Das Lernen der Zukunft
Kinder sind naturgegebene Lerner. Wie kann unser Bildungssystem dem gerecht werden? Eine Berliner Schule nahm die Frage ernst und revolutionierte den Lernalltag – mit Erfolg.
Endlich ist sie genehmigt. Bald wird der holländische Agrarindustrielle Adriaan Straathof hier jährlich 250 000 Ferkel mit einem Gewicht von je 25 Kilogramm produzieren. 10 500 Muttersauen und 35 000 Ferkel werden jeweils in der Anlage gehalten. Von dort gehen die »Produkte« an Mastanlagen wie die im benachbarten Medow, die 19 000 Tiere fasst. Wohin mit den anderen 231 000?
»Der Bau der Alt-Telliner Ferkelzucht ist der Auftakt für viele weitere Schweinemasten im Land«, erklärt Jörg Kröger, Sprecher der Bürgerinitiative »Rettet das Landleben am Tollensetal«.
Ich kenne die Fakten. Trotzdem wird mir übel, als Jörg sie noch einmal zusammenfasst und erzählt, wie die Schweine mit abgefeilten Zähnen und abgeschnittenen Schwänzen zusammengepfercht und schließlich in einer Thüringer Schlachtfabrik vergast, abgestochen und gebrüht werden. Einige der täglich 20 000 Schlachttiere wachen in der Brühe wieder auf und schreien laut. Es tut not, sich die Fakten anzuhören. Es macht schön zornig.
Wider den Schweinewahn
Die Menschen im Tollensetal sind schon seit über fünf Jahren zornig. Zwei Bürgerinitiativen gegen den Schweinewahnsinn haben viel erreicht.
Martina Hybsier und Peter Christ gehören zu den Aktivisten. Sie sind Neuzugezogene aus Berlin und lernten schnell die engagierten Menschen vor Ort kennen. »Erst indem hier auf dem Land unser Bezug zur Erde und zu Tieren gewachsen ist, haben wir uns mit dem Thema Massentierhaltung beschäftigt«, erzählt Martina. »Wir haben Filme wie ›Good Food, Bad Food‹ oder ›Unser täglich Brot‹ angesehen und ganz schnell Hähnchenleber auf Rucolasalat von unserem Speiseplan gestrichen.« Sie engagiert sich für die Pressearbeit. Peter geht auch mal von Haus zu Haus und diskutiert mit den Anwohnern. Dann hört er Sätze wie: »Ich kann nicht mit auf die Demo gehen, mein Chef hat es mir verboten.« Viele haben Angst, Repressalien ausgesetzt zu sein, und resignieren.
Trotzdem gibt es genügend Unbeugsame. Drei Jahre Bauverzug haben die Bürger dem Agrofeudalen eingebrockt. Sie haben durchgesetzt, dass ein teures Lüftungs- und Filtersystem eingebaut werden muss, damit der Gülledunst in der Anlage den Schweinen nicht langsam die Lunge verätzt, wie es vielerorts passiert. Gerade ist wieder ein Baustopp für nicht genehmigte Teilgebäude verhängt worden. Aufgefallen ist der Gesetzesverstoß den Demonstranten bei ihrer Montagsinspektion, die sie in der Tradition der Montagsdemonstrationen der DDR am Bauplatz durchführen.
Aber zu wissen, dass Europas größte Ferkelfabrik doch gebaut wird und einem jährlich 60 000 Kubikmeter Gülle vor die Haustür kippen wird, ist das nicht ein schreckliches Ohnmachtsgefühl? »Nein«, entgegnet Jörg. »Wir suchen noch immer nach Wegen, die Anlage zu verhindern. Ein Ansatz ist das fehlerhafte Brandschutzkonzept. 45 000 Tiere können im Brandfall nicht schnell genug evakuiert werden. Leider können wir dieses Recht der Tiere nicht einklagen, weil es in Mecklenburg-Vorpommern kein Verbandsklagerecht im Bereich Tierschutz gibt. Dafür setzen wir uns jetzt ein.«
Die Welt im Blick
Längst hat die Bürgerinitiative eine globale Perspektive gewonnen. Martina und Peter bauen inzwischen ihren Infotisch auf allen Märkten und Festen der Region auf, nicht nur, um auf Alt Tellin hinzuweisen, sondern um generell Bewusstsein zu wecken. »Ich musste selbst erst die globale Situation verstehen lernen«, erzählt Martina. »Es geht hier auch um Politik, um die Subventionen für Schweinefleisch-Exporte. Die führen zu einem mörderischen Dumping auf dem Weltmarkt, das Farmer in den ärmeren Ländern in den Ruin treibt.«
Die Bürgerinitiative hat das Bundesnetzwerk »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« mitbegründet – ein wichtiger Motor der Kampagne »Meine Landwirtschaft«. Hier geht es um Einflussnahme auf die Gesetzgebung der EU. Diese Entwicklung stimmt Jörg zuversichtlich. »Kürzlich war der EU-Kommissar Dacian Ciolos auf einer Podiumsdiskussion vor Ort und hat sich mit dem Bauernverband angelegt. Seine Aussage: ›Nein, es wird überhaupt nicht weitergehen wie bisher‹.«
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Natürliche Bodenbildungsprozesse brauchen sehr, sehr viel Zeit. Doch mit dem richtigen Know-how kann der Mensch guten Humus in überschaubaren Zeiträumen selbst herstellen. Regenwaldindianer machten es vor.