Commonie

Oya im Wandel

Von Sprachlosigkeit, Widersprüchen und Subsistenz: Wir teilen Gewissheiten wie Nichtwissen – und laden dazu ein, uns auf der nächsten Wegstrecke zu begleiten.von Oya – Redaktion, erschienen in Ausgabe #70/2022
Photo
© oya-online.de

Die Zeiten ändern sich, also muss auch Oya sich ändern.

Seit die letzte papierne Ausgabe in den Druck gegangen ist, haben wir uns in vielen kleineren und größeren Runden in einen intensiven Austauschprozess rund um die Frage, wie es mit Oya weitergehen kann, begeben: In einer mehrtägigen Redaktionskonferenz sowie in zahlreichen Telefon- und Videokonferenzen, bei der Hauptversammlung der Oya Medien eG, beim Hoffest mit rund vierzig Hütenden (siehe Seite 18) und bei der Zusammenkunft mit unserem Rat im August.

Seit jeher ist der Wandel die einzige Konstante bei Oya. 2016, im sechsten Jahr unseres Bestehens, haben wir eine gründliche Metamorphose durchlaufen (siehe die Ausgaben 40 und 41) und nun, wiederum sechs Jahre später, stehen wir an einem qualitativ ähnlichen Punkt, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

Wie kann Oya subsistent werden?

Zu unseren Überlegungen wurden wir durch äußere wie innere Ursachen veranlasst: Bereits vor dem drastischen Anstieg der Energiepreise lagen unsere Druckkosten der Frühjahrsausgaben 2022 um 40 bis 50 Prozent höher als noch im vorangegangenen Jahr. Die steigenden Energie- und Rohstoffkosten schlagen sich auch in den Produktionsbedingungen unserer Zeitschrift nieder. Die Papierindustrie hängt wesentlich von der Verfügbarkeit von Erdgas ab: Ohne Gas kein Papier. Auch die Preise für Altpapier und andere für unser Recyclingdruckpapier benötigte Stoffe steigen. Um wie bisher vier bis fünf gedruckte Ausgaben im Jahr veröffentlichen zu können, müssten wir den Preis für ein Abonnement deutlich erhöhen, wenn nicht verdoppeln. Aber wer würde sich Oya dann noch leisten können, wenn die sonstigen Lebenshaltungskosten gleichermaßen steigen?

Und noch etwas treibt uns um: Als wir Oya vor dreizehn Jahren gegründet haben, gab es einige unter uns, deren Hauptsorge im Leben dem Aufbau und der Pflege unserer Zeitschrift galt. Mittlerweile sind die Sorgebeziehungen vielfältiger geworden: Jedes Redaktionsmitglied kümmert sich um zahlreiche fürsorge-bedürftige Wesen und Organismen – seien es Bäume, Gärten, Äcker, Häuser, Kinder, Patenkinder, Enkelkinder, Großmütter oder etwas ganz anderes. Unsere ehemalige Chefredakteurin Lara Mallien ging Anfang 2020 in Elternzeit – nun, zweieinhalb Jahre später, ist klar geworden, dass sie nicht als Redakteurin zu Oya zurückkehren wird; Lara bleibt weiterhin im Vorstand der -Genossenschaft und wird sich künftig verstärkt dem Aufbau eines Lernorts für Subsistenz in Klein -Jasedow widmen. Wir anderen haben Häuser gebaut und gekauft, Gemeinschaften gegründet und erweitert, Kinder geboren, mit der Landwirtschaft begonnen und immer tiefer versucht, das, wovon wir schreiben, auch zu leben. Es wäre nicht stimmig, zu den Wesen, für die wir Sorgeverantwortung tragen, zu sagen: »Ich kann mich nicht um dich kümmern, weil ich Oya machen muss!« Bilden doch Subsistenz, Selbstorganisation und Sorgearbeit seit jeher den essenziellen Kern der Themen, von denen wir in Oya -berichten.

Viele von Ihnen und euch, liebe Lesende, kennen ähnliche Situationen und übernehmen Verantwortung in Ihrer und eurer unmittelbaren Umgebung. Tragende Beziehungen im Hier und Jetzt aufzubauen, Beete, Felder und Äcker zu jäten, davon zu ernten und einzumachen, Schnittstellen zu hüten und Freiräume jenseits von Geld und Markt weiter auszuweiten – all das erscheint uns in diesen Zeiten mehr denn je als lebensnotwendig. Die »Care-Seite« der Welt (Seite 90) – jenen noch viel zu oft unsichtbar gemachten Kiel im »Eisberg« menschlichen Tuns – ins Zentrum -unseres Seins und Wirkens zu rücken, ist eine wesentliche Aufgabe von Oya.

Daraus stellt sich uns die Frage: Wie kann Oya subsistent werden? Oder, anders gefragt: Wie können wir gemeinsam – also all jene Menschen, die Oya machen, lesen, hüten, mitgestalten und ermöglichen – das, was Oya in die Welt bringen will, den gegenwärtigen inneren wie äußeren Kapazitäten und Anforderungen gemäß umsetzen? Das fragen wir uns in aller Aufrichtigkeit, Demut und Tiefe. Dabei wissen wir nur zu gut, dass ein industriell gefertigtes Druckerzeugnis nie subsistent sein kann, dass Oya mehr als eine gedruckte Zeitschrift ist und dass ein gutes Leben für alle wesentlich mit der Sorge für die Grundlagen des Lebens selbst zu tun hat. Wir wissen auch, dass es nicht um die eine perfekte Lösung geht, sondern darum, den Weg in eine als richtig erkannte Richtung einzuschlagen.

Formwandlung

Immer, so auch jetzt, gäbe es die Option, Schluss zu machen, aufzugeben, den Faden abreißen zu lassen. Alle, mit denen wir gesprochen haben – inklusive uns Redaktionsmitgliedern –, äußerten jedoch den Wunsch, dass es Oya weiter geben möge. Allen, mit denen wir gesprochen haben, war bewusst, dass Oya sich wandeln muss, damit es sie weiter geben kann. Eingedenk der oben geschilderten Gemengelage haben wir folgenden tastenden Plan gefasst:

Nach dieser Ausgabe wird noch ein weiteres Heft im weitgehend gewohnten Kleid herauskommen – die Anfang Dezember erscheinende Ausgabe 71. Damit schließt sich ein Bogen und ein neuer beginnt. Manches von diesem neuen Zyklus wissen wir bereits, manches noch nicht: Ab kommendem Jahr werden sich Erscheinungsweise und Erscheinungsform von Oya verändern. Wir wollen künftig vier Impulse pro Jahr in die Welt senden – vier Grundimpulse, so wie wir in diesem Teil der Erde lebenden Menschen den Jahreskreis in vier Hauptjahreszeiten und die Welt in vier Haupthimmelsrichtungen einteilen. Dazwischen gibt es, je nach Betrachtungsweise, unzählige Zwischenjahreszeiten und Zwischenhimmelsrichtungen. Zwei dieser Grundimpulse sollen auf jeden Fall gedruckt sein. Was Sie dann in den Händen halten werden, wird anders aussehen und sich anders anfühlen als das vorliegende Heft. Die genauen Erscheinungstermine werden wir rechtzeitig bekanntgeben. Gewiss ist, dass die beiden gedruckten Grundimpulse jeweils reichlich vor Ostern und reichlich vor Weihnachten erscheinen sollen – so dass Oya eine Begleiterin durch die dunklen Wintermonate sowie durch die Zeit des zunehmenden Lichts sein kann.

Daraus ergeben sich Konsequenzen, Widersprüche und Nichtwissen: Nur solche Presseerzeugnisse, die mindestens quartalsweise erscheinen, werden von der Deutschen Post (oder vergleichbaren Zustelldiensten) zu deutlich vergünstigten Konditionen versendet. Wenn Oya also nur noch zweimal jährlich in gedruckter Form erscheint, erwarten uns zusätzlich zu den ohnehin laufend steigenden Portokosten derzeit um bis zu drei Mal höhere Versandkosten. Wir wollen uns jedoch nicht durch Post-tarife diktieren lassen, wie oft Oya erscheinen und – allesamt endliche – menschliche, geistige und stoffliche Ressourcen beanspruchen soll. Wir wollen dem Wachstumsdiktat eine auf den vorhandenen Kapazitäten gründende Fülle entgegensetzen.

Wir sind zuversichtlich, dass diese logistische Herausforderung kein unüberwindbares Hindernis darstellen wird, und trauen uns zu visionieren: Wie wäre es, wenn in nicht allzu ferner Zukunft Oya vor allem an den Verteilstationen Solidarischer Landwirtschaftsinitiativen ausliegen würde? – Neben Möhren, Tomaten, Blattkohl und Sellerieknollen, neben Bohnenkraut, Rosmarin und Petersiliensträußen läge dann die jeweils saisonal gewachsene Oya-Ausgabe, so dass diejenigen, die neben ihrer Gemüsekiste auch ein Oya-Abo haben, ihr Exemplar an einer von mehreren Hundert Verteilstationen landauf, landab mitnehmen könnten. Wer dazu nicht in der Lage wäre oder Oya außerhalb der Reichweite eines solchen SoLaWi-Netzwerks erhalten wollte, könnte sich immer noch für die Zustellung per Post entscheiden.

Oya findet statt

Könnten wir den mit solchen gemeinschaffenden Verteilstrukturen verbundenen Koordinierungs- und Logistikaufwand überhaupt bewältigen? Würden die Hefte in den jeweiligen Regionen vielleicht gar per Lastenfahrrad ausgetragen? Würden jüngere SoLaWi-Mitglieder den älteren oder weniger mobilen Lesenden ihre Ausgabe mitbringen? Würden dadurch Netzwerke, Regionalgruppen, Freundschaften oder Lesekreise entstehen, die sich Oya nicht nur zu Gemüte führen, sondern die darin beschriebenen Praktiken des guten Lebens noch stärker als bisher hier und jetzt stattfinden lassen, einüben, verwirklichen würden? Gewiss, noch ist das Zukunftsmusik, aber das heißt nicht, dass es unmöglich ist. Wir laden dazu ein, solche Szenarien mit uns zu träumen, zu visionieren, vorauszulieben! Auch hier sind wir nicht auf der Suche nach einer perfekten Lösung, die für alle nur denkbaren Fälle passt, sondern wollen gangbare Praktiken des guten Lebens erforschen. Transformation geschieht, indem Menschen – wir, ihr, Sie – ihre Lebenspraxis in kleinen, großen, mutigen oder auch zögerlichen Schritten verändern.

Neben den gedruckten Impulsen wollen wir an die mit »Oya im Ohr« und »Oya findet statt« gesammelten Erfahrungen anknüpfen. Die Zusammenkunft mit Mitgliedern des Hütekreises beim zweiten Hoffest Mitte Juli im ostbrandenburgischen »Haus den Wandels« bekräftigte wieder einmal, dass Oya mehr als ein Denkraum ist. Nicht zuletzt durch den »Sommer des guten Lebens« 2021 wurde sichtbar, dass gemeinsames Tätigsein ein wesentlicher Baustein dessen ist, was wir mit Oya in die Welt bringen wollen. Dort, wo es möglich ist, wollen wir künftig mit Ihnen und euch, liebe Lesende und Hütende, an Orten des guten Lebens ohne großen finanziellen Aufwand gemeinsam Sorge- und Subsistenzarbeit leisten: Haus-, Hof- und Bauwochen, bei denen gemeinsam ein Gemüseacker gejätet, ein Feld bestellt, Marmelade eingekocht, Holz für den Winter gemacht, ein Dach gedeckt oder ein Erdkeller angelegt wird. Den Anfang dazu könnte es im Sommer 2023 geben. Was ist nötig, damit diese Zusammenkünfte auch zu Schreib-, Denk- und Lernwerkstätten werden können? Wie können verschiedene Formen des Tätigseins mit Kopf, Herz und Hand zusammenfließen, sich ergänzen und bereichern? Wie können dabei auch Menschen einbezogen werden, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht an solchen Treffen teilnehmen können? Das sind Forschungsfelder, die wir mit diesen Begegnungsformaten erkunden wollen.

Gemeinnützigkeit

Ein Baustein, der dazu beitragen soll, all dies möglich zu machen, ist die Veränderung unserer Rechtsform. Wir streben für die Oya Medien eG, die seit dreizehn Jahren die wirtschaftliche Basis von Oya bildet, die Gemeinnützigkeit an. Wie wir bereits bei der letzten Hauptversammlung und beim Hoffest berichtet haben, sind Vorstand und Aufsichtsrat derzeit intensiv damit befasst zu klären, wie unsere Genossenschaft gemeinnützig werden kann. Denn unserem Selbstverständnis nach waren wir schon immer insofern gemeinnützig, als dass wir unser Tun seit jeher als lebens- und gemeinsinnfördernd verstanden haben. Wenn es gelingt, dies in einer veränderten Rechtsform sichtbar zu machen, können wir nicht nur klarer für das, wofür wir stehen, eintreten, sondern unsere wirtschaftliche Basis auch auf ein breiteres Fundament stellen und Oya ein Stück weit mehr den Kräften des Markts entziehen. Somit könnte Oya künftig zusätzlich zu Abo- und Hütekreisbeiträgen durch steuerlich absetzbare Spenden oder öffentlich geförderte Programme ermöglicht werden.

Auch daraus ergeben sich weitere logische Schritte und Konsequenzen. Wir planen, anzeigenfrei zu werden und uns vom Zeitschriftenkiosk zu verabschieden.

Bislang war Oya im gutsortierten Bahnhofsbuchhandel inmitten einer wachsenden Flut an Magazinen zu Nachhaltigkeit, Landidylle und grünem Kapitalismus zu finden – dort fühlen wir uns zunehmend deplatziert. Zudem wird gegenwärtig der nicht verkaufte Anteil der an die Verkaufsstellen gelieferten Hefte makuliert, also eingestampft. Dieser weitere Schritt aus dem Markt heraus wird es uns also ermöglichen, die Auflage zu senken und somit Druckkosten und Papier zu sparen. Weiterhin wollen wir aktuelle und ältere Ausgaben auf thematisch passenden Veranstaltungen auslegen und freuen uns diesbezüglich auf Ihre und eure Hinweise. Ohnehin glauben wir, dass Empfehlungen von Mund zu Mund und von Herz zu Herz der beste Weg sind, um Oya zu den Menschen zu tragen, die sich von unseren Themen und Anliegen angesprochen fühlen.

Auch die großen werblichen Anzeigen wird es künftig in Oya nicht mehr geben. Wir bedanken uns hiermit bei allen Unternehmen, die in den vergangenen dreizehn Jahren unsere Zeitschrift mit ermöglichten, indem sie in Oya eine Anzeige geschaltet haben – oft auch deshalb, weil sie die Zeitschrift unterstützen wollten! Sicherlich werden wir mit einigen dieser Organisationen auch weiterhin Beziehungen aufrechterhalten. Was bleiben soll, ist die Möglichkeit, dass in Oya private Mitteilungen erscheinen, in denen Lesende sich vernetzen, Gemeinschaft suchen und finden oder andere wesentliche Anliegen teilen. In diesen beiden Punkten möchten wir noch stärker als bisher das von der Commonsforscherin Silke Helfrich (1967–2021) beschriebene Muster »Commons und Kommerz auseinanderhalten« verwirklichen.

Guter Rat

Ende August haben wir eine Ratsrunde einberufen, um die vorstehenden Gedanken, Überlegungen und Notwendigkeiten unseren Ratsmitgliedern – Veronika Bennholdt-Thomsen, Claus Biegert, Friederike Habermann, Johannes Heimrath, Hildegard Kurt, Werner Küppers, Michael Succow und Andreas Weber – vorzustellen. Stellvertretend für die Fülle an Impulsen, die wir dort erhalten haben, möchten wir die folgenden vier Anregungen teilen:

Als eine Antwort auf die Frage, wie Oya besser im Einklang mit den vorhandenen Kapazitäten entstehen könnte, schenkte uns Claus Biegert das Beispiel der »Akwesasne Notes«, der von 1969 bis 1997 herausgegebenen Zeitschrift der am nordamerikanischen Sankt-Lorenz-Strom beheimateten »Akwesasne Mohawk Nation«. Claus und Tom Porter – der Mohawk-Älteste, der einen Teil der Oya-Redaktion 2019 in Klein Jasedow besuchte (siehe Ausgabe 54, sowie Seite 62) – haben regelmäßig zu dieser Publikation beigetragen. »Die Zeitschrift«, so erzählte uns Claus, »erschien immer dann, wenn sie fertig war. Sie war so dick oder so dünn, wie es die Umstände gerade erforderlich machten, und alle trugen das ihre dazu bei – nicht nach Posten, sondern nach Notwendigkeit. Es war ein selbstverständlicher Teil der Arbeit, sich um Kinder oder Hühner zu kümmern, und man konnte nie so recht sagen, was am nächsten Tag passieren würde. Die Zeitschrift hatte keinen festen Preis, sondern die Lesenden gaben nicht mehr, aber auch nicht weniger, als das, was sie zu geben in der Lage waren.«

Auf die Frage, welche Impulse Oya im kommenden Jahr und darüber hinaus in die Welt bringen soll, erzählte Johannes Heimrath, ehemaliger Herausgeber und heutiger Rat von Oya, dass für ihn – 50 Jahre nach dem Erscheinen von »Die Grenzen des Wachstums« – »die Kraft der Sprachlosigkeit« und die »Kraft des Aufhörens« gegenwärtig weit mehr Gewicht als die »Kraft der Vision« hätten. »Aufhören« verstehe er nicht als »Aufgeben«, sondern als essenziellen politischen Akt, dem ein offensives Moment innewohne. Als Redaktion fragen wir uns, was es für uns bedeuten kann, Kraft aus der Sprachlosigkeit zu schöpfen, ohne deshalb zu verstummen. Diese Sprachlosigkeit und die damit verbundenen Gefühle von Machtlosigkeit wollen wir in der kommenden Zeit in Oya thematisieren, erkunden und fruchtbar machen.

Daran anknüpfend schenkte uns Veronika Bennholdt-Thomsen im Nachgang der Ratsrunde ein Zitat der postkolonialen Theoretikerin und Künstlerin Grada Kilomba. Wie diese in einem Interview mit der Wochenzeitung »Der Freitag« (33/2022) teilte, stoße sie in ihrer Arbeit zunehmend an die Grenzen der gegenwärtig vorherrschenden Sprache: »Wir sind eine Generation, der keine Sprache dafür mitgegeben wurde, die Geschichten zu erzählen, die wir erzählen wollen. Wir haben keine Worte für unsere Körper, für unsere Erfahrungen. Jedenfalls keine, die nicht in der kolonialen und patriarchalen Sprache verwurzelt sind.« Grada Kilomba zog daraus den Schluss, künftig weniger durch die Schriftform, sondern stärker durch Performances zu wirken: »Das ist ein inspirierender Prozess, mit einer visuellen Sprache zu experimentieren, die Geschichte neu erzählt.«

In der Abschlussrunde des Ratstreffens gab uns Hildegard Kurt folgende Ermutigung mit auf den Weg: »Oya wird gebraucht. Je mutiger sie sich wandelt, desto mehr wird sie gebraucht – um alle Zweifel in Bezug zum eigenen Tun zu teilen, um Sprachlosigkeit zu teilen, um Subsistenz zu teilen. Es geht darum, aus der Kraft der Sprachlosigkeit heraus offensiv zu kommunizieren und Wir-Felder zu bilden, um Transformation zu bewerkstelligen.«

Wissen und Schönheit teilen

Bei unseren Überlegungen zur Zukunft von Oya stellten wir uns als Redaktion auch folgende Frage: Was wäre, wenn die sozial-ökologische Transformation hin zu einem guten Leben für alle dereinst gelungen sein würde, wenn wir also in einer Post-Kollaps-Gesellschaft des guten Lebens für alle lebten? Wäre Oya dann hinfällig? Unser klares Gefühl dazu ist: Nein – auch dann wäre es nach wie vor eine wesentliche und lohnende Aufgabe, Schönheit und Wissen in die Welt zu bringen!

In diesem Sinn und in dem Bewusstsein, dass diese Mitteilung aus der Redaktion für die eine oder den anderen herausfordernd sein mag, muten wir sie uns, Ihnen und euch dennoch zu – in all unserer Klarheit, all unserer Sprachlosigkeit, all unserem Nichtwissen. Denn was wäre Oya wert, wenn wir nicht ehrlich zueinander sein könnten? Was die nun anstehenden Wandlungsschritte konkret für Sie und euch als Abonnierende bedeuten, werden wir im Lauf des Herbsts in einer gesonderten Nachricht bekanntgeben. Wir freuen uns darauf, diese notwendigen Schritte gemeinsam mit Ihnen und euch zu gehen, liebe Lesende!


Was denken Sie, was denkt ihr dazu? Wir freuen uns auf Anregungen, Zweifel und Gedanken zum aktuellen Wandlungsprozess von Oya:

mitdenken@oya-online.de


weitere Artikel aus Ausgabe #70

Photo
von Christiane Wilkening

Wir konnten auch anders (Buchbesprechung)

Es war nicht immer so: Übernutzung, Raubbau, Ausbeutung, Vermüllung … Alternativlosigkeit und Verzweiflung: Wie soll das weitergehen? Die uns selbstverständliche lineare Wachstumswirtschaft und Wegwerfgesellschaft sind neueren Datums und die bekannten Folgen hausgemacht. In

Photo
von Jochen Schilk

Market Gardening und Agroforst (Buchbesprechung)

Leon Schleep hat selbst kaum Praxiserfahrungen mit den Themen seines Buchs »Market Gardening & Agroforst«. Wie der frisch studierte Ökolandwirt und derzeitige Einrichter eines Gemüse-Hofs in Hessen gleich zu Beginn freimütig einräumt, ist der vorliegende Band

Photo
von Matthias Fersterer

Das Paradies ist weiblich (Buchbesprechung)

Geprägt vom niederländischen Kolonialbeamten und Ethnologen George Alexander Wilken (1847–1891), durchlief das Kunstwort »Matriarchat« bis heute eine höchst wechselvolle Geschichte. Oft wird es auf den Schweizer Altertumsforscher Johann Jakob Bachofen

Ausgabe #70
Was gibt Sicherheit?

Cover OYA-Ausgabe 70
Neuigkeiten aus der Redaktion