Buchtipps

CoHousing inklusive (Buchbesprechung)

von Elisabeth Voß, erschienen in Ausgabe #50/2018
Photo

Mit »CoHousing Inclusive«, herausgegeben vom »id22 Institut für kreative Nachhaltigkeit«, möchten id22-Gründer Michael LaFond und seine Kollegin Larisa Tsvetkova zeigen, wie »alle« gemeinschaftlich wohnen können.
Einleitend beschreibt Raúl Aguayo-Krauthausen, was für ihn als Rollstuhlfahrer Barrierefreiheit bedeutet. Mit zehn neueren Wohnprojekten aus dem deutschsprachigen Raum wird die Vielfalt inklusiver Wohnformen dargestellt. Aus Berlin ist die Genossenschaft Spreefeld vertreten, sowie das Sharehouse Refugio, in dem Menschen mit und ohne Fluchterfahrung befristet in Wohngemeinschaften leben. Auch das Grandhotel Cosmopolis in Augsburg wird vorgestellt, in dessen Gebäude sich neben dem Hotel auch eine Flüchtlingsunterkunft befindet. Drei Genossenschaften aus Darmstadt haben eine Mischung aus Sozialwohnungen, ungeförderten Mietwohnungen und eigentumsähnlichen Dauerwohnrechten entwickelt.
Ein Quartier für 1200 Menschen errichtete in Zürich die Genossenschaft Mehr als Wohnen, die von über 50 Genossenschaften getragen wird. Die Gebäude sind barrierefrei, und fast die Hälfte derer, die dort wohnen, haben einen Migrationshintergrund. Aus Wien wird QueerBau vorgestellt, ebenso Vinzirast, wo Studierende und ehemals ­Obdachlose gemeinsam in Wohngemeinschaften leben.
Der Fokus liegt auf Gemeinschaft, die durch bauliche Maßnahmen und demokratische Strukturen sowie durch Einbindung in die Nachbarschaft gefördert werden soll. Neben den kommunikativen Anforderungen ist teilweise auch eine erhebliche finanzielle Beteiligung erforderlich. Wer einfach nur gut, günstig und langfristig sicher wohnen möchte, ist hier – trotz aller Inklusions­ansprüche – wohl eher nicht gemeint.
Neben den zehn Beispielen werden vier weitere, bisher noch nicht realisierte Projekte und vier visionäre Strategien vorgestellt. Beispielsweise gelingt es dem Hausprojekteverbund Mietshäuser-Syndikat, dafür zu sorgen, dass seine Immobilien nicht wieder privatisiert und am Markt verwertet werden können. Thematische Beiträge und Kurzstatements von Expertinnen und Experten aus aller Welt runden das Buch, dessen Texte durchgängig in deutscher und englischer Sprache vorliegen, ab.
 

CoHousing Inclusive
Selbstorganisiertes, gemeinschaftliches Wohnen für alle.
Institut für kreative Nach­haltigkeit, Michael LaFond, Larisa Tsvetkova
Deutsch/Englisch, Jovis Verlag, 2017
240 Seiten
ISBN 978-3868594621
29,80 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #50

Photo
von Theresa Zimmermann

Imperiale Lebensweise & Auf Kosten Anderer? (Buchbesprechung)

Gleich zwei Bücher, die sich explizit mit der westlich-konsumorientierten Lebensweise und ihren verheerenden Auswirkungen befassen, sind vergangenes Jahr im oekom-Verlag erschienen. Die Politik- und Gesellschaftswissenschaftler Ulrich Brand und Markus Wissen thematisieren in »Imperiale

Photo
Bildungvon Alex Capistran

Orte für biografische Seufzer

Wer in unserer Leistungsgesellschaft aufwächst, bekommt von Familie, Schule und Medien meist die Vorstellung eingepflanzt, keine andere Wahl zu haben, als sein Leben auf Geld, Jobs und Status hin auszurichten. Wer nicht mitmacht, ist ein »Aussteiger«, hat weder Geld noch Sicherheit

von Oya – Redaktion

Zukunft säen, Lebendigkeit ernten

»Die Menschen des 21. Jahrhunderts waren in der Lage, eine Internationale Raumstation zu betreiben, aber sie fanden ­keinen Weg, auf sinnvolle Weise Nahrung wachsen zu lassen. Ihre Landwirtschaft – insbesondere auf der Nordhalbkugel – basierte zur Hauptsache auf dem Anbau von

Ausgabe #50
Landfürsorge

Cover OYA-Ausgabe 50Neuigkeiten aus der Redaktion