Titelthema

Kreatives Chaos

von Lin Haas, erschienen in Ausgabe #46/2017
Photo
© Lin Haas

Irgendwie brauche ich Stapel und Haufen. Für andere ein Schreibtisch, ist dies für mich wohl eher mein Findetisch – ein Ort des Sich-überraschen-Lassens. Hier, unter allem versteckt, zwischen allem, mittendrin, ist eine Lebendigkeit, die mich weiterträgt, mich künstlerisch inspiriert: Schnell hingekritzelte Ideen, Sätze, die mir zugeflogen sind, flüchtige Skizzen, Entwürfe angedachter Projekte, verschiedenste Materialien, vor allem Papier, alle möglichen Papiere – Vielfalt! Bisweilen entdecke ich auch etwas »Untergegangenes«, »Wichtiges« versunken im Allerlei, gerade noch rechtzeitig vor einer verstreichenden Frist – wichtig, aber nicht so bedeutungsvoll wie ein Fund, der meine Sinne anregt.
Ich liebe es, Festgefahrenes, Festgedachtes neu zu betrachten, aus dem Zusammenhang zu nehmen, um die Ecke zu denken, Dinge in einen neuen Zusammenhang zu stellen.  Das erfordert Zeit, Muße, Neugier - und Fantasie! Ein Sammelsurium von Zusammengetragenem, Wartendem – auf seine Zeit. Die Zeit des Entdeckt-Werdens.

Als Kind wollte Lin Haas Erfinderin werden. Heute forscht und findet sie als Grafikerin, poetische Clownin, fotografierend und schreibend. Sie lebt in Berlin.

weitere Artikel aus Ausgabe #46

Photo
von Michal Bartoš

Initiation

Als Junge stromerte ich am liebsten durch die Hochwälder, Schluchten und Karsthöhlen des tschechischen Morava-Tals bei Olomouc. Eines Morgens nahm ich mir vor, die hufeisenförmige Podkova-Höhle zu durchqueren, allein und ohne Taschenlampe. Die Nachtfalter, Spinnen und

Photo
von Petra Kallen

Jedem Dorf seine Erzählerin

Ich nenne mich Märchenerzählerin. Vor allem erzähle ich Märchen der Gebrüder Grimm und Volksmärchen aus aller Welt. Sie wurden mündlich weitergereicht, dann gesammelt und aufgeschrieben. So sind sie uns erhalten geblieben.Den ersten Impuls,

Photo
von Julian Bayer

Allee gegen Landraub

Am Vorabend hatten wir uns die Köpfe heiß geredet. »Bäume sind Lebewesen, sie können mehrere hundert Jahre alt werden – wir dürfen nicht riskieren, dass sie wieder herausgerissen werden!«, meinten die einen. »Das wird schon nicht passieren, wir

Ausgabe #46
Erzählen

Cover OYA-Ausgabe 46
Neuigkeiten aus der Redaktion