Buchtipps

Gemeinwohl-Ökonomie (Buchbesprechung)

von Günter Sölken, erschienen in Ausgabe #7/2011
Photo

»Glauben Sie mir, der Wettbewerb ist die beste Me- thode, die wir kennen! Das ist die Grundlage unserer eigentums-, leistungs-, wohlstands-, wachstums-, konsumglücksorienterten globalen Wirtschaftsord- nung. – Ach, Sie wollen zurück zu den alten Werten: Liebe, Treue, Großherzigkeit, Rücksicht, Gerechtigkeit, Erbarmen oder gar Nächstenliebe? Die sind ehren- wert, aber sie taugen nicht für’s Geschäft. – Sie haben Probleme mit meinem Reichtum? Damit finanziere ich etliche Stiftungen und vielleicht sogar Sie. Können Sie überhaupt darlegen, wie Ihr Gutmenschen-Ideal in der wirtschaftlichen Realität funktionieren soll?«
Christian Felber hat sich ans Werk gemacht, auf diese fiktive Anklage eines Billionärs zu antworten. Mit seinem Buch »Die Gemeinwohl-Ökonomie« legt er tatsächlich ein komplettes Konzept für ein Wirt- schaftsmodell der Zukunft vor, das unsere ethischen Werte ganz an den Anfang stellt und auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt. Nun kann man aus ver- schiedenen Gründen in einem Haifischbecken keine Forellen züchten. Ebensowenig kann eine humane Wirtschaft in einem Umfeld gelingen, in dem nur das Gesetz des Stärkeren gilt und jede Rücksichtslosig- keit belohnt wird. Felber hat dies alles im Blick und er- läutert umfassend, welche Änderungen in Politik und Wirtschaft erforderlich sind. Angefangen mit Ausfüh- rungen zur Überlegenheit der Kooperation – selbst im Kapitalismus! – legt er dar, wie »demokratische Banken« kooperatives Wirtschaften, zugleich aber auch ökologische Nachhaltigkeit, betriebliche Mitbestimmung und richtige Genderakzente im Rahmen der Kreditvergabe stimulieren können.
Sie haben richtig gelesen: Felber spricht von de- mokratischen Banken und beschreibt präzise, was sie dazu macht. Das Schöne ist, dass dieses neue Konstrukt nicht nur auf dem Papier existiert, sondern seit dem vergangenen Jahr als Genossenschaftsgründung in Österreich bereits Gestalt annimmt.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buchs bildet eine auf einem Drei-Säulen-Modell basierende Weiterent- wicklung der Demokratie, die aus diversen Bürgerkonventen zu den Themen Bildung, Wirtschaft, Medien und Daseinsvorsorge hervorgehen soll.
Am Ende hätten wir dann ein Süßwasserbecken, in dem die Haie nicht leben können, die Forellen umso besser. – Hoffentlich! Lesen Sie selbst, und denken Sie dieses aus Unternehmer-Workshops entstandene Praxishandbuch einfach weiter. Trotz der anspruchs- vollen Thematik bietet Felber auf 150 Seiten eine recht entspannte Lektüre, die viel Anlass für spannende Diskussionen gibt.

Gemeinwohl-Ökonomie
Das Wirtschaftsmodell der Zukunft.

Christian Felber
Deuticke Verlag, 2010,
160 Seiten
ISBN 978-3552061378
15,90 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #7

Lebenswegevon Farah Lenser

Vom Kirschbaum lernen

Monika Griefahn beeindruckt mich durch ihre Authentizität und Präsenz. Sie gehört zu den Menschen des öffentlichen Lebens, denen ich glaube, dass sie meinen, was sie sagen. Kein Abwägen, kein Suchen nach der politisch korrekten Aussage. Auffällig die Farbe Rot in der

Gesundheitvon Sandra Döring

Buchstabengeflüster

In der Schule war ich nie sonderlich gut darin, unter Druck Aufsätze zu einem bestimmten Thema zu schreiben. Dass ­Schreiben eine besondere Seite in mir zum Klingen bringt und sich zu einem wichtigen Teil meines Lebens entwickeln würde, wusste ich damals noch nicht. Heute gehe ich nie

Kunstvon Gandalf Lipinski

Gandalf denkt …

Vieles haben wir schon geschaffen und selbstgemacht und uns doch wie Exilanten in der eigenen Gesellschaft gefühlt. Wo es ums große Ganze geht, sind die Kulturkreativen seltsam sprachlos geblieben. Heute werden Klimawandel, Zerstörung von Umwelt und Gemeinwohl, der absehbar

Ausgabe #7
(R)evolution

Cover OYA-Ausgabe 7Neuigkeiten aus der Redaktion