Wer sucht, der findet – manchmal ganz in der Nähe, sozusagen vor der eigenen Nase! So dachten vor gut zwei Jahren im südfranzösischen Montpellier zwei junge Aktivisten. Sie sagten sich: Warum nicht die in unserem Umfeld schon vorhandenen Ressourcen favorisieren und gemeinsam nutzen? Die Idee wurde im Herbst 2011 mehreren Wohngemeinschaften in Montpellier und Umgebung präsentiert. Zum ersten Treffen kamen sieben WGs, im Gepäck eine Liste mit Dingen, welche die WG-Mitglieder zu teilen und zu tauschen bereit waren. Geboren war die CUMA (Coopérative d’utilisation de matériel agricole): ein Netzwerk von Wohngemeinschaften, die den Austausch von Gütern, Wissen und Kompetenzen ein klein wenig formalisieren wollten. Mit einem einfachen Informatikwerkzeug von Google wurden alle Informationen in den beiden Hauptrubriken »Biete« und »Suche« zusammengefasst. Komplettiert wird das Angebot im Internet durch weitere Rubriken wie »Ateliers/Projekte«, »Wohnung/Unterkunft«, »Kontakte« und nicht zuletzt »Agenda/Events« und »Klatsch&Tratsch« . Eine Dynamik kam schnell in Gang. Marion erklärt, dass zu Beginn die Beteiligung der mehr als 40 Teilnehmer sehr intensiv gewesen sei und es deshalb so gut funktioniert habe. Die Euphorie war groß. Während des ersten Jahres fanden zahlreiche kollektive Aktionen wie Brotbacken, Bau eines Holzofens, Herstellung von Lianenkörben, Nachmittage zum Sammeln von Wildpflanzen, Tauschabende und zahlreiche individuelle Aktionen statt. Unterdessen hat sich der anfängliche Schwung zwar etwas gelegt, die Aktivitäten der CUMA formieren sich nun allerdings mehr und mehr informell: das Online-Werkzeug wird immer weniger genutzt – man kennt sich ja inzwischen –, und so wird direkt zur Tat geschritten. Romain bringt es auf den Punkt: »Die Basisidee der CUMA ist es, die Menschen einander und nicht dem Computer näherzubringen.«
Kleine Strukturen funktionieren besser Unterdessen ist die CUMA in ihrem zweiten Jahr, eine Winterflaute war allerdings nicht zu übersehen. Maud ist etwas frustriert: »Ich hatte mir gewünscht, dass unsere bescheidenen Initiativen, die leider immer seltener werden, uns zu einem zufriedenstellenden Lebensstil führen würden. Diesen Eindruck habe ich bis jetzt aber nicht.« Pauline meint hingegen: »Die CUMA basiert auf dem Willen, der Lust und der Energie, die jeder einzelne zu geben hat. Das Funktionieren ist stark davon abhängig. Und im Moment ist etwas weniger Energie vorhanden, ganz klar.« Auch sei das Leben in einer WG einer ständigen Veränderung ausgesetzt, die Leute kommen und gehen und nicht jeder eigne sich das Projekt gleichermaßen an, so Pauline. Auch wenn in der letzten Zeit weniger Elan da war, so entwickelt sich seit einigen Monaten doch immerhin eine Food-Coopérative aus dem Netzwerk der CUMA heraus. Ganz nach dem Motto der Organisation: »Wer etwas verändern will, der kann es – und zwar mit Hilfe eines intakten Netzwerks.« Das Ziel der CUMA besteht aber nicht darin, unendlich zu wachsen. Inzwischen ist man mit zwölf WGs und gut 60 »Cumistes« an der oberen Grenze angelangt, denn in dem Netzwerk ist man überzeugt: Nur menschliche, eher kleine Strukturen garantieren die Flexibilität und das unkomplizierte Funktionieren. So werden Interessierte eher animiert, eigene kleine Initiativen ins Leben zu rufen. Ein CUMA-Babyboom soll es sein! Die Sitzungen finden unregelmässig statt, doch garantieren sie ein Mindestmaß an Dynamik – und enden meist in einem geselligen Abend. Während sich die CUMA also weiterentwickelt, bleibt das prinzipielle Vorhaben das Gleiche: eine Gesellschaft zu favorisieren, in der man sich gegenseitig unter die Arme greift, wo man sich Know-How beibringt und dabei autonom wird. •
Pascal Mülchi (27) ist freier Journalist. Er experimentiert zur Zeit in Südfrankreich mit Biogemüseanbau und interessiert sich für autonomiefördernde Alternativen im Alltag. cumacoloc@lists.riseup.net