich die Zahl der pflanzlichen Liebhaber dieser Lebensraum-Kombination auf 1340. Mit der Zahl der Pflanzenarten steigt dann auch jene der Schmetterlinge, Bienen und Hummeln. Die Lebensraumführer bieten aber noch mehr: Wenn eine Pflanze an einem Standort identifiziert ist, kennen wir auf einen Schlag alle anderen Pflanzen, die an dem gleichen Standort wachsen können. Die Entscheidung beim Kauf von Samen oder Pflanzen für eine gelungene Ergänzung wird dadurch erleichtert, und wir lernen über die Pflanzenbestimmung mit der Zeit, Standorte perfekt zu beurteilen. Schlagen wir beispielsweise in einem Lebensraumführer den Giersch auf, um die weiteren Pflanzen kennenzulernen, die gerne beim Giersch wachsen, so entdecken wir viele schöne Gewächse, wie das Wald-Hasenohr, die Große Sterndolde, das Große Hexenkraut oder das Weidenröschen.
Abgemagerte Blumenwiesen Wie also vorgehen, wenn unser Traum eine Blumenwiese ist? Wenn wir eine Handvoll schönster Samen auf grünen Rasen werfen, mögen vielleicht sehr viele davon keimen. Allerdings werden sich nur ganz wenige oder gar keine Keimlinge zu Pflanzen weiterentwickeln und neue Vielfalt erzeugen, denn die bestehende Vegetation hat gegenüber den Keimlingen einen viel zu großen Vorsprung im Wachstumsprozess. Im Streben nach Wasser und Licht wird sie die zarten Pflänzlein gnadenlos »im Keim ersticken«. Deswegen brauchen wir zur Neuanlage einer Blumenwiese einen offenen Boden. Eine gute Idee ist es also, den Boden einfach umzudrehen, das heißt zu pflügen und zu eggen. Man erhält eine Rohbodenfläche, auf die gut ausgesät werden kann. Das Ergebnis wird eine schöne Wiese sein, die sich aber mit den Jahren immer weniger reichhaltig zeigen wird. Einzelne Arten verschwinden ganz, und wahrscheinlich stellt sich nach Jahren wieder das monotonere, ehemalige Vegetationsbild ein.
Standorte lassen sich nicht austricksen Der Effekt erklärt sich, wenn wir die Energie im Boden betrachten. Am Energiegehalt im Boden hat sich durch das Pflügen nichts geändert. Wenn der Boden fett und energiereich war, bleibt er dies auch nach dem Pflügen und ist nur für etwa 90 Pflanzenarten als optimaler Standort geeignet. Diese Pflanzen werden früher oder später in ihren Lebensraum zurückkehren und ihn wieder dominieren. Die zarten Blumen erhalten durch die Neuaussaat nur einen vorübergehenden Vorteil und werden wieder verschwinden, da sie nicht in ihrem bevorzugten Lebensraum wachsen und den eigentlich hier heimischen Pflanzen auf Dauer nichts entgegenzusetzen haben. Blumen sind genügsam und können auch mit weniger Energie im Boden auskommen. Diesen Vorteil können sie aber nur auf abgemagerten Flächen ausspielen. Hier hungern dann hingegen die Fettpflanzen und haben es schwer, sich auf Dauer zu halten. Welchen Pflanzen wir letztendlich helfen wollen, können wir über den Energiegehalt des Bodens bestimmen. Bei der Neuanlage einer Blumenwiese achten wir ganz besonders auf diesen Aspekt. Je mehr Energie im Boden vorhanden ist, desto entschiedener muss man vorarbeiten und die Energie im Boden vermindern. Das geschieht am effektivsten durch das Abtragen der oberen Bodenschicht, das Auftragen einer Sand-, Schotter- oder Kiesschicht oder durch die Kombination der beiden Möglichkeiten. In der oberen Bodenschicht steckt die meiste Energie. Das Wurzelwerk, selbst sehr energiehaltig, hält außerdem viele Mineralstoffe fest. Die sogenannten Stickstoffzeigerpflanzen wie Löwenzahn, Scharfer Hahnenfuß, Klee, Brennnessel, großblättrige Ampferarten und Wiesen-Bärenklau sagen uns: Hier ist fetter, guter Boden! Übersetzt bedeutet das: Für andere, bunte Blumen nicht geeignet! Den Bodenabtrag (je nach vorhandener Vegetation bis zu 30 Zentimeter, je mehr, desto besser) und den Auftrag von bodenfreien Substraten (wie Kies, Sand, Schotter bis zu 30 Zentimeter) machen wir deswegen abhängig von der gewünschten Wiese. Als Alternative zu diesem radikalen Vorgehen für eine Abmagerung kommt allein das beständige Mähen der Wiese mit Entfernen des Mähguts in Frage. Sie brauchen dabei vor allem Geduld, denn eine stabile und artenreiche Blumenwiese stellt sich so erst nach Jahren, auf überdüngten Flächen sogar erst nach Jahrzehnten ein. Ein weiteres Problem stellt die zunehmende Luftverschmutzung dar. Durch die Verunreinigung der Atmosphäre löst sich der Luftstickstoff, geht mit dem Niederschlag in gelöster Form auf den Boden nieder und wird so für die Pflanzen verfügbar. Dieser Energieeintrag in eine Wiese ist mittlerweile in fünf Jahren so groß wie durch ein Jahr ohne Mähen und Wegbringen des Aufwuchses. Das bedeutet langfristig den Todesstoß für alle Magerstandorte, da diese sich so auch bei richtiger Pflege mit der Zeit über den Niederschlag aufdüngen.
Weiden und eine Vielzahl von Wiesen Blumenwiesen können sehr variabel in ihrer Artenzusammensetzung sein. Es gibt nicht die Standardwiese, sondern sehr viele unterschiedliche Zusammensetzungen und dazu noch die sogenannten Weiden. Im Buch »Pflanzenwelt Mitteleuropas und der Alpen« lesen wir: »Die Pflanzengesellschaften der Wiesen sind von der menschlichen Nutzung bestimmt. Die Wiese ist gleichsam ein Zivilisationsprodukt. Die Intensität der Bewirtschaftung, die künstliche Ertragssteigerung durch Nährstoffzufuhr und Maßnahmen der Bodenverbesserung entscheiden über die Naturnähe, die Artenvielfalt und die ökologische Qualität. Innerhalb der Wirtschaftsgrünländer sind alle intensiv genutzten Wiesengesellschaften zusammengefasst. Mager- und Trockenrasen hingegen stellen trockene, ungedüngte und von Natur aus magere Standorte dar, die heute zu den seltensten Pflanzengesellschaften gehören.«
Fress-Selektion auf Weiden Weiden unterscheiden sich von Wiesen durch die Tatsache, dass sie durch Tiere kurzgehalten werden. Tiere fressen allerdings immer irgendetwas lieber und anderes gar nicht gern. Das heißt, eine ständige Beweidung verschafft den Pflanzen einen Vorteil, die selten gefressen werden. Alles Stachlige, alles Bittere und alles Aromatische wird von Tieren ungern oder nicht gefressen und setzt sich mittelfristig durch. Gehen wir auf einem Kalkmagerrasen, der intensiv von Schafen beweidet wird, auf die Knie und probieren wir uns durch die Vegetation, stellen wir fest, dass das meiste stachlig, bitter oder sehr aromatisch ist. Das sind dann die Heilkräuter. Das Gras wird von den Schafen gefressen und so im Konkurrenzkampf mit den Blumen deutlich geschwächt. Die Blumen gewinnen an Raum. Bleibt eine Beweidung aus, beginnt das Gras gegenüber den Blumen zu dominieren. Auf eingezäunten Standweiden mit Pferden oder Rindern erheben sich Disteln oder Brennnesselhorste aus dem kurzgefressenen Grün und demonstrieren eindrucksvoll die Selektion durch die Grasfresser, unterstützt durch deren punktuelle Intensivdüngung. Die Beweidungsintensität und -regelmäßigkeit und der dabei erfolgende Dungeintrag haben einen deutlich sichtbaren Einfluss auf die Vegetation. Wiesen haben dieses Problem nicht, denn der Bauer mäht nicht selektiv, sondern mit seiner Sense oder dem Mähwerk alles auf die gleiche Länge. Vorteile haben hier die Pflanzen, die mit der Mahd besser zurechtkommen; in erster Linie sind das Gräser. Alle Pflanzen, die ihre hauptsächliche Blattmasse als Rosette am Boden haben, wie der Löwenzahn oder das Gänseblümchen, genießen einen entscheidenden Vorteil gegenüber Stauden, die durch die Mahd einen Großteil ihrer Blätter verlieren. Die Stauden brauchen lange, bis sie sich erholt und wieder aufgeholt haben. Der Löwenzahn hat dann schon wieder geblüht und lässt seine Samen durch den Wind verbreiten. Wiesen lassen sich also je nach Energiegehalt und Pflanzengesellschaft in Fett- oder Magerwiesen unterteilen. Je nach Häufigkeit der Mahd unterscheidet man einschürige (im Herbst), zweischürige (im Frühsommer und im Herbst) und mehrschürige (z. B. die fetten Gras-Hochleistungswiesen, die bis zu fünfmal im Jahr gemäht werden, oder englischer Rasen, der manchmal jeden Samstag gemäht wird) Wiesen. Dazu entscheidet noch der Wassergehalt des Bodens, ob wir uns auf einer Feucht- oder Trockenwiese befinden. Außerdem gibt es sogenannte einjährige Wiesen, die von Pflanzen geprägt werden, die innerhalb einer Vegetationsperiode zur Blüte kommen und Samen auswerfen, um diesen Zyklus im Frühling wieder von vorn zu beginnen. Blumen mit dieser Eigenschaft dominieren die Getreideäcker, sofern diese nicht totgespritzt werden. Es handelt sich dabei um den roten Klatschmohn, die blaue Kornblume, die gelb-weiße Ackerhundskamille und, schon deutlich seltener, den blauen Ackerrittersporn und die hellviolette Kornrade. Die Samen brauchen jeden Frühling Rohboden, der auf Äckern durch das herbstliche Pflügen vorhanden ist. In einer Wiese können sich diese Blumen mittelfristig nur halten, wenn offener Boden jedes Jahr neu entsteht oder in weiten Bereichen offen bleibt. Bei sich schließender Vegetationsdecke übergeben sie ihren Platz an Stauden, die dann die mehrjährigen Wiesen ausmachen.
Der Energiehaushalt einer Wiese Jede Maßnahme, die den Energiegehalt der Wiese erhöht, ist zu vermeiden, will man Blüten- und Artenreichtum erhalten. Es sollten also weder Dünger noch Mist oder sonstige Zuschläge und Bodenverbesserer eingebracht werden. Mulchen sollte unterbleiben, da gemulchtes Material früher oder später verwittert und die gespeicherte Energie wieder an den Boden zurückgibt. Ähnlich wirkt das Unterlassen der Mahd oder Liegenlassen des Mähguts. Jede Wiese muss gemäht und das Mähgut komplett entfernt werden, am besten einschürig im Herbst, ansonsten zweischürig Ende Juni und dann im Herbst, sonst verschwindet die Vielfalt.
Sag mir, wo die Blumen sind Früher blieb keine Vegetation lange stehen. Neues Gras und Kräuter fanden ihre Abnehmer, sogar an Straßenrändern und auf Magerwiesen. Kleinbauern ohne Land, aber mit einer Kuh oder einer Ziege, haben diese Flächen gemäht und so eine Energieanreicherung verhindert. Als Grünfutter oder Heu an Nutztiere verfüttert, blieb die Vielfalt auf diesen Flächen so unbeabsichtigt, aber zuverlässig erhalten. Zu dieser Zeit war der Landwirt noch Vielfaltbewahrer. Heute entsorgt die Landwirtschaft in großer Menge Gülle auf alle Grünlandflächen. Wo nicht gegüllt wird, wird massiv mineralischer Dünger verstreut. Die Landwirtschaft ist heute der Vielfaltzerstörer Nummer eins, knapp gefolgt vom Gartenbesitzer, der ähnlich wirtschaftet, oft sogar mit noch höherem Gifteinsatz.
Blumenwiesen und Permakultur Überall, wo Nahrungsmittel erzeugt werden sollen, ist guter, fetter Boden notwendig. Eine dauerhafte, artenreiche Blumenwiese mit entsprechender tierischer Vielfalt benötigt jedoch magere Bedingungen. Sinnvoll ist hier eine räumliche Trennung der nährstoffarmen von den nährstoffreichen Flächen. Der reichhaltige Boden der zukünftigen Wiese kann abgetragen und auf das Gemüsebeet verbracht werden. So entsteht eine Verlagerung der Energie zugunsten des Gemüsebeets und der zukünftigen Wiese. Die Blumenwiese sollte von der Weide abgezäunt sein, so dass keine Tiere selektiv fressen oder punktuell düngen und auf diese Weise die Vegetation beeinflussen. Die Wiese muss mindestens einmal im Jahr gemäht werden, das Heu kann dann als Tierfutter oder als Mulchmaterial verwendet werden. Wenn die zur Verfügung stehende Gartenfläche intensiv für Gemüseanbau genutzt wird, bleibt manchmal die Möglichkeit der Anlage einer Wiese auf einem Dach als Dachbegrünung. Die geringe Substratauflage erlaubt dann die Ansiedlung sehr spezieller, hitze- und trockenheitsresistenter Pflanzengesellschaften. Sonstige Flächen, die keinem Anbau dienen, können als Steingärten oder Trogbepflanzungen ausgefüllt werden.
Samen und Mischungen Samentüten aus dem Baumarkt sind in der Regel einjährige Mischungen mit einem hohen oder kompletten Anteil an Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind. Für den schnellen Erfolg mögen sie nützlich sein – echte Blumenwiesen, die nicht im nächsten Jahr verschwinden und die den einheimischen Insekten nützen, lassen sich mit diesem Material aber nicht anlegen. Wenn keine detaillierte Artenliste beigelegt oder auf der Tüte kalifornischer Mohn abgebildet ist, stellt man die Packung besser zurück ins Regal und wundert sich nicht mehr über den billigen Preis. Samenkauf ist Vertrauenssache und kostet Geld. Das Ernten von Samen ist je nach Pflanze ein schwieriges Unterfangen. Es gibt jedoch Betriebe, die sich auf einheimisches Saatgut spezialisiert haben und manchmal bis zu 300 verschiedene Arten anbieten. Dabei gibt es spezielle Mischungen für unterschiedliche Standorte. Eine Kalkmagerrasen-Mischung säen Sie selbstverständlich nicht auf Feuchtboden aus, eine nährstoffreiche Krautflur-Mischung wächst nicht so gut auf abgemagerten, sandigen Flächen. Mischungen werden mit oder ohne Gräser angeboten. Optimal, jedoch teurer, sind die Mischungen, die ausschließlich Blumen enthalten, denn Gräser können die Flächen schnell dominieren. Teure Einzelsaaten können gezielt in kleineren Verpackungen zugekauft und dann in kleinen Töpfen mit normaler Blumenerde vorgezogen werden. Wenn die Pflanzen groß genug sind, können sie direkt in die betreffenden Flächen ausgesetzt werden.
Aussaat und weitere Pflege Samen sind hochenergetisch und werden von allerhand Tieren geschätzt. Vögel etwa picken sie schnell auf, Mäuse kommen in der Nacht und vertilgen den Rest. Deswegen sind Samen nach dem Aussäen auf die vorbereitete Rohbodenfläche leicht einzurechen und möglicherweise anzutreten. Alternativ kann man nach der abgeschlossenen Aussaat mit einer Schaufel im Schwung etwas Sand auftragen. Die Samen sind dann bedeckt und für die Tiere viel schwieriger aufzuspüren. Die beste Zeit für eine Aussaat ist dann, wenn auch natürlicherweise die Samen zu Boden fallen: Spätsommer. Etliche Samenstände knicken aber erst über den Winter um und die Samen fallen dann im zeitigen Frühjahr zu Boden. Auch zu dieser Jahreszeit ist eine Aussaat möglich, solange garantiert ist, dass die Samen aus Ihrer Tüte noch ein paar Frosttage abbekommen. Samen, die aus einheimischen Pflanzen gewonnen werden, sind sehr stabil und mit einer gewissen variablen Keimhemmung ausgestattet. Auf diese Weise können wetterbedingte Verluste von Keimlingen durch ein späteres Auflaufen der restlichen Samen leicht aufgefangen werden. Das Abdecken mit Mulch oder Kompost empfehle ich nicht, da wir ja jeden Energieeintrag tunlichst vermeiden wollen. Da die Keimlinge stark durch Schneckenfraß gefährdet sind, sollte jegliche Bewässerung, die einen Wohlfühl-Faktor für die Schnecken darstellt, gut überlegt werden und in der Regel unterbleiben. Einheimische Samen sind gut an hiesige Verhältnisse angepasst. Sie nutzen den morgendlichen Tau und die Restfeuchte im Boden. Wenn die Pflanzen dann einmal angewachsen sind und die Wiese blüht, können wir uns über die bunte Vielfalt und zahlreiche Insektenbesuche freuen.
Markus Gastl (43) ist nach siebenjähriger Weltreise davon überzeugt, dass die Vielfalt Hilfe braucht. Er begleitet als Führer Menschen durch die Natur seines Gartens und darüber hinaus. www.hortus-insectorum.de
Hier lernen Sie mehr über Lebensräume von Pflanzen • Dietmar Aichele, Margit und Roland Spohn: Was blüht denn da? Kosmos-Verlag, 2008 • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer-Verlag, 2004 • Thomas Schauer, Claus Caspari: Der große BLV Pflanzenführer. BLV-Verlag, 2004 • Peter Mertz: Pflanzenwelt Mitteleuropas und der Alpen, Handbuch und Atlas der Pflanzengesellschaften. Nikol Verlag, 2002