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Earth for all (Buchbesprechung)

von Ute Scheub, erschienen in Ausgabe #71/2022
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Grenzen des Wachstums« veröffentlicht, dessen Hauptaussagen im Wesentlichen eingetroffen sind. Nun haben einige der bekanntesten Klimawissenschaftler und Erdforscherinnen von heute, darunter Johan Rockström, mit »Earth for all – ein Survivalguide für unseren Planeten« einen neuen Bericht an den Club of Rome vorgelegt. Hauptthese: Klimakrise und soziale Krise hängen zusammen und bilden ein globales Klima der schreienden Ungerechtigkeit. Wenn die Menschheit überleben will, muss sie das mit einem gigantischen Loop ändern.

Wie schon in den »Grenzen des Wachstums« von 1972 wurde auch diesmal mit dem »Earth4All-Modell« ein anspruchsvolles Computermodell entwickelt, um verschiedene Zukunftsszenarien bis zum Jahr 2100 zu testen. Das erste heißt »Too little too late« und simuliert die Fortsetzung der jetzigen Politik und Wirtschaft, stets zu wenig und zu spät zu ändern. Das Ergebnis mündet in einem Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation. Das zweite heißt »Giant leap«, also Riesensprung nach vorne, und simuliert die dafür nötigen globalen Kehrtwenden.

Diese Kehrtwenden sind laut Autorenteam in fünf zentralen Bereichen nötig und machbar: Armut und Ungleichheit müssen beendet werden. Wir brauchen globale Geschlechtergerechtigkeit, ein für Mensch und Natur gesundes Ernährungssystem sowie ein Energiesystem auf Basis der Erneuerbaren. Und weil all das viel kostet, muss Reichtum massiv umverteilt werden, etwa mit Vermögens- und Erbschaftssteuern. Dabei würden – bis auf die Superreichen – alle gewinnen, denn Länder mit weniger Ungleichheit funktionieren erwiesenermaßen besser, zudem sind die Menschen dort gesünder und glücklicher. 

Dass die Menschheit auf diese Weise tatsächlich in eine bessere Zukunft steuert, wird mit vielen Simulationskurven, Zahlen und jeder Menge Sachverstand überzeugend belegt. Am Ende schlägt das Autorenteam eine »transformatorische Wohlergehens-Ökonomie« für alle Länder vor. Dabei soll nicht länger das Bruttoinlandsprodukt zählen, sondern Gleichheit, Fairness und die Gesundheit von Menschheit und Natur. 

Die Commons – und das dürfte das Oya-Publikum besonders freuen -– sollen dabei eine besondere Rolle spielen. Das Autorenteam sagt selbst, dass sein »kühnster« Vorschlag aus der »Einführung einer allgemeinen Grunddividende« besteht. Diese soll aus der Umverteilung jenes Vermögens  realisiert werden, »das aus gemeinsamen Ressourcen wie fossilen Brennstoffen oder Daten aus sozialen Medien gewonnen wird«. 

Mein Urteil: Trotz bisweilen trockener Zahlen ein inspirierendes und hochinteressantes Buch. Ein Muss für alle, die den ökosozialen Wandel wollen.  


Earth For All
Ein Survivalguide für unseren Planeten. 
Club of Rome (Hrsg.)
oekom, 2022
250 Seiten
ISBN 978-3962383879
25,00 Euro

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