Wir sind ein Kollektiv aus fünf Familien, die gemeinsam einen Acker bewirtschaften und einen Naturkindergarten betreiben. Wo immer möglich, tüfteln wir an der Belebung von gemeinschaftlichen Strukturen, aber Allmende zu leben und zu pflegen, ist nicht einfach. Der Acker befindet sich zwar im Besitz von nur einer Familie, aber wir pflegnutzen ihn als Gemeingut. Die Familien des Ackerkollektivs sind als gemeinnütziger Verein organisiert und widmen sich einer ganzjährigen Selbstversorgung mit Gemüse, was für die meisten zu 95 Prozent gelingt. Bislang lebt nur eine unserer fünf Familien im 30-Einwohner-Ort Holzhausen, wo der Acker liegt. Das stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Viele der regelmäßigen Pflegearbeiten bleiben an dieser Familie hängen. Wenn es vor Ort brennt, ist sie die Feuerwehr. Das bringt manchmal ein Ungleichgewicht ins Kollektiv. Wir würden sehr von einer größeren Gemeinschaft profitieren, die sich vor Ort ansiedeln und in die Verantwortung gehen will. Mit unserer anderen Art der Landnutzung schaffen wir uns in der heimischen Bauernschaft auch Gegenspieler. Seit ungefähr einem Jahr nehmen sowohl der Zuspruch als auch der Widerstand von außen zu – aus dem Dorf, aber auch aus der Gemeinde. Es werden uns immer wieder kleinere Steine in den Weg gelegt. Unser Acker sieht eben anders aus als die Getreideflächen in der Umgebung. Menschen, die hier auf dem Weg zum Friedhof vorbeigehen, fühlen sich von dem »Müll« gestört und beschweren sich bei der Gemeinde. Vermutlich meinen sie unser Bewässerungssystem aus Containern und Paletten, die Tomatengestelle aus Latten, unsere Netze und Vliese oder die Folien unserer Gewächshäuser. Einmal kam ein Landkauf auf Druck von Dritten nicht zustande. Die Begründung: Unser Acker sei zu unordentlich. Im Hintergrund geht es oft um Land, das hier schwer umkämpft ist. Manche Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich bedroht. Da kann es schon vorkommen, dass in der Widerstandswaagschale zu viel zusammenkommt und unser Projekt mit seinem enormen Arbeitsaufwand kurzzeitig kaum mehr tragbar erscheint. Ann-Marie Weber