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Das geheime Wissen der Waldfrau (Buchbesprechung)

von Christina Stange, erschienen in Ausgabe #25/2014
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Sie hat keine laute Mission, die Schweizerin Franzisca Weber, die im Grünen lebt und sogar im Winter im Freien vor ihrer kleinen Hütte schläft. Sie will niemanden dazu überreden, es ihr gleichzutun und statt Supermarkt und Apotheke den Wald mit seinen reichen Schätzen zu nutzen. Genau das aber macht diese »Waldfrau« so liebenswert – hat sie doch anscheinend ganz selbstverständlich und ohne pedantisch und asketisch zu wirken ihre alternative Lebensform gewählt. Spaß hat sie offensichtlich und kindliche Freude an all den Geschenken, die die Natur ihr zu Füßen legt. Sie liebt den Wald mit seinen Pflanzen und Bewohnern von Kindheit an. Sie genießt es, diese Verbindung zu leben und ihrem eigenen Rhythmus zu folgen – als Rahmen nur Jahreszeiten sowie Sonnenauf- und -untergang. So kann Franzisca Trüffeln aus der Ferne riechen und aus Löwenzahnwurzeln Kaffee kochen. Sie stellt sich aus Wurzeln von wilden Möhren Hautpflegemittel und aus Schafgarbe Wundheilungsauflagen her, erklärt den Unterschied zwischen Wald- und Knackerdbeere und kaut Fichtenharz statt Kaugummi – wer hätte gewusst, dass das die Zähne weiß hält, desinfiziert und das Zahnfleisch kräftigt?

Dieses liebevoll gestaltete und bebilderte Buch gibt einen Überblick über so einiges, was man im Wald finden und nutzen kann, ob zum Essen, zum Räuchern oder zum Gesunden. Übersichtlich nach Jahreszeiten geordnet sowie immer angenehm lesbar und kurz erläutert, erhalten wir hier einen Einblick in die Wunder und den Reichtum des Walds. Gern gibt die Waldfrau ihr Wissen preis, und klar und mit erfreulicher Leichtigkeit überträgt der schreibende Biologe Wolfgang Funke es in dieses Schatzkästchen.

Wir können viel von Franzisca lernen – wir, die wir im Überfluss und in selbstgemachter Enge nach Luft schnappen. Wir dürfen uns etwas abschauen von der bescheidenen Einfachheit ihres Lebens, das von Respekt gegenüber allen Wesen sowie von üppiger Vielfalt bestimmt ist. Man erlaube sich nur einmal, hinzuschauen und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen! Die Weisheit, die offenen Ohren hier vermittelt wird, beinhaltet mehr als nur ein paar Pilzrezepte und die besten Fundorte für Preiselbeeren.

Gern hätte ich noch mehr über das Leben dieser besonderen Frau erfahren, aber dafür muss man sich wohl selbst in den Wald zu ihrer Hütte begeben, denn sie selbst bleibt in diesem Buch doch eher im Hintergrund. Das ist schade, aber letztlich auch stimmig: Sind ihr doch Wald und Natur wichtiger und wesentlicher als die Menschen. Und so dürfen wir dankbar sein, an den Schätzen und der Schönheit der Schöpfung teilhaben zu können.

 

Das geheime Wissen der Waldfrau
Vom Finden, Sammeln und Genießen
Wolfgang Funke
blv, 2013, 160 Seiten
ISBN 978-3835411586
29,99 Euro

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von Christina Stange

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