Schneller langsamer bewegen
Die Dominanz motorisierter Verkehrsmittel ist heute gesellschaftlich fest verankert und wird kaum hinterfragt. Gibt es Wege aus der Beschleunigungsfalle?
Der »Wegweiser solidarische Ökonomie« hat bereits 2010 hat mit rund 400 Links in die Szene überzeugt. In der zweiten, wesentlich erweiterten Auflage weitet Elisabeth Voß, die keine Definition für eine bestimmte Strömung der solidarischen Ökonomie akzeptieren will (»es gibt viele solidarische Ökonomien«), das Bild vom selbstverwalteten, ökologischen Betrieb aus auf selbstorganisierte und gesellschaftliche Daseinsfürsorge. Luft, Wasser, Land, Meere, Mobilität, Energie etc. – die gemeinschaftliche Versorgung dieser Commons ist solidarische Ökonomie.
Dieses Verständnis von solidarischer Ökonomie, war auf dem »solikon«-Kongress 2015 bereits spürbar. Es ging dort um Konvergenz, um eine Annäherung diverser Strömungen und Organisationen. Diese Vielfalt empfindet Elisabeth Voß als wohltuend – eine bunte Wiese vielfältiger Pflänzchen. Doch sie hat auch kritische Anmerkungen: So solle Solidarität nicht als »Vertafelung«, also als solidarische Wohltätigkeit, verstanden werden. Auch dürfe man nicht, wie viele junge Unternehmen dies versuchen, die Ideen und Methoden der solidarischen Ökonomie als Mittel zum Zweck des Geldverdienens verstehen, Stichwort »Shareconomy«. »Der Antrieb und das Motiv ist nicht, Gewinne zur privaten Aneignung als Profit zu erwirtschaften, sondern das Notwendige zu tun. Dies ist meist nur gemeinschaftlich möglich, und solche solidarökonomischen Ansätze sind gemeint mit dem Sozialforums-Slogan ›people before profits‹.« Mir gefällt auch, dass Elisabeth Voß die solidarische Ökonomie in das offene Regal der neuen sozialen Bewegungen stellt und die Ziele in der Charta des Weltsozialforums verortet. Damit gewinnt die Bewegung an Stärke.
Handlungsbeispiele liefert das Buch nicht, sieht man von den vielen Hinweisen auf bestehende Projekte und Zusammenhänge ab. Der Wegweiser steckt aber übersichtlich das Feld ab, in dem jede und jeder sich einbringen kann, und gibt Hinweise, worauf es beim Tun ankommt. »Solidarische Ökonomien [basieren] auf Beziehungen statt auf Geld. Beziehungen entstehen durch Begegnungen, in der Zusammenarbeit, durch Austausch im Gespräch oder andere Formen der Kommunikation. Die vieldiskutierte Entdeckung der Spiegelneuronen durch die Hirnforschung zeigt, dass es Kommunikationswege jenseits der bisher bekannten Sinnesorgane gibt. Dass Menschen einander erspüren und sich ineinander einfühlen können, ist keine esoterische Idee, sondern Stand der Wissenschaft. Umso wichtiger ist es, dies Zwischenmenschliche sorgsam zu pflegen, damit auch das ökonomische Miteinander gelingt.«
Fragend schreiten wir voran!
Wegweiser solidarische Ökonomie
!Anders Wirtschaften ist möglich!
Elisabeth Voß, NETZ für Selbstverwaltung und Selbstorganisation (Hg.)
AG SPAK, 2015, 2. Aufl., 205 Seiten
ISBN 978-3940865335
10,00 Euro
Die Dominanz motorisierter Verkehrsmittel ist heute gesellschaftlich fest verankert und wird kaum hinterfragt. Gibt es Wege aus der Beschleunigungsfalle?
Vom Grundschulalter an war ich siebeneinhalb Jahre nicht in der Schule. In dieser Zeit hatte ich die Muße, herauszufinden, was mir wirklich wichtig ist. Ab der 8. Klasse bin ich den normalen Weg an staatlichen Schulen gegangen und habe mein Abitur gemacht – also ganz klassisch. Wie viele andere bin ich jetzt auf Orientierungssuche.
In jüngster Zeit ist es zu einer Mode geworden, die drohende »Energiekrise« heraufzubeschwören. Dieser Euphemismus verschleiert einen Widerspruch und stützt eine Illusion. Er maskiert den Widerspruch, der dem gleichzeitigen Streben nach sozialer Gerechtigkeit und