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Occupy World Street (Buchbesprechung)

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Der Autor Ross Jackson hat jahrelang als Devisenberater und Fondsmanager gearbeitet, bevor er sich von der Finanzwelt abwandte, um sich auf dem skandinavischen Bio-Lebensmittelmarkt zu engagieren. Außerdem machte sich der vom Neoliberalismus Bekehrte mit seinem Gaia-Trust auf, unter anderem die Ökodorf- Bewegung zu unterstützen. Man kann also davon ausgehen, dass der Mann weiß, wovon er spricht, wenn er in diesem Buch sorgfältig das zerstörerische Politik- und Wirtschaftssystem auseinandernimmt, um dann eine Strategie hin zu einem enkeltauglichen Weltsystem aufzuzeigen. Im angelsächsischen Raum hat sein Werk denn auch bereits einige prominente Fürsprecher gewonnen.

Die kritische Analyse des Status quo findet sich sicherlich auch bei anderen Autoren. Jackson nimmt sich dennoch ausführlich Zeit für diesen Bereich – der ihm wohl locker von der Feder geht, während man als Laie bald müde wird, seinen Ausführungen über ökonomische Ungerechtigkeiten, ökologische Unverträglichkeit, Zivilisationskollaps oder die drohenden Peak-everything-Szenarien zu folgen.

Spannender ist der Buchteil, in dem er zukunftsfähige Lebensstile sowie eine radikal umgeformte Weltordnung skizziert – inklusive einer Strategie, wie letztere eingesetzt werden könnte. »Die globalisierte Welt muss zu einem Netzwerk lokaler, unabhängiger städtischer und dörflicher Ökogemeinschaften umgebaut werden«, fasst eine Vorwortschreiberin Jacksons Vision zusammen. Dieses Netzwerk benötigt dem Autor zufolge einen Überbau an neuen internationalen Institutionen, die zusammen eine nachhaltig-gerechte »Gaia-Weltordnung« herstellen: »Schlüsselkomponenten dieser notwendigen Neustrukturierung sind die revolutionäre Reform [sic!] des Wirtschafts-, Währungs-, Handels- und Finanzsystems sowie der politischen Struktur der internationalen Gemeinschaft.« Die Schaffung von jeweils zuständigen Gaia-Institutionen sei Voraussetzung dafür, dass zukünftige Generationen »unter einer viel angemesseneren Form von globaler Führung leben« könnten.

Um dorthin zu gelangen, schlägt Ross Jackson eine naheliegende Strategie vor: Der Wandel müsse zunächst durch eine kleinere Gruppe von Ländern geschehen, die bereit sind, zu diesem Zeitpunkt eine Führungsrolle zu übernehmen und sich aus den alten, sterbenden ökonomisch-politischen Strukturen wie WTO, IWF, Weltbank und UNO zu lösen, um eine neue Handelsorganisation, einen »Gaia-Kongress«, eine »Gaia-Verrechnungseinheit« sowie eine neue Entwicklungsbank zu gründen. Eine hier vorpreschende Ländergruppe benötige zudem die vereinte Unterstützung von Graswurzel-Aktivisten aus aller Welt. Mit diesem Buch hat Jackson ein festes theoretisches Fundament für seine Vision gelegt.

 

Occupy World Street
Roadmap für den radikalen Wandel.
Ross Jackson
S. Hirzel Verlag, 2013, 359 Seiten
ISBN 978-3777623429
19,80 Euro

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