Wie man naturnahe Hecken selbst anlegt. Teil 1 der Praxis-Serie zum Schutz kleiner Wildtiere.von Ulrike Meißner, erschienen in Ausgabe #47/2018
Eine vielfältige Hecke ist Brutplatz für Singvögel, wie Amsel und Rotkehlchen. Sie bietet Blütennahrung für Bienen, Schmetterlinge und für so wichtige Nützlinge wie Flor- und Schwebfliegen oder Schlupfwespen; zudem stellt sie Habitate für viele weitere Insekten und Spinnentiere dar. Kleinsäuger, wie Igel und Siebenschläfer, suchen ihre Winterquartiere gerne in Hecken. Auch Eidechsen und Amphibien, wie Blindschleiche oder Erdkröte, finden hier Verstecke. Voraussetzung für diese Vielfalt an tierischem Leben im Gebüsch ist eine gepflanzte Vielfalt aus einheimischen Sträuchern und Bäumen, wie sie auch früher in den regional verschiedenen Heckentypen vorhanden waren. Bekannt sind hierbei wohl besonders die »Knicks« und Wallhecken des norddeutschen Raums, bewachsen unter anderem mit Heckenrose, Haselnuss, Weißdorn, Stieleiche und Brombeere. Vor allem als Element in landwirtschaftlichen Zusammenhängen fanden sich Hecken in der bäuerlichen Kultur. Im Abstand einiger Jahre zurückgeschnitten, lieferten sie Holz zum Heizen und Schreinern. In ihnen gedeihende Kräuter, Beeren und Früchte bereicherten den Speiseplan, und zugleich dienten Hecken als Weide- und Feldbegrenzung mit Windschutzwirkung. Das sind Qualitäten, die durchaus auch heute in dichter bebauten Siedlungen geschätzt werden. Hinzu kommt natürlich noch die Funktion als Sichtschutz zur Schaffung eines privaten Raums außerhalb der Wohnung. Auch die Nutzung als Wildnis-Spielbereich für Kinder ist bei gut durchdachter Planung eine nicht zu verachtende Qualität von lockeren, naturnahen Hecken.
Grüne Netze für Natur- und Artenschutz Hecken aus einheimischen Gehölzen tragen nicht zuletzt wesentlich zum Natur- und Artenschutz bei. Sie bilden in den weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaften oft die einzige Überlebenschance für die Tier- und Pflanzenwelt. Feldhecken schaffen wichtige Verbindungen zwischen den verbliebenen größeren naturnahen oder natürlichen Flächen. Aber auch als grünes Netz in Siedlungen entfalten Hecken ihre verbindende Wirkung – nicht zuletzt, wenn Nachbarn die Gestaltung der Grundstücksgrenzen gemeinsam vornehmen. Je nach vorhandenem Platz und Nutzungswünschen bieten sich verschiedene Typen der Heckenanlage an:
DieSparvariante Die allseits bekannte Sparvariante unter den Hecken ist der Typ »grüne Mauer«. Doch auch hier gibt es kreative Varianten, die nicht als Thuja- oder Liguster-Monokultur daherkommen. Nahezu alle Heckensträucher lassen sich durch Schnitt formen, so dass auch in einer grünen Mauer verschiedene Sträucher für Abwechslung in Form und Farbe sorgen können. Eine Variante des Heckenschnitts, die sich auszuprobieren lohnt, ist ein Schnitt à la grüne Mauer, der jedoch ab einer Höhe von etwa zwei Metern nicht weitergeführt wird. So kann sich die Heckenkrone natürlich entwickeln und ein grünes Dach, zum Beispiel über dem angrenzenden Weg, ausbilden. Für grüne Mauern sollte am Fuß ein Platzbedarf von ungefähr einem Meter eingeplant werden. Damit sind sie die raumsparendste Möglichkeit der Heckenanlage – mit dem Nachteil, dass die Sträucher durch den regelmäßig nötigen Rückschnitt weniger oder gar nicht blühen und deshalb auch kaum Früchte bilden.
Die Idealvariante Für eine naturnahe Hecke, die eine natürliche Entwicklung der Sträucher zulässt, sollte – je nachdem, ob einreihig oder zwei- bis dreireihig versetzt gepflanzt wird – mit einem Platzbedarf von mindestens zwei bis etwa vier Metern gerechnet werden. Das mag, gemessen an den heutzutage winzigen Grundstücksflächen von Einfamilienhäusern, als viel erscheinen. Doch neben all den genannten ökologischen Vorteilen und sonstigen Nutzungsmöglichkeiten ist besonders für Kinder der Spielwert von Gebüschen wesentlich höher als der einer stattdessen größer ausfallenden Rasenfläche. Pflanzenarten Nach dem Vorbild der Natur werden bei der Wahl der Pflanzenarten überwiegend heimische Gehölze ausgewählt. Gemischt gepflanzt, bieten sie dem Auge ein schönes Bild: bunte Blüten im Frühjahr, leuchtende Früchte im Spätsommer und Herbst sowie verschiedenste Aststrukturen im Winter. Da Bäume und Sträucher zeitlich versetzt blühen und fruchten, bieten sich hier ideale Beobachtungsmöglichkeiten, besonders für Kinder. Eine lebendige Hecke mit vielen tierischen Besuchern wird nie langweilig.
Pflanzung Gepflanzt werden Hecken möglichst in der blattlosen Jahreszeit zwischen Anfang November und Ende März, wenn kein Bodenfrost herrscht; ideal ist der Spätherbst. Die jungen Büsche werden im Abstand von 50 bis 80 Zentimetern gesetzt. Ist viel Platz vorhanden, können auch vereinzelt junge Bäume gepflanzt werden. Der Abstand zu benachbarten Wegen oder zur Straße sollte zwischen einem halben und einem Meter betragen; dies vermeidet ein frühzeitiges und häufiges Zurückschneiden. Günstig sind Gehölze mit einer Größe von 50 bis 150 Zentimetern (z.B. aus Forstbaumschulen), da diese leicht zu pflanzen sind, gut anwachsen und sich rasch entwickeln. Eine besondere Bodenvorbereitung ist nicht nötig. Es ist nur darauf zu achten, dass die Pflanzlöcher für die Wurzelballen groß genug sind. Nach dem Setzen des Gehölzes wird die Erde rundherum wieder aufgeschüttet und vorsichtig angetreten. Angegossen werden sollten die Sträucher, wenn der Boden trocken ist oder wenn Pflanzen gesetzt werden, die bereits Laub ausbilden. Wenn vor Ort viel Laub oder anderes Mulchmaterial vorhanden ist, bietet es sich an, eine etwa 20 Zentimeter dicke Mulchschicht um die jungen Büsche auszubringen. Diese sorgt dafür, dass der Boden feucht bleibt, sie drängt aufwachsende Kräuter zurück und markiert die jungen Pflanzen.
Pflege Einmal gepflanzt, braucht die naturnahe Hecke in den ersten Jahren kaum Pflege. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die jungen Sträucher nicht beim Spielen oder beim Mähen des angrenzenden Rasens verletzt werden. »Grüne Mauern« bedürfen, je nach Wuchsfreude, eines frühzeitigen Schnitts, der die Bildung neuer Seitentriebe und damit die Verdichtung der Hecke anregt. Nun wächst und gedeiht der neue grüne Lebensraum und ist – je nach Standort und Bodenverhältnissen – in der Regel nach drei bis fünf Jahren dicht geschlossen. Bald zwitschert, summt und brummt es vor Leben – und mancherorts kichert es auch im Gebüsch. //
Literatur - Per Krusche; Maria Krusche; Dirk Althaus; Ingo Gabriel: Ökologisches Bauen, Bauverlag, 2001 - Alex Oberholzer; Lore Lässer: Gärten für Kinder. Naturnahe Schul- und Familiengärten, Eugen Ulmer Verlag, 1991 - Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft: Nützlinge in Obstanlagen und Gärten, www.publikationen.sachsen.de