Nutze Veränderungen und reagiere auf sie mit Kreativität!
Das zwölfte und letzte Gestaltungsprinzip von David Holmgren fordert uns auf, den Fokus mehr auf die Möglichkeiten als auf die Hindernisse zu lenken.
Der mit »Der geplünderte Planet« betitelte 33. Bericht an den »Club of Rome« setzt sich ausführlich mit den Rohstoffen unserer Erde auseinander und zielt auf einen umfassenden Wertewandel. Die Grundlagenarbeit von Ugo Bardi, die durch viele aufschlussreiche Expertenessays zu Prognosen und Lösungen in einzelnen Feldern ergänzt wird, leistet dazu einen wesentlichen Beitrag. Er hat keine Anklageschrift gegen unachtsame Industrien oder ausbeuterische Nationen formuliert – vielmehr ist hier angenehm lesbar veranschaulicht, wie Menschen denken, wieso »wir« so und nicht anders handeln und wie das alles mit der Erde und ihren endlichen Rohstoffvorkommen zusammenhängt. Bardi unternimmt mit seinen Leserinnen Ausflüge in Religion und Mythologie, durch die Steinzeit oder in die Epoche des untergehenden alten Roms – und es ist faszinierend, zu entdecken, was etwa die Münzprägung für die Kriegsmacht oder die Kohle für die Entwicklung eines englischen Weltreichs bedeutete. In dieser Lesart der Geschichte waren die Menschen stets und überall von den jeweils entdeckten und abbaubaren Rohstoffen beeinflusst, mit deren Hilfe florierende Reiche und Industrien, gleichzeitig aber auch existenzielle Abhängigkeiten entstanden. Mit Bardis Blick »von ganz oben« scheint es erstaunlich, dass die Spezies Mensch als kleiner Teil des Ökosystems sich so wichtig nimmt und in einer kurzen Phase der Erdgeschichte so sorglos und wider alle Vernunft Bodenschätze und Energie verschleudert.
Wunderbar sachlich und ohne Polemik, gibt der Bericht wertvolle Erklärungen zu physikalischen und geschichtlichen Hintergründen von einzelnen Mineralien und sonstigen Rohstoffen. Er zeigt Schwierigkeiten, wagt Prognosen und entlarvt Unendlichkeitstheorien als kurzsichtig und fehlerhaft. Zwar betont Bardi, dass die Rohstoffe uns in absehbarer Zukunft wohl nicht ausgehen werden – ebenso deutlich zeigt er aber auch, dass ihre Verfügbarkeit dennoch begrenzt ist. Als Nebenprodukt der nur noch schwer erreichbaren Schätze entstehen nicht nur enorme umweltbelastende Rückstände; insbesondere die überdimensional hohe Energiesteigerung für die aufwendige Gewinnung macht eine unendliche Ausbeutung unpraktikabel und sinnlos. Zugänglich werden komplexe Themen wie »Peak Oil«, »Fracking«, »Downcycling«, »Wiederverwendung statt Wiederverwertung«, »Degrowth statt Effizienz« und »Stärkung lokaler Strukturen«. Letztlich bleibt nur ein Weg – zu akzeptieren, dass nicht alles so beibehalten werden kann wie bisher, und den Wandel mit offenen Armen zu empfangen, statt ihn auszublenden oder gegen ihn anzukämpfen. Ugo Bardi trägt dazu bei, dass wir verstehen – handeln müssen wir selber.
Der geplünderte Planet
Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen.
Ugo Bardi
oekom, 2013
355 Seiten
22,95 Euro
Das zwölfte und letzte Gestaltungsprinzip von David Holmgren fordert uns auf, den Fokus mehr auf die Möglichkeiten als auf die Hindernisse zu lenken.
Wam Kat ist Mitbegründer des Kollektivs »Rampenplan«, das seit den 1980er Jahren politische Aktionen vegetarisch bekocht. Während der Jugoslawienkriege engagierte er sich als Friedensarbeiter und initiierte 1999 die »Balkan Sunflowers – Volunteers for Social Reconstruction«. In Belzig im Fläming, wo Wam seit 1995 wohnt, rief er die Initiative »Info-Café – Der Winkel für Toleranz und gegen rechte Gewalt« ins Leben. 2008 wurde der Revolutions-Koch in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Seit einiger Zeit ist er mit seiner »Fläming Kitchen« europaweit unterwegs, um auf die Lebensmittelverschwendung hinzuweisen.
Ich lese gerne draußen. Dabei krabbelt immer mal wieder ein Insekt über mein Buch. Normalerweise schnicke ich es behutsam weg, um in den Seiten fortzufahren. Als ich jedoch Andreas Webers »Alles fühlt« las, fügte es sich zu einem ganz natürlichen Teil meiner