Gemeinschaffen
Sprache ist Ausdruck der Erzmetaphern unserer Kultur. Ihre Bilder halten entweder das Alte fest oder öffnen Perspektiven in eine enkeltaugliche Zukunft.
Wachsende Häuser aus lebendigen Bäumen zu bauen, das ist die Vision, die der Landschaftsarchitekt Arthur Wiechula in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte. Nicht den Umweg nehmen über totes Holz, das man erst wachsen lässt, um es dann in Bretter zu zersägen und wieder zusammenzufügen. Stattdessen die natürliche Verwachsungskraft von Bäumen nutzen, dank der eng aneinanderliegende Stämme derselben Baumart feste Verbindungen eingehen und zu einem einzigen Organismus zusammenwachsen. Seit einigen Jahrzehnten wird dies in Permakultur-Projekten ausprobiert und inzwischen auch an der Universität als Baubotanik erforscht. Das Grundlagenwerk von Wiechula, einem Pionier der Disziplin, hat nun der Packpapier-Verlag ausgegraben und wieder neu aufgelegt. »Naturbau-Ingenieur« nannte sich Wiechula auch. Inspiriert war er von den Spalieren des Formobstbaus, die er zu geschlossenen Wänden aus lebenden Pfl anzen heranziehen wollte. Nutzbar machte er sich dazu den sogenannten »Bausaft « von Bäumen, der von oben nach unten strömt, um auf seinem Weg Holz und Rinde aufzubauen. An Hindernissen oder Verletzungen fl ießt vermehrt Bausaft, es bilden sich Verdickungen. Dasselbe geschieht an sich überkreuzenden Ästen derselben Baumsorte, die ihre Saftbahnen miteinander verbinden und so ein Gesamtlebewesen bilden, das innerhalb relativ kurzer Zeit die Dimension eines mehrere hundert Jahre alten Baumgebildes erreichen kann.
Über einhundert Natur-Bauten will Wiechula errichtet haben, angefangen von einfachen Zäunen bis hin zu mehrgeschossigen Häusern. Seine im Buch abgebildeten Projekte reichen von Wohnhäusern über Brücken bis hin zu landwirtschaftlichen Nutzgebäuden, darunter eine Seidenraupenzucht komplett aus Maulbeerbäumen, die für die Tiere Schutz und Nahrung zugleich bietet. Viele davon sind Luftschlösser geblieben. So hat sich seine Vision, wasserdichte Wände heranzuzüchten, bislang wohl nicht in der von ihm beschriebenen Form umsetzen lassen. Tragende Stützen aus lebenden Bäumen sind aber schon heute Teil von Gebäuden, wie die Baubotanik zeigt.
Somit ist dieses Buch vor allem eine Inspirationsquelle für all jene, die ausprobieren möchten, was in der Natur tatsächlich möglich ist. Es ist ein Buch vor allem auch für Gärtner und Architekten, die Lust an lebendigen Räumen haben, welche sich mit der Zeit verändern und in denen die Vitalität der Pfl anzen auf das Bauwerk übergeht.
Wachsende Häuser
aus lebenden Bäumen entstehend
Arthur Wiechula
Packpapier Verlag, 2012
ISBN 978-3931504991
18,00 Euro
Sprache ist Ausdruck der Erzmetaphern unserer Kultur. Ihre Bilder halten entweder das Alte fest oder öffnen Perspektiven in eine enkeltaugliche Zukunft.
Viele von uns möchten aus dem alten System aussteigen. Wir verzweifeln an den Institutionen, fühlen uns allein oder spüren, dass die Rückkehr zu mehr Selbstversorgung kaum ausreichen wird, um das Leid des Planeten und seiner Bewohner zu beenden. Etwas Größeres muss
Die alte Landschaft Spaniens ist der Nährboden, auf dem zeitgenössische wie traditionelle Commons wachsen und gedeihen. Eine lebendige Parallelgesellschaft ist heute auf der Suche nach alternativen Lösungen für Probleme, die typische Folgen einer Wachstumsökonomie sind. Sie