Willkommen in der Mildnis?
Wir haben es mit der Muttermilch aufgesogen: Kultur definiert sich als Gegensatz zur wilden Natur. Das läge in der Natur der Sache. Wird uns genau diese Haltung heute zum Verhängnis?
Die handlichen Bände der Reihe »quergedacht« aus dem oekom Verlag sind alle lesenswert. In »Der Heilsame Schock« legt der kanadische Politologie-Professor Thomas Homer-Dixon die Komponenten eines kulturellen Wandels zur Bewältigung der Klima- krise dar. Auf der einen Seite kann Homer-Dixon her- vorragend desillusionieren, zum Beispiel: Wenn das Bruttoinlandsprodukt in armen Ländern wächst, geht es dort nur kurze Zeit ökologischer zu, dann erhöht sich die Belastung sogar noch weiter. Er kann seine Ratlosigkeit zugeben: Könnte eine lebensfördernde Wirtschaftsweise eine radikal veränderte Form des Marktkapitalismus enthalten? »Um ehrlich zu sein: Ich habe keine erschöpfenden Antworten.« Aber er zieht im letzten Kapitel den richtigen Schluss: Wir müssen unsere kollektive Vorstellung von Identität und Gemeinschaft stark erweitern, uns selbst als Teil eines »Wir« betrachten, das über die Kulturgrenzen hinausgeht.
Der heilsame Schock
Wie der Klimawandel unsere Gesellschaft zum Guten verändert.
Thomas Homer-Dixon
oekom-Verlag, 2010
96 Seiten
ISBN 9783-865812148
8,95 Euro
Wir haben es mit der Muttermilch aufgesogen: Kultur definiert sich als Gegensatz zur wilden Natur. Das läge in der Natur der Sache. Wird uns genau diese Haltung heute zum Verhängnis?
Die Ökopsychologie erforscht die heilende Wirkung von Naturerfahrung und die krankmachende Wirkung zerstörter Natur. Inzwischen findet diese Richtung auch hierzulande Beachtung.
Einige hunderttausend Jahre lang, bis zu dem Zeitpunkt, als die Landwirtschaft erfunden wurde, waren wir alle Jäger und Sammlerinnen. Im Kontext dieser Lebensweise entstanden unsere Instinkte, und dazu gehört auch die instinktive Fähigkeit, zu lernen. Die Bemühung, dem