Kein Geld, kein Tausch, kein Bedürftigkeitsnachweis: Im LUULA, dem Leih- und Umsonstladen in Heidelberg, leben wir ein Stück tauschlogikfreie Gesellschaft. Wir sind ein nicht-kommerzieller Laden, in dem Menschen Gebrauchsgegenstände mitnehmen und ausleihen können. Das schont Ressourcen und den Geldbeutel, fällt aber nicht immer leicht: Manche spüren einen starken Impuls, eine Gegenleistung erbringen zu wollen, andere gönnen einen Gegenstand bestimmten Leuten mehr als anderen. So verstehen wir unseren Laden als einen Erfahrungsraum, in dem wir unsere Vision von einer bedürfnisorientierten Gesellschaft im Hier und Jetzt vorausleben und -lieben. Auf dem Papier sind wir ein Verein, nach innen eher ein selbstverwaltetes, konsensorientiertes Kollektiv: Rund 20 Menschen zwischen 12 und 66 Jahren, die studieren oder zur Schule gehen, Rente beziehen, arbeitslos, angestellt oder selbständig sind, wirken hier zusammen. Vor bald vier Jahren sind wir auf das Gelände eines Mehrgenerationenhauses gezogen und genießen seither eine offene und solidarische Nachbarschaft. Jede und jeder kann kostenlos Mitglied unserer Leihgemeinschaft werden, die aktuell gut 80 Personen zählt. Im LUULA treffen Menschen aufeinander, die sonst nur wenig miteinander in Kontakt kämen. Mal tauschen sie sich über ihre Erfahrungen mit der ausgeliehenen Bohrmaschine aus, mal über das Wetter oder Persönliches. Wer möchte, kann sich über das Leihen und Mitnehmen hinaus einbringen und zum Beispiel aufräumen, eine Schicht als Ansprechperson im Laden übernehmen oder Ausflüge und Feste organisieren. Uns ist es wichtig, dass alle genau so mitmachen, wie sie es möchten – je nach Bedürfnissen, Interessen, Fähigkeiten und Kapazitäten. Das funktioniert gut, aber nicht immer problemlos. Manchmal bleiben Vorhaben liegen, oder wir übernehmen uns mit bestimmten Aufgaben. Leider bekommen wir immer wieder kaputte Sachen und überhaupt zu viele Dinge. Beim Sortieren überkommt uns dann manchmal die Faulheit. Weil es leider nicht ganz ohne Geld geht, suchen wir auch Menschen, die uns mit einer Mietpatenschaft finanziell unter die Arme greifen. Damit würde es möglich, den Laden dauerhaft zu betreiben. Maria Pross-Brakhage, Simon Trimpin und Julia Rheinheimer