Buchtipps

Wissen wuchern lassen (Buchbesprechung)

von Dorothea Baumert, erschienen in Ausgabe #32/2015
Photo

Wenn sich Stadtgärten mit Bildungsträgern und einer universitären Forschungseinrichtung zusammentun, können daraus vielfältige, bunte und dennoch fundierte Resultate entstehen. Mit dem Buch »Wissen wuchern lassen. Ein Handbuch zum Lernen in urbanen Gärten« liegt die Abschlusspublikation des dreijährigen Projekts »Urban Gardening in Berlin« vor, bei dem Berliner Stadtgärten, die Vernetzungsstelle »Allmende-Kontor«, Forscherinnen der HU Berlin, Schüler der Peter-Lenné-Schule sowie die »Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen« beteiligt waren.
Das Projekt sollte dazu beitragen, die verschiedenen Berliner Gartenprojekte besser zu vernetzen, um das Lernen von- und miteinander zu unterstützen. Das nun vorliegende Buch will die urbane Landwirtschaft – in der das Lernen eher informell geschieht – mit formaleren Bildungsformen verknüpfen. Es hält in zahlreichen Bildern die ausgeklügelten Experimente der Stadtgärtnerinnen sowie ihre Erfahrungen mit der Wissensvermittlung fest.
Zugegeben, die hier dargestellten Inhalte sind auf den ersten Blick weder neu noch außergewöhnlich. Über Kompost, Bienenhaltung, Wassermanagement und Wildobsthecken findet man in anderen Büchern genauere Informationen. Aber wo sonst bekommt man einen Konstruktionsplan wie den für die »Wurmkiste 2.0«, welche in den Prinzessinnengärten entworfen wurde? Oder eine Bauanleitung für ein sich selbst bewässerndes Hochbeet? Einen Leitfaden zur Gründung eines Gemeinschaftsgartens?
Die Bildungsbausteine, aus denen das Buch besteht, sind von den beteiligten Stadtgärtnern selbst verfasst. Sie lassen die Leserinnen an ihrem Wissens- und vor allem Erfahrungsschatz teilhaben; Tipps und Tricks, Fachbegriffe und Literaturhinweise werden am Rand mit eingestreut. Da es bereits während der Projektlaufzeit um praxisorientierte Wissensvermittlung ging, sind die Baupläne nicht nur einfache beschriftete Skizzen, sondern als Anleitungen zum Anleiten geschrieben. Die Wissenschaft bringt sich mit einem Kapitel zur partizipativen Aktionsforschung ein und beobachtet das Projekt aus der Vogelperspektive. Hier wird deutlich, wie Forschung aktiv wirksam sein kann und Forschungsobjekte, wie in diesem Fall die Gemeinschaftsgärten, zu aktiven Gestaltern des Forschungshergangs werden.
»Wissen wuchern lassen« ist spannend, lehrreich, schön zu lesen und anzusehen. Im Sinn des Gemeingut-Gedankens wird es zum freien Download zur Verfügung gestellt, doch sei an dieser Stelle die Printversion ihrer Schönheit wegen empfohlen. Eingelegt ist eine Gartenkarte von Berlin – und natürlich die Anleitung, wie man so eine Karte selbst entwirft. 


Wissen wuchern lassen
Ein Handbuch zum Lernen in urbanen Gärten.
Severin Halder et al. (Hrsg.)
AG SPAK, 2014, 302 Seiten
ISBN 978-3940865663
18,00 Euro bzw. Download unter 
www.agspak.de/wissenwuchernlassen

weitere Artikel aus Ausgabe #32

Permakulturvon Ulrike Meißner

Ein Garten passend zur Landschaft

Auch ein Garten ohne einjährige Pflanzen und Intensivgemüse kann Ertrag bringen. Auch ein Garten ohne Zierpflanzen kann schön aussehen, wie das folgende – in Anlage und Umsetzung gut durchdachte – Beispiel zeigt.Eines der vielzitierten Gartenkonzepte aus der Permakultur

Photo
von Christina Stange

Gewaltlosigkeit (Buchbesprechung)

Mit seiner kritischen Betrachtung »Gewaltlosigkeit – Eine Gegengeschichte« rückt der italienische Philosophieprofessor Domenico Losurdo die mehr oder weniger gewaltfreien Versuche von Konfliktlösungen auf politischer Ebene ins Blickfeld – und gleichzeitig eine

Photo
von Vivien Beer

Tanze wie das Wasser!

Wie können sich Menschen ­spielerisch und künstlerisch ­politischen und globalen ökologischen Themen ­nähern, sie verbreiten, auf die Bühne bringen? Ließe sich etwa der Tanzimpuls nach ­Rudolf Laban, Pionier des Ausdruckstanzes im 20. Jahrhundert,

Ausgabe #32
Was mit Kunst

Cover OYA-Ausgabe 32
Neuigkeiten aus der Redaktion