Wollen wir leben?
Ansprache von Margaret Atwood aus Anlass der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2017.
Im Marktviertel Chala der südindischen Stadt Thiruvananthapuram bieten Händlerinnen und Händler ihre Waren in kleinen Läden und Ständen an. Eine der Gassen heißt übersetzt »Blumenstraße«, weil hier die Blumenhändlerinnen leben und die traditionellen Blütengirlanden knüpfen. Die meisten sitzen dabei plaudernd auf der Straße, aber diese Frau bevorzugt die Stille ihres Hauses, wo sie mit ihrem Sohn, der mit einer Behinderung durchs Leben geht, wohnt. Immer weniger Menschen kaufen in Chala ein, weil sie die neuen Supermärkte vorziehen. Viele Läden stehen leer, auch die Blumenfrauen wissen nicht, wie lange sie ihre selbständige Existenz noch halten können. Als das Foto entstand, lag die Schwere dieser Frage für mich im Bild dieser Frau – genauso wie die Leichtigkeit der strahlend gelben Blüten.
Im Zentrum von Nora Bibels Fotografie stehen das Zusammenspiel von sozialen Veränderungen und persönlichen Schicksalen, so auch in ihrem Projekt »Freezing Frames of Chala«. www.nora-bibel.de
Ansprache von Margaret Atwood aus Anlass der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2017.
Im Frühjahr 2004 gingen mein Kumpel Ed Stevens und ich auf die Walz. Unser Plan: nicht per Anhalter fahren, viel draußen übernachten und nach Möglichkeit von den Gaben der Natur leben – ganz schön ambitioniert für zwei unerfahrene Wanderanfänger um die
Auf den ersten Blick ist das neue Buch von Daniel Pinchbeck nur eine weitere Stimme im massentauglichen Wir-müssen-endlich-handeln-Kanon. »Wie lange wollen wir noch warten?« fragt der Philosoph und Bestsellerautor im Titel und verwendet dann zunächst hundert Seiten darauf, die