Titelthema

Kreatives Chaos

von Lin Haas, erschienen in Ausgabe #46/2017
Photo
© Lin Haas

Irgendwie brauche ich Stapel und Haufen. Für andere ein Schreibtisch, ist dies für mich wohl eher mein Findetisch – ein Ort des Sich-überraschen-Lassens. Hier, unter allem versteckt, zwischen allem, mittendrin, ist eine Lebendigkeit, die mich weiterträgt, mich künstlerisch inspiriert: Schnell hingekritzelte Ideen, Sätze, die mir zugeflogen sind, flüchtige Skizzen, Entwürfe angedachter Projekte, verschiedenste Materialien, vor allem Papier, alle möglichen Papiere – Vielfalt! Bisweilen entdecke ich auch etwas »Untergegangenes«, »Wichtiges« versunken im Allerlei, gerade noch rechtzeitig vor einer verstreichenden Frist – wichtig, aber nicht so bedeutungsvoll wie ein Fund, der meine Sinne anregt.
Ich liebe es, Festgefahrenes, Festgedachtes neu zu betrachten, aus dem Zusammenhang zu nehmen, um die Ecke zu denken, Dinge in einen neuen Zusammenhang zu stellen.  Das erfordert Zeit, Muße, Neugier - und Fantasie! Ein Sammelsurium von Zusammengetragenem, Wartendem – auf seine Zeit. Die Zeit des Entdeckt-Werdens.

Als Kind wollte Lin Haas Erfinderin werden. Heute forscht und findet sie als Grafikerin, poetische Clownin, fotografierend und schreibend. Sie lebt in Berlin.

weitere Artikel aus Ausgabe #46

Photo
von Matthias Schumann

Moische Schagalows Enkel

Marc Chagall wurde als Moische Chazkelewitsch Schagalow 1887 in der weißrussischen Vitebsk ­geboren. Das kleinstädtische jüdische Leben hielt er in einigen seiner eindrucksvollsten Werke wie »Der Fiedler«, »Ich und das Dorf« oder »Spaziergang«

Photo
von Will Parsons

Songs auswildern

Im Frühjahr 2004 gingen mein Kumpel Ed Stevens und ich auf die Walz. Unser Plan: nicht per Anhalter fahren, viel draußen übernachten und nach Möglichkeit von den Gaben der Natur leben – ganz schön ambitioniert für zwei unerfahrene Wanderanfänger um die

Photo
von Sabine Schründer

Versteckte Köpfe, sich öffnende Welten

Im Sommer 2015 habe ich in Fort Kochi im südindischen Kerala gelebt und dort fotografisch zu verschiedenen Meditationspraktiken und den damit verbundenen Philosophien gearbeitet. Würde es möglich sein, innere Bilder und mentale Zustände im Außen zu fotografieren? Zwar

Ausgabe #46
Erzählen

Cover OYA-Ausgabe 46
Neuigkeiten aus der Redaktion