von Peter Krause-Keusemann, erschienen in Ausgabe #44/2017
Vor dem Hintergrund eines reichen Erfahrungswissens stellt Reinhard Loske in seinem sehr lesenswerten Buch »Politik der Zukunftsfähigkeit« die »Konturen einer Nachhaltigkeitswende« dar. Demografische Entwicklung und Umverteilung sind zwei der unübersehbaren Phänomene, die zur Wende drängen, wobei die Ausgangsbedingungen in den verschiedenen Ländern der Erde nicht gleich sind. Durch einen ressourcenintensiven Lebensstil nehmen die Industriestaaten in großem Umfang Flächen in anderen Teilen der Welt in Anspruch. Wohlstand wird zwar »als Voraussetzung für ein hohes Umweltbewusstsein« bezeichnet, aber es wird auch darauf hingewiesen, wie weit entfernt die eigentlichen Ziele noch sind. Mit manchen Vorstellungen räumt der Autor gründlich auf. So ist etwa der »grüne Weg ins Dienstleistungsparadies« nicht realistisch, denn die USA mit einem Dienstleistungsanteil von 80 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung geben ein anderes Zeugnis. Auch die Effizienzorientierung und der begleitende Rebound-Effekt werden beleuchtet. All dies begleitet Reinhard Loske mit der unmissverständlichen Forderung, dass wir uns von der Wachstumsorientierung zu verabschieden haben. Dass das einen grundsätzlichen Systemwechsel voraussetzt, wird allerdings leider zu wenig betont. Nach Untersuchungen zum »Wende«-Begriff (Ressourcen-, Chemie-, Verkehrs-, Agrar-, Wald-, Wasser- und die Energiewende als »Mutter aller ökologischen Wenden«) folgt der Blick auf Nischen, von denen aus der »Hauptstrom« beeinflusst wurde und wird. Genügsamkeit und Maßhalten sind en vogue. Allerdings bleibt, so Reinhard Loske, abzuwarten, ob die »Modelle der heute so vielgepriesenen Verhaltensökonomik das vorherrschende Menschenbild der neoklassischen Ökonomie grundsätzlich revidieren werden«. Eine Ökonomie der Langlebigkeit ist gefordert. Das Buch gibt einen guten Überblick darüber, was es mit geplanter Obsoleszenz, Modewellen und ökologisch wahren Preisen auf sich hat. Das Fazit lautet: »Es ist also nach politischen Rahmenbedingungen Ausschau zu halten, die einen Dreiklang aus besser (Effizienz), anders (Substitution und Kooperation) und weniger (Subsistenz und Suffizienz) ermöglichen.« Die gegenwärtigen Entwicklungen erfordern andere Formen des politischen Umgangs, »offenere (rezeptivere) Institutionen und mehr Durchlässigkeit zwischen der formellen und der zivilgesellschaftlichen Politik«. Ganz praktisch wird es gegen Ende des Buchs, wo es darum geht, »was wir gemeinsam tun können«. In einer Auswahl wird vorgestellt, wo direkt umsetzbare Beteiligungen am Wandel möglich sind.
Politik der Zukunftsfähigkeit Konturen einer Nachhaltigkeitswende. Reinhard Loske Fischer, 2015, 304 Seiten 12,99 Euro