Buchtipps

Humusaufbau (Buchbesprechung)

von Ulrike Meißner, erschienen in Ausgabe #12/2012
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Was die Anreicherung von Humus im Boden alles Gutes bringt, beschreibt der Kompostspezialist Gerald Dunst in seinem Buch »Humusaufbau«. Demnach steigert die Zunahme der Humusmenge die Fähigkeit des Bodens, Wasser aufzunehmen und zu speichern. Sie sorgt für eine höhere Speicherkapazität für Nährstoffe und so für eine zunehmende Pflanzengesundheit. Außerdem nimmt die Filter- und Pufferwirkung des Bodens gegenüber aus der Luft eingetragen Schadstoffen zu. Das wirkt sich letztlich auch positiv auf die Grundwasserqualität aus. Insgesamt profitiere die gesamte landwirtschaftliche Produktion eines Betriebs, da die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Humusaufbau in der Regel eine Umstellung der Arbeitsmethoden mit sich bringe.
Bei all diesen tollen Auswirkungen ist es schon fast schade, dass der Autor zur Begründung der Sinnhaftigkeit des Humusaufbaus auch noch das aktuell inflationär gebrauchte Argument des menschengemachten Klimawandels heranziehen muss. Schade ist das nur fast, da der Klimawandel natürlich gut geeignet ist, um mittels CO2-Zertifikaten zur Finanzierung des Humusaufbaus beizutragen. Eine Praxis, die in der österreichischen Ökoregion Kaindorf, in der der Autor Leiter der Arbeitsgruppe Landwirtschaft ist, bereits getestet wird.
Doch alles bisher Geschilderte ist, ebenso wie die Ausführungen zum Kohlenstoffkreislauf oder zur Humusbiologie nur Beiwerk. Gerald Dunst will »dem Praktiker ein Werkzeug für die Umstellung seines Betriebs in die Hand geben« und tut dies, indem viele aktuelle praktische Beispiele und eigene Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Zusammengefasst sieht das so aus: Zuerst wird die humusaufbauende Biologie (Mikroorganismen u. a.) auf dem Feld angesiedelt. Damit die Biologie im Boden auch überleben kann, müssen diese kleinen Lebewesen ständig gefüttert werden, und die Bodenbearbeitung muss ihren Bedürfnissen angepasst werden. Ist man einmal so weit gekommen, muss in Zukunft nur noch vermieden werden, was das Bodenleben stören könnte.
Konkret bedeutet das für Landbewirtschafter, sich mit Gründüngung, vielfältiger Fruchtfolge, Mischkulturen, Untersaaten, Agroforstkulturen, Minimalbodenbearbeitung und organischer Düngung auseinanderzusetzen. Wie das letztlich in die Praxis umgesetzt werden kann, zeigen die im Buch dokumentierten »Musterflächen« in der Ökoregion Kaindorf. Außerdem werden die Erfahrungen von mehreren Landwirten dargestellt. Beispielsweise wird das Eco-Dyn-Bodenbearbeitungssystem gezeigt, welches von Friedrich und Manfred Wenz entwickelt wurde.
Grafiken, Tabellen und Fotos vervollständigen den Text und machen das Buch zu einem aktuellen Grundlagenwerk über Humusaufbau für Praktiker. 


Humusaufbau
Chance für Landwirtschaft und Klima.
Gerald Dunst
Verein Ökoregion Kaindorf, 2011 200 Seiten
ISBN 978-3950308808
25,00 Euro

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