Wollen wir leben?
Ansprache von Margaret Atwood aus Anlass der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2017.
Im Marktviertel Chala der südindischen Stadt Thiruvananthapuram bieten Händlerinnen und Händler ihre Waren in kleinen Läden und Ständen an. Eine der Gassen heißt übersetzt »Blumenstraße«, weil hier die Blumenhändlerinnen leben und die traditionellen Blütengirlanden knüpfen. Die meisten sitzen dabei plaudernd auf der Straße, aber diese Frau bevorzugt die Stille ihres Hauses, wo sie mit ihrem Sohn, der mit einer Behinderung durchs Leben geht, wohnt. Immer weniger Menschen kaufen in Chala ein, weil sie die neuen Supermärkte vorziehen. Viele Läden stehen leer, auch die Blumenfrauen wissen nicht, wie lange sie ihre selbständige Existenz noch halten können. Als das Foto entstand, lag die Schwere dieser Frage für mich im Bild dieser Frau – genauso wie die Leichtigkeit der strahlend gelben Blüten.
Im Zentrum von Nora Bibels Fotografie stehen das Zusammenspiel von sozialen Veränderungen und persönlichen Schicksalen, so auch in ihrem Projekt »Freezing Frames of Chala«. www.nora-bibel.de
Ansprache von Margaret Atwood aus Anlass der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2017.
Eines Tages lud mich eine Freundin zu einer Kakao-Zeremonie ein. Ich war neugierig. Eine solche Zeremonie schafft einen geschützten Raum, in dem Menschen sich darauf vorbereiten, mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Dann wird Kakao als Lehrerin eingeladen, indem alle eine starke Zubereitung
Bei der Wortkombination »ländliche Regionen in Ostdeutschland« erwartet man meist schlechte Nachrichten von Niedergang, Abwanderung, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Aber natürlich gibt es auch viele Menschen, die unter derartigen Umständen mit Visions- und