Irgendwie brauche ich Stapel und Haufen. Für andere ein Schreibtisch, ist dies für mich wohl eher mein Findetisch – ein Ort des Sich-überraschen-Lassens. Hier, unter allem versteckt, zwischen allem, mittendrin, ist eine Lebendigkeit, die mich weiterträgt, mich künstlerisch inspiriert: Schnell hingekritzelte Ideen, Sätze, die mir zugeflogen sind, flüchtige Skizzen, Entwürfe angedachter Projekte, verschiedenste Materialien, vor allem Papier, alle möglichen Papiere – Vielfalt! Bisweilen entdecke ich auch etwas »Untergegangenes«, »Wichtiges« versunken im Allerlei, gerade noch rechtzeitig vor einer verstreichenden Frist – wichtig, aber nicht so bedeutungsvoll wie ein Fund, der meine Sinne anregt. Ich liebe es, Festgefahrenes, Festgedachtes neu zu betrachten, aus dem Zusammenhang zu nehmen, um die Ecke zu denken, Dinge in einen neuen Zusammenhang zu stellen. Das erfordert Zeit, Muße, Neugier - und Fantasie! Ein Sammelsurium von Zusammengetragenem, Wartendem – auf seine Zeit. Die Zeit des Entdeckt-Werdens.
Als Kind wollte Lin Haas Erfinderin werden. Heute forscht und findet sie als Grafikerin, poetische Clownin, fotografierend und schreibend. Sie lebt in Berlin.