Warum stehst du morgens auf?
Nach wenigstens neun, oftmals dreizehn Jahren Schule stehen junge Leute an dem Punkt, selbst entscheiden zu können oder zu müssen, was sie in Zukunft tun wollen: Welcher Beruf und welcher Weg dorthin könnte passen?
Der Funke, der 2009 bei der Gründung des Vereins »Ideen3« zündete, klingt – theoretisch formuliert – etwas zweidimensional: jungen Menschen Räume für Begegnung und Entwicklung anbieten und sie ermutigen, die Zukunft mit ihren eigenen Ideen mitzugestalten. Aber mit der Jugend-Nachhaltigkeits-Radtour »Ideen erfahren« wurde der Funke konkret. Seit 2010 windet sich jeden Sommer eine bunte Fahrradschlange über die Straßen Süddeutschlands auf der Suche nach inspirierenden Projekten und Menschen. Innovative ökologische, ökonomische und soziale Unternehmungen sind die Ziele, aber zunehmend auch Orte, an denen künstlerische und persönliche Entwicklung einen wichtigen Stellenwert haben.
Es geht wieder auf die Reise
Im Jahr 2013 ging die Radtour am 4. August in Ravensburg mit 41 Ideenhungrigen zwischen 16 und 30 Jahren an den Start. Erste Ziele waren das »Zentrum für integrative Therapie« und ein Öko-Textilunternehmen in Konstanz, ein Demeterhof bei Friedrichshafen und der Tauschring Lindau/Wangen. Ein Ort, den die Radler danach ansteuerten, war das »Kempodium« in Kempten (siehe Oya Ausgabe 6), eine große offene Kreativwerkstatt.
Isabel Hausmann und Daniela Harsan, die in Berlin Psychologie bzw. Soziale Arbeit studieren und in einer Wohngemeinschaft leben, gehören zu den Organisatorinnen. Isabel ist schon im vierten Jahr dabei, Daniela im zweiten. Beide sind in ihre Rollen unverhofft hineingerutscht. Am Anfang wollten sie einfach nur dabeisein und sich einer Herausforderung stellen.
»Es war beeindruckend, zu sehen, wie innovative Ideen sich umsetzen lassen – aber am stärksten war es, die engagierten Menschen zu erleben, auf Augenhöhe mit ihnen zu sprechen und auch zu hören, wie sie an ihre Grenzen kommen und doch immer wieder weitermachen«, erzählt Isabel. »Wichtig ist auch die Erfahrung, dass Menschen immer Unterstützung für ihre guten Ideen finden, dass man nicht allein ist. Es macht Mut, wenn jemand entgegen allen Widerständen seine Ideen tatsächlich umsetzt. Welche Visionen das jeweils sind, ist für uns nicht das Wichtigste, sondern der Anstoß, auch zu unseren eigenen Vorstellungen zu stehen.«
Das gemeinsame Radfahren verbindet. Alle müssen aufeinander Rücksicht nehmen, erfahren ihre körperlichen Grenzen und die Unterstützung der Gruppe. Abends werden die vier großen Zelte aufgebaut, es wird gemeinsam gekocht, gegessen und über das Erlebte gesprochen – auch über die eigenen Pläne und Träume, die angesichts der Begegnungen des Tages womöglich andere Gestalt annehmen oder konkreter werden.
Manchmal sind auch Menschen eingeladen, die Vorträge halten oder bei der Selbstwahrnehmung und Visionsfindung helfen. Doch stehen die Impulse, die von außen kommen, bei den Radtouren erst an zweiter Stelle. Erstrangig ist das Erlebnis, gemeinsam unterwegs zu sein. »Wir lernen miteinander, wie die Zeit gut und schön für alle gestaltet werden kann. Wenn wir die alltäglichen Dinge nicht so angehen, dass alle damit einverstanden sind, können wir auch die großen Herausforderungen dieser Welt nicht lösen«, erklären Isabel und Daniela.
Unterwegs kann es zu handfesten Problemen kommen. So breitete sich bei der letzten Fahrt eine Magen-Darm-Infektion aus und erfasste beinahe die gesamte Reisegruppe. Die Krankheit brachte jeden einzelnen an seine Grenzen, trug aber auch zu der Erfahrung bei, von den anderen in der Not unterstützt und getragen zu werden. Bei einem Ruhetag auf dem »Aktiv-Hof Schlehdorf« (siehe Oya Ausgabe 19) kamen alle wieder zu Kräften.
Für die weitere Fahrt standen in München die GLS-Bank, die Stiftungsgemeinschaft »anstiftung & ertomis« und der bayerische Flüchtlingsrat auf dem Programm. Nach zwölf Tagen war aus der zusammengewürfelten Gruppe ein Freundeskreis geworden, der viele aufregende Handlungsimpulse aufgesogen hatte. Über Ideen3 bleiben die Menschen miteinander in Verbindung, denn der Verein bietet auch Unterstützung bei der Umsetzung eigener Zukunftsprojekte. Im Sommer 2014 startet die Radtour in München, wo sie 2013 zu Ende ging. Schon jetzt darf man auf der Internetseite von Ideen3 Vorschläge machen, welche Projekte in diesem Jahr besucht werden sollten. •
Nach wenigstens neun, oftmals dreizehn Jahren Schule stehen junge Leute an dem Punkt, selbst entscheiden zu können oder zu müssen, was sie in Zukunft tun wollen: Welcher Beruf und welcher Weg dorthin könnte passen?
Wie soll ich leben? Um den Jahreswechsel 1569/1570 erlitt Michel Eyquem de Montaigne (1533–1592) einen Reitunfall, der ihn an die Schwelle des Todes führte. Glaubt man seiner Beschreibung – ein »hauchzartes Empfinden«, »jedes Unbehagens bar«, »von
Das achte Permakultur-Prinzip nach David Holmgren lädt uns ein, den Beziehungen zwischen den Lebewesen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.