Buchtipps

4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan (Buchbesprechung)

von Ulrike Meißner, erschienen in Ausgabe #12/2012
Photo

Es ist, als würde man eine Reise durch eine andere Zeit und eine andere Welt machen, wenn man den Schilderungen von F. H. King folgt. Der amerikanische Agrarwissenschaftler und Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums erkundete 1909 auf einer Forschungsreise China, Korea und Japan und verfasste mit »4000 Jahre Landbau« einen absolut lesenswerten Reisebericht besonders für Menschen, die sich für (dauerhaften) Landbau interessieren.
Eine hohe Bevölkerungsdichte hat die Entwicklung der von King besuchten Völker schon lange bestimmt und ließ sie eine (Landbau-)Kultur entwickeln, die stetig in Kreisläufen wirtschaftet und auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ausgerichtet ist. So werden auch Material- und Energieeinsatz minimiert.
Neben den Schilderungen der Reise und allgemeiner Beobachtungen wendet der Autor sich einigen Themen vertieft zu. So studierte er die Kanalsysteme und die Neulandgewinnung in den Flussdeltas, die eine Landwirtschaft erst möglich machen. Er schildert einige Sitten und Gebräuche, z. B. die überwiegend vegetarische Ernährung. Bei der Lektüre lerne ich auch, dass die zarten Sprossen des Rapses gekocht oder gedämpft als Gemüse gegessen werden können und in China auch mit Salz zu Dauergemüse eingemacht werden. Den Anbau und den Umgang mit Brenn-, Bau- und Faserstoffen schildert F. H. King ebenso wie die Abfallverwertung, den Reisanbau, die Seidenkultur oder die Teeindustrie.
Besonders über das Sammeln von menschlichen Fäkalien und den sorgfältigen Umgang damit staunt er. Und er bewundert den Umgang der Chinesen mit dem relativen Brennstoffmangel. »Diese Lösung ist unmittelbar und so einfach wie möglich: Kleide dich derart, dass du zum Wärmen des Körpers kein Heizmaterial benötigst! Verbrenne die gröberen Teile der Ernte, soweit du sie nicht selbst essen, dem Vieh füttern oder sonst verwerten kannst!«
Bewundernd und Kosten ausrechnend beobachtete der Autor Techniken, wie mit geringem materiellem Aufwand, aber viel menschlicher Arbeit Großes bewegt wird: »Leichtsinnige Verschwendung bei uns [im Westen], dagegen Fleiß und Bedächtigkeit, ja fast Ehrfurcht dort beim Sparen und Bewahren.«
F. H. Kings Reisebericht hat mich sehr beeindruckt. Er birgt jede Menge guter Ideen, die oft auch für Mitteleuropäer interessant sind. Er kann uns indus­trialisierte Westler daran erinnern, was wir Menschen allein durch unser Tun auch ohne jegliche Technik­abhängigkeit zu schaffen vermögen. 

4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan
F. H. King
OLV, 2005, 255 Seiten
ISBN 978-3922201052
18,00 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #12

Photo
von Erik Meininger

Kämpfe um Land (Buchbesprechung)

Dieses Buch ist ein Weckruf über 255 Seiten. Und dieser Ruf ist zutiefst beunruhigend in seiner bestechenden Deutlichkeit: Fossile Rohstoffe wie das für unsere Wirtschaft bislang so lebenswichtige Erdöl, aber auch Erdgas, wichtige Metalle und Rohstoffe zur Produktion von

Kunstvon Sabrina Schulz

Als wär's eine Insel

Am östlichen Rand der Bundesrepublik steht mitten auf dem Gras­acker ein Campingstuhl. Daneben liegt ein Gipfelbuch. ­»Soviel Himmel braucht guten Boden als Träger« hat jemand ­hin­eingeschrieben. Ein anderer Eintrag lautet: »Erst ein Grasacker, am Ende

Gärtnern & Landwirtschaftvon Jochen Schilk

Staub zu Erde

Natürliche Bodenbildungsprozesse brauchen sehr, sehr viel Zeit. Doch mit dem richtigen Know-how kann der Mensch guten Humus in überschaubaren Zeiträumen selbst herstellen. Regenwaldindianer machten es vor.

Ausgabe #12
Bodenhaftung

Cover OYA-Ausgabe 12Neuigkeiten aus der Redaktion