Buchtipps

Räder des Lebens (Buchbesprechung)

von Marietta Schürholz, erschienen in Ausgabe #27/2014
Photo

In der Reihe »Library of Healing Arts« ist soeben ein neuer, kluger Band zu »Rädern des Lebens« als »­Orientierungsmodelle für tiefe Transformation« erschienen. Reagiert wird hiermit auf die fühlbare Dringlichkeit, das lineare, in Paradigmen von Trennung operierende Denken durch ein altes und zugleich neues Menschheitswissen abzulösen, das die Wirklichkeit als großes, zusammenhängendes Wechselspiel begreift. Der von Gesa Heiten und Robert Bögle herausgegebene Sammelband spannt einen Bogen von der Vorstellung einzelner Lebensrad-Systeme über die Diskussion der generellen Möglichkeiten von Kreiskonzepten aus einer Metaperspektive bis hin zu Anwendungsbeispielen in der Praxis.
Die überblickartigen Vorstellungen beginnen mit dem Modell der »Vier Schilde«, das von den Psychologen Steven Foster und Meredith Little entwickelt wurde und den Kreis in die initiatorischen Jahreszeiten der menschlichen Natur gliedert. Darauf folgt das CreaVista-Lebensrad als Matrix für individuelle Lebensereignisse, das Rad der Acht Tore mit seinem frauenzentrierten Ansatz, das Medizinrad nach Sun Bear als eine Sternenkunde der Erde und der vielschichtige Lebenskompass nach Ursula Seghezzi.
Im Mittelteil versucht Robert Bögle, die dargestellten Rad- und Kreismodelle auf weitere, sie zusammenführende Prinzipien hin zu betrachten. Hilfreich erscheint ihm dabei das integrale Modell von Ken Wilber. Zu den Beispielen aus der Praxis gehören unter anderen die Arbeit mit Kreisen in der Einzel­begleitung, in der Schule, in der Wirtschaftswelt und in Leadership-Programmen. Aber auch Möglichkeiten, wie die Welt »in Kreisen« verändert werden kann, zählen zu den praktischen Perspektiven. Hier werden Kreismodelle wie Joanna Macys Tiefenökologie, John Crofts »Dragon Dreaming« oder der Ansatz des »Genuine Contact« miteinander verknüpft.
Umrahmt sind die vorgestellten Perspektiven von einem Vorwort und einem Nachwort. Den Anfang macht Geseko von Lüpke, indem er die Grundlage für ein Verständnis von Kreisen und deren im Sein versichernde Kraft legt. Den Ausblick verfasste Haiko Nitschke; er aktualisiert dabei noch einmal die Brisanz eines zyklischen Wissens um die großen Bewegungen von Leben und Tod.
Diesem Buch gelingt es nicht nur, wichtige Akteure aus der Lebensrad-Szene zu versammeln und so die enorme Vielseitig- und Vielschichtigkeit dieser »runden« Werkzeuge zu erläutern, sondern es zeigt auch, dass diese wieder einen notwendigen Platz im methodischen Repertoire gesellschaftlicher Prozesse einnehmen sollten, damit Menschsein und Menschheit als ein Gefüge von Beziehungen gelingen.


Räder des Lebens
Orientierungsmodelle für tiefe Transformation.
Robert Bögle, Gesa Heiten (Hrsg.)
Drachen Verlag, 2014, 216 Seiten
ISBN 978-3927369801
 24,80 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #27

Photo
von Matthias Fersterer

Die Tagebücher von Adam und Eva (Buchbesprechung)

Er will seine Ruhe. Sie möchte reden. – Er will den Tieren Namen geben. Sie kommt ihm immer zuvor. – Er hält sie für emotional überspannt, sie ihn für nicht besonders helle. – Er will keinen Ärger. Sie möchte verbotene Früchte ernten. Sie

Photo
von Julia Fuchte

Rotes Grün (Buchbesprechung)

Auch ein Dampfer, auf dem perfekte Sozialstandards für alle Passagiere gelten, kann mit voller Kraft auf einen Eisberg zusteuern. Nach dieser Logik ist es fatal, eine gerechtere Wirtschafts- und Eigentumsordnung ohne ökologische Weitsicht umsetzen zu wollen. Umgekehrt – so schreibt

Photo
Permakulturvon Judith Henning

Vom Garten auf den Teller

Freunde erzählen von einem Café mit Permakulturgarten mitten in Berlin. Das muss ich sehen! Am Samstagabend gehen wir dort etwas ­essen – es gibt leckeren Wildkräu­tersalat, Linseneintopf und Risotto. Am Sonntag besuche ich den Garten ein zweites Mal, um ihn bei

Ausgabe #27
Verbundenheit

Cover OYA-Ausgabe 27
Neuigkeiten aus der Redaktion