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Die Monkey Wrench Gang (Buchbesprechung)

von Jochen Schilk, erschienen in Ausgabe #8/2011
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Alle Tage Sabotage – Der Ökophilosoph Derrick Jensen erklärte 2006 in »Endgame – Zivilisation als Problem«, warum nur gezielte Sabotage die Weltverwertungsmaschine aufhalten wird. Kein Gebet, keine demokratische Wahl, kein symbolischer Protest, keine Hoffnung auf Bewusstseinsrevolution und kein noch so grüner Konsum würden uns vor der Zerstörung der Biosphäre retten, wenn nicht ein paar entschlossene Menschen das System an dessen Schwachstellen stoppten.
Das ließ mich an einen Roman denken, auf den ich als Jugendlicher in der Bibliothek gestoßen war. Soweit ich noch wusste, hieß der »Die Universal-Schraubenschlüsselbande« und handelte von der fulminanten Reise einiger verwegener Typen durch die südwestlichen USA, wo sie im Namen der geschundenen Natur links und rechts des Wegs industrielle Infrastruktur zerstören: Baumaschinen, Tagebau-Förderbänder und – perspektivisch – den Staudamm, der den einst majestätisch-wilden Colorado-River zähmt. Zwanzig Jahre später erfahre ich aus den großen Feuilletons, dass jenes 1975 erschienene Buch von Edward Abbey inzwischen ein »Kultklassiker« ist, der nun – versehen mit Illustrationen des großen Comic­zeichners Robert Crumb – neu aufgelegt wurde. Der Titel der Neuausgabe orientiert sich am englischen Namen eines verstellbaren Schraubenschlüssels, der freilich eher de- als konstruktiv benutzt wird, Auch Sprengmittel kommen zum Einsatz, die ganze Story ist »ein klares Bekenntnis zur Gewalt gegen Sachen« (Tagesspiegel). Die Gründer der realen, radikalen Umwelt-Verteidigungsgruppe »Earth First!« ließen sich nach eigenen Angaben maßgeblich von Abbeys Roman inspirieren.
Es ist aber auch wirklich schwer, dem Charme (und der Philosophie) der vier sympathischen Kauze dieses rasanten Öko-Westerns nicht zu verfallen. Die Story um den polygamen Mormonen Seldom Seen Smith, den wütenden Vietnam-Veteranen George Hayduke, die Hippie-Lady Bonnie Abbzug sowie ihren fast doppelt so alten Freund, den Chirurgen Doc Sarvis, ist zwar simpel gestrickt, aber doch so unterhaltsam und spannend, dass ich mich wundere, warum der Stoff noch nicht verfilmt wurde. Sind Philosophie und Charaktere für unsere Zeit vielleicht zu subversiv, zu politisch unkorrekt? Ja, auch wir kulturkreativen Oya-Gutmenschen von 2011 sind – bei allen geteilten Werten – einfach nicht vom Schlag jener sensiblen Rauhbeine. Die Lektüre dieses subversiv-satirischen Schundromans macht aber auch unsereins höllisch viel Spaß. Und sie kann einen echt auf dumme Gedanken bringen …


Die Monkey Wrench Gang
Edward Abbey
Walde und Graf, 2010, 470 Seiten
ISBN 978-3037740156
 24,95 Euro

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