»Glauben Sie mir, der Wettbewerb ist die beste Me- thode, die wir kennen! Das ist die Grundlage unserer eigentums-, leistungs-, wohlstands-, wachstums-, konsumglücksorienterten globalen Wirtschaftsord- nung. – Ach, Sie wollen zurück zu den alten Werten: Liebe, Treue, Großherzigkeit, Rücksicht, Gerechtigkeit, Erbarmen oder gar Nächstenliebe? Die sind ehren- wert, aber sie taugen nicht für’s Geschäft. – Sie haben Probleme mit meinem Reichtum? Damit finanziere ich etliche Stiftungen und vielleicht sogar Sie. Können Sie überhaupt darlegen, wie Ihr Gutmenschen-Ideal in der wirtschaftlichen Realität funktionieren soll?« Christian Felber hat sich ans Werk gemacht, auf diese fiktive Anklage eines Billionärs zu antworten. Mit seinem Buch »Die Gemeinwohl-Ökonomie« legt er tatsächlich ein komplettes Konzept für ein Wirt- schaftsmodell der Zukunft vor, das unsere ethischen Werte ganz an den Anfang stellt und auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt. Nun kann man aus ver- schiedenen Gründen in einem Haifischbecken keine Forellen züchten. Ebensowenig kann eine humane Wirtschaft in einem Umfeld gelingen, in dem nur das Gesetz des Stärkeren gilt und jede Rücksichtslosig- keit belohnt wird. Felber hat dies alles im Blick und er- läutert umfassend, welche Änderungen in Politik und Wirtschaft erforderlich sind. Angefangen mit Ausfüh- rungen zur Überlegenheit der Kooperation – selbst im Kapitalismus! – legt er dar, wie »demokratische Banken« kooperatives Wirtschaften, zugleich aber auch ökologische Nachhaltigkeit, betriebliche Mitbestimmung und richtige Genderakzente im Rahmen der Kreditvergabe stimulieren können. Sie haben richtig gelesen: Felber spricht von de- mokratischen Banken und beschreibt präzise, was sie dazu macht. Das Schöne ist, dass dieses neue Konstrukt nicht nur auf dem Papier existiert, sondern seit dem vergangenen Jahr als Genossenschaftsgründung in Österreich bereits Gestalt annimmt. Einen weiteren Schwerpunkt des Buchs bildet eine auf einem Drei-Säulen-Modell basierende Weiterent- wicklung der Demokratie, die aus diversen Bürgerkonventen zu den Themen Bildung, Wirtschaft, Medien und Daseinsvorsorge hervorgehen soll. Am Ende hätten wir dann ein Süßwasserbecken, in dem die Haie nicht leben können, die Forellen umso besser. – Hoffentlich! Lesen Sie selbst, und denken Sie dieses aus Unternehmer-Workshops entstandene Praxishandbuch einfach weiter. Trotz der anspruchs- vollen Thematik bietet Felber auf 150 Seiten eine recht entspannte Lektüre, die viel Anlass für spannende Diskussionen gibt.
Gemeinwohl-Ökonomie Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Christian Felber Deuticke Verlag, 2010, 160 Seiten ISBN 978-3552061378 15,90 Euro