In mehrerer Hinsicht eine Spinnerei, sind wir eine Wohngemeinschaft aus drei Erwachsenen und zwei Kindern in einer ehemaligen Holzwollspinnerei im Ort Neustadt an der Spree in der Lausitz. Wir, »Eine Spinnerei – vom nachhaltigen Leben e. V.«, sind aber auch ein Umweltbildungsverein mit über 30 Mitgliedern. Wer spinnt, hat ein Netz. Den Satz »Eigentlich müsste man …« verwandeln wir in »Na gut, packen wir es an!«. Die Verwandlung betrifft alle Bereiche des Lebens – Nahrungsmittel, Energie, Bauen, Abfall, Mobilität und einiges mehr. Wir gärtnern und bauen mit recycelten Baustoffen oder mit dem, was um uns herum wächst. Auch politisches Engagement für Demokratie und Umweltschutz gehört für uns dazu. Neben unserem Verein initiierten wir auch eine Bürgerinitiative gegen die Abbaggerung der hiesigen Dörfer durch die Braunkohleindustrie und für einen Strukturwandel. Mit der kleinen Zeitung »Nochten heute«, Demonstrationen, Mahnwachen Pressearbeit und Bildungsveranstaltungen mischen wir in Zusammenarbeit mit vielen anderen kräftig in der Politik mit. Am wichtigsten sind uns die Kinder – deren Hier und Jetzt ebenso wie ihre Zukunft. Deswegen haben wir mit einigen anderen die »Freie Alternativschule Weißwasser« gegründet, wo Kinder selbstbestimmt aus ihrer eigenen Kraft und Motivation heraus lernen. Es ist sicherlich leicht zu erraten, dass unsere Defizite oft im Schonen unserer eigenen Kräfte liegen. Wie wir unser Engagement mit unserer körperlichen und seelischen Gesundheit in Einklang bringen können, daran arbeiten wir, so gut es unsere Prägungen und emotionalen Muster erlauben, und helfen uns dabei gegenseitig. Auch äußere Widerstände machen uns zu schaffen, denn wir leben in einer Region, die wir oft als sehr konservativ und intolerant erleben. Die Wahlergebnisse sprechen für sich. Alles Neue und Andersartige wird mit Misstrauen und Angst wahrgenommen und häufig auch angefeindet. Dialoge sind schwierig zu führen, es ist viel Geduld nötig, um einander zuzuhören. Auch uns wurde schon mit Feindseligkeit und Gewalt begegnet. Wir freuen uns über Menschen, die bei uns einige Wochen Zeit verbringen möchten und mit anpacken – sei es im Garten, auf den nie enden wollenden Baustellen oder bei der politischen Arbeit. Adrian Rinnert