Buchtipps

Die Wasser-Allmende (Buchbesprechung)

von Grit Fröhlich, erschienen in Ausgabe #24/2014
Photo

Wer den Zugang zum Wasser regelt, entscheidet über Leben und Tod. Fatal, wenn dies ein privates Unternehmen ist, das Wasser nicht deshalb bereitstellt, weil es zum Leben gebraucht wird, sondern nur dann, wenn es sich gewinnbringend verkaufen lässt. Es gibt viele solcher Gemeingüter oder Commons, die nicht der Marktlogik unterliegen sollten, sondern öffentlicher und demokratischer Kontrolle bedürfen. Eines der wichtigsten ist zweifellos Wasser. Maude Barlow, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, hat ein Buch über die »Wasser-Allmende« geschrieben, das im größeren Kontext der Commons-Debatte steht, die in den letzten Jahren zunehmend ins Bewusstsein gebracht hat, wie viel in unserem Leben auf Gütern beruht, die wir gemeinsam nutzen und pflegen. Es gibt keine Nachfrage nach Wasser, sondern nur ein Recht auf Wasser. Mit dieser Überzeugung entwirft Barlow eine Gegenerzählung zur derzeit verbreiteten Legende, dass die unsichtbare Hand des Marktes die effektivste Lösung für die Wasserprobleme der Welt finden werde. Ihr zufolge kann Wasser nur nach dem Prinzip der Allmende gemeinschaftlich bewahrt und gerecht verteilt werden, wie es traditionell selbstverständlich war.

Das Verdienst des manifestartigen Bändchens ist es, in kompakter Form eindrucksvolle Fakten über die Wasserkrise, klare Argumente gegen die Wasserprivatisierung und konkrete Perspektiven für Lösungen zu versammeln. Beispiele für gelungenen Widerstand gegen Wasserprivatisierung machen Mut. Schließlich entwirft Barlow die Vision einer »Erddemokratie« nach dem Vorbild Vandana Shivas, in der Wasser Gemeingut ist. Die Wasser-Allmende zu leben, heißt zu verinnerlichen, dass Wasser ein Teil aller Lebewesen ist und dass ein Schaden, der dem Wasser zugefügt wird, ein Schaden für das Ganze ist. Das Recht auf Wasser gilt nicht nur für den Menschen, sondern für die ganze Natur. Sogar dem Wasser selbst spricht Barlow Rechte zu: beispielsweise das Recht darauf, in natürlichen Flussverläufen frei fließen zu können oder das Recht des Wassertropfens, sein »Zuhause« zu finden und im Boden Leben zu nähren, statt auf versiegelte Flächen zu fallen.

Es ist spannend, wie die Autorin, ausgehend vom Wasser, den Bogen zu anderen Bereichen der Gesellschaft schlägt! Viele Bewegungen kämpfen heute an verschiedenen Fronten für Naturschutz, Bildung, Gesundheit oder Menschenrechte. Oft ist den Aktivistinnen und Aktivisten noch nicht bewusst, dass sie sich dabei in Kämpfen um den Erhalt von Gemeingütern befinden. Hier könnten sich in Zukunft Kräfte bündeln. In der Wasserkrise sieht Barlow die Chance, das Bewusstsein für die grundlegende Bedeutung von Gemeingütern in unserem Leben zu stärken und Alternativen zu finden – nicht nur beim Thema Wasser.

 

Die Wasser-Allmende
Eine gute Zukunft braucht gutes Wasser für alle.
Maude Barlow
thinkOya, 2013, 92 Seiten
ISBN 978-3442129874
10 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #24

Photo
Technikvon Jochen Schilk

Zurück in die Zukunft

Um das Jahr 1780 geriet Europa an den Rand einer ernsten Energiekrise: Das Holz, das bis dahin vor allem als Brenn-, Bau- und Werkmaterial stets zu den grundlegenden Stoffen der Menschen gehört hatte, wurde knapp. Was in dieser brisanten Lage nicht nur den Druck auf den Wald minderte, sondern

Photo
von Maja Klement

Wie Kinder heute wachsen (Buchbesprechung)

Warum spielen Kinder eigentlich? Und warum ist gerade das freie Spiel in der Natur für sie so wichtig? Welche Bedingungen brauchen Kinder, um zu kraftvollen, verbundenen und selbstbewussten Menschen heranzuwachsen? Um diese Fragen zu beantworten, haben sich zwei Experten für ein Buch

Photo
Permakulturvon Jan-Hendrik Cropp

Pflanzen reichen aus

Ein veganer Landbau, der komplett unabhängig von Nutztieren funktioniert, sei ohne weiteres möglich – und nötig, argumentiert der schreibende Gärtner Jan-Hendrik Cropp.

Ausgabe #24
Zukunftsmaschine

Cover OYA-Ausgabe 24
Neuigkeiten aus der Redaktion