Buchtipps

Ökonomie der Verbundenheit (Buchbesprechung)

von Juliane Rudloff, erschienen in Ausgabe #20/2013
Photo

Viele von uns möchten aus dem alten System aussteigen. Wir verzweifeln an den Institutionen, fühlen uns allein oder spüren, dass die Rückkehr zu mehr Selbstversorgung kaum ausreichen wird, um das Leid des Planeten und seiner Bewohner zu beenden. Etwas Größeres muss her, das den Wandel bewirkt.

Das Instrument, das wir dafür haben, ist gemäß Charles Eisenstein eben jenes, welches das zerstörerische System unserer Tage einst erschuf: das Geld. In der alten Wirtschaft sei das Geld zur abstrakten Größe geworden, für die alles gekauft werden kann. Der Besitz von Geld habe daher den höchsten Wert erhalten. Besitz oder Eigentum seien allerdings nichts anderes als eine soziale Übereinkunft darüber, wer was wie nutzen darf. Diese Übereinkunft stamme aus einer Zeit, in der die Menschen sich als getrennt – voneinander und von ihrer Umwelt – ansahen. Mehr und mehr würde uns jedoch bewusst, dass die Geschichte vom getrennten und eigenständigen Selbst in einem objektiven Universum nicht (mehr) wahr ist. Eisenstein erzählt daher eine neue Geschichte vom Wert und schlägt vor, das Geld von seiner Abstraktheit zu befreien und es an das zu koppeln, was uns wirklich etwas wert ist: Gemeinschaft, Natur, unsere kulturellen und technischen Errungenschaften. Ausgehend von den Fehlentwicklungen und Fehlannahmen der alten Ökonomie entwirft er eine neue Wirtschaft, in der das Geld durch Gemeingüter gedeckt ist. Mit diesem Vorschlag gibt er bereits bestehenden Modellen einen Rahmen: Mit Ansätzen wie einer Negativzinswährung, der Internalisierung von ökologischen und sozialen Kosten, mit Regionalgeld und einer sozialen Dividende entsteht eine Wirtschaft, die unsere wahren Bedürfnisse erfüllt.

Basis der Ökonomie der Verbundenheit ist eine Kultur des Schenkens: Wenn unsere Beziehungen nicht mehr auf anonymen Geldtransfers beruhen, werden wir die verlorene Gemeinschaft wiederfi nden. Wenn wir unsere Gaben und Fähigkeiten so frei schenken können wie die Natur die ihrigen, dann werden wir in einer wahrhaft schönen Welt leben.

Charles Eisensteins Buch entwickelt die Ansätze der besten Vordenker weiter und hilft, die Strukturen der Trennung und das ihnen zugrundeliegende Denken zu erkennen. Es weist einen ho nungsvollen Weg auf der makroökonomischen wie auf der individuellen Ebene. Eisenstein lebt selbst bereits die Kultur des Schenkens: Sein Buch wird unter einer Creative- Commons-Lizenz herausgegeben und ist online frei verfügbar.

 

Ökonomie der Verbundenheit
Wie das Geld die Welt an den Abgrund führte – und sie dennoch jetzt retten kann.
Charles Eisenstein
Scorpio-Verlag, 2013
ISBN 978-3943416039
19,99 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #20

Photo
von Manuela Pusker

Terra Preta (Buchbesprechung)

… das kann jeder! Mit einem Topf voll Erde sind Sie dabei! Schwarzerde, wohlgemerkt. Auch »Terra Preta do Indio« genannt. Dieser vom Menschen hergestellte Boden soll laut den Autoren Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt das Potenzial besitzen, Hungerkrisen und

Photo
Lebenswegevon Farah Lenser

Niemand baut für sich allein

Franz Nahrada ist ein echter Netzwerker für die Idee der Commons. Er lebt als ­Hotelier in Wien und treibt mit dem Verein Globally Integrated ­Village Environment (Labor GIVE) die Idee von »globalen Dörfern« voran. Lebensräume der Zukunft sind für ihn kleinräumige, aber autark handlungsfähige und naturverbundene Siedlungseinheiten, die über Informationstechnologie mit den kreativen Wissens- und Kooperationsnetzwerken der ­ganzen Welt verbunden sind.

Photo
von Grit Fröhlich

Wachsende Häuser (Buchbesprechung)

Wachsende Häuser aus lebendigen Bäumen zu bauen, das ist die Vision, die der Landschaftsarchitekt Arthur Wiechula in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte. Nicht den Umweg nehmen über totes Holz, das man erst wachsen lässt, um es dann in Bretter zu zersägen

Ausgabe #20
Commoning

Cover OYA-Ausgabe 20
Neuigkeiten aus der Redaktion